Formel E und FIA haben die ersten Bilder des neuen Gen3-Rennwagens gezeigt, der ab 2023 eine neue technische Ära in der Elektro-Rennserie einläutet. Am Rande der offiziellen Testfahrten in Valencia veröffentlichten die Verantwortlichen Bilder, die zumindest einen guten Eindruck auf die Zukunft geben. Der erste Eindruck des Autos: Starfighter-Optik!

Bislang war es der Formel E erfolgreich gelungen, die Optik des Gen3-Projekts unter Verschluss zu halten. Erste Testfahrten mit dem Boliden, der bis zu 350 kW (470 PS) Leistung liefern soll, wurden bereits durchgeführt. Am Steuer saß nach Informationen von Motorsport-Magazin.com der langjährige Audi-Werksfahrer Benoit Treluyer, der für Konstrukteur Spark Technologies die Tests durchführt.

Die nun veröffentlichten Bilder zeigen ein nach vorne hin spitz zulaufendes Chassis, den weiteren Verzicht auf einen traditionellen Heckflügel und die Rückkehr zu offenen Radhäusern.

Das Gen3-Auto erinnert wieder mehr an einen Formel-Boliden, nachdem das aktuelle Gen2-Auto mehr ein Mix aus Formel- und GT-Wagen war. Intern wird das Auto gern einmal als 'Batmobil' bezeichnet. Die Bilder des Gen3 lassen zumindest erneut einen wuchtigen Diffusor am Heck erahnen. Der Verzicht auf ausladende Aero-Teile war keine Überraschung, Downforce zählte noch nie zu den Schlüsselelementen der Serie, die ihre Rennen zumeist auf winkligen Stadtkursen austrägt.

Foto: Formula E
Foto: Formula E

Bei der Präsentation beschrieben die Verantwortlichen das Gen3-Fahrzeug als das effizienteste Rennauto der Welt, bei dem 40 Prozent der Energie mittels Rekuperation über die Bremsen zurückgewonnen werden kann. Für 2023 rüstet die Formel E in diesem Bereich massiv auf: Erstmals kommt auch an der Vorderachse ein E-Motor zum Einsatz, der allerdings nur zur Rückgewinnung von Energie genutzt werden kann.

Dieser Motor wird ein Einheitsbauteil der Firma Atieva und soll zusammen mit dem frei entwickelbaren Elektro-Motor an der Hinterachse bis zu 600 kW (250 kW vorne, 350 kW hinten) zurückgewinnen dürfen. Eine Weile hatten gewisse Hersteller gehofft, dass der vordere Motor ebenfalls zur Leistungsabgabe beitragen darf, doch dieser Idee schoben FIA und Formel E einen Riegel vor.

Interessanterweise verzichtet das Gen3-Auto auf hydraulische Bremsen an der Hinterachse, womit der Fokus künftig sogar noch stärker auf dem regenerativen Bremsen liegen dürfte. Das effiziente Fahren soll weiter ein Kernstück der Formel E bleiben. Die Formel E gibt jetzt einen Topspeed von bis zu 320 km/h an. Genaue Maße oder Gewichte wurden nicht mitgeteilt. Nach letztem Stand lag das Zielgewicht bei 780 Kilogramm und damit 120 weniger als das aktuelle Auto. Allein bei der Batterie, ab 2023 wieder von Williams, sollen 101 Kilo abgespeckt werden.

Foto: Formula E
Foto: Formula E

Die ersten Autos soll im Frühling 2022 an die engagierten Hersteller und Teams ausgeliefert werden. Bislang zur Zukunft der Formel E bekannt haben sich Porsche, Nissan, DS Automobiles, Mahindra, Jaguar, Dragon/Penske, Venturi und NIO. Eine Zukunft des Mercedes-Teams ist auch nach dem bevorstehenden Werks-Ausstieg vorstellbar.

Nachhaltigkeit soll weiter eine Rolle in der Formel E spielen, so auch beim Gen3-Auto. Wie die Verantwortlichen mitteilten, soll der Neue klimaneutral sein und damit den Status der Serie als erste klimaneutrale Sportart der Welt unterstützen. Beschädigte Karbon-Teile sollen ein zweites Leben in der Luft- und Raumfahrt erhalten, dazu sollen 26 Prozent der Hankook-Reifen aus nachhaltigen Stoffen bestehen. Dem Konzept der Allwetter-Reifen bleiben die Formel E auch mit dem neuen Partner aus Korea treu.

"Der neue Gen3-Formel-E-Einsitzer ist ein Auto, das an der Schnittstelle von Höchstleistung, Effizienz und Nachhaltigkeit geschaffen wurde", sagt Noch-FIA-Präsident Jean Todt. "Die Arbeit der FIA-Teams zusammen mit der Formel E seit dem Start vor acht Saisons strebt unermüdlich danach, Innovationen voranzutreiben und die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität voranzutreiben. Ich habe keinen Zweifel, dass dieser neue Einsitzer die Formel E auf die nächste Stufe heben wird."

Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle ergänzt vollmundig: "Gemeinsam mit der FIA haben wir den effizientesten und nachhaltigsten Hochleistungs-Rennwagen der Welt gebaut. Der Gen3 ist unser bisher schnellstes, leichtestes, leistungsstärkstes und effizientestes Rennauto. Es ist eine Kreatur, die für ihren Lebensraum entwickelt wurde: um auf den Straßen im Rad-an-Rad-Kampf zu racen."