Audi und BMW biegen auf die Zielgerade ihrer Werks-Engagements in der Formel E ein. Auf dem Weg zum Ausstieg nach der laufenden Saison 2021 geht es abseits der Rennstrecke noch einmal ordentlich zur Sache, ganz besonders rund um den Autobauer aus München.

Anlass war ein viel diskutiertes Interview in der aktuellen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com, in dem der neue BMW-Motorsportchef und gleichzeitige Geschäftsführer der BMW M GmbH, Markus Flasch, hart mit der Formel E ins Gericht ging.

Vor allem eine Aussage (das komplette Zitat folgt am Ende dieses Artikels; d. Red.) des Österreichers sorgte für Aufruhr: "Meine persönliche Einschätzung dazu ist, dass die Formel E nicht die Motorsport-Community erreicht, die sie erreichen sollte, um die Kosten zu rechtfertigen."

Am Rande des Rennwochenendes in New York konfrontierte Motorsport-Magazin.com den Gründer und Chef der Formel E, Alejandro Agag, mit Flaschs persönlicher Einschätzung zur Elektro-Rennserie, aus der sich das Team BMW i Andretti zum Saisonende 2021 nach drei Saisons mit einem Werks-Programm verabschiedet. Der langjährige Partner Andretti setzt in der Saison 2022 als Privatteam weiter den von BMW entwickelten Antriebsstrang ein.

Im Rahmen eines ausführlichen Interviews mit Agag für die nächste Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com ereignete sich folgende Konversation:

"Herr Agag, kennen Sie Markus Flasch?"
Alejandro Agag: "Nein."

"Das ist der Geschäftsführer der BMW M GmbH."
Alejandro Agag: "Ah, das ist der Mann, der mich angerufen und gesagt hat, dass sie aussteigen! Ich habe nur einmal mit ihm gesprochen. Ich hatte ein Gespräch mit ihm, er sagte: 'Wir verlassen die Formel E.' Ich sagte: 'Okay. Wann gebt ihr das bekannt?' Er sagte: 'In einer Stunde.' Das ist die Wahrheit!"

"Läuft das üblicherweise so ab?"
Alejandro Agag: "So läuft das bei BMW. Bei anderen war es nicht so."

"Was sagen Sie zur persönlichen Einschätzung von Markus Flasch?" (Wir haben Agag das oben angeführte Zitat übersetzt und vorgelesen; d. Red.)
Alejandro Agag: "Jeder hat seine Meinung. Ich habe meine, er hat seine."

Beim Treffen in New York zeigen wir Agag das Flasch-Interview in unserer aktuellen Print-Ausgabe, Foto: Motorsport-Magazin.com
Beim Treffen in New York zeigen wir Agag das Flasch-Interview in unserer aktuellen Print-Ausgabe, Foto: Motorsport-Magazin.com

Über die offenbar sehr kurzfristig getätigte Ankündigung zum Ausstieg schien Agag alles andere als begeistert. Was er davon hält, dass sich mit Audi und BMW zwei deutsche Autobauer aus der Formel E verabschieden, teilte der Spanier wie üblich sehr direkt mit.

Agag: "BMW und Audi haben eindeutig die falsche Entscheidung getroffen. Und eines Tages werden sie das auch erkennen. Da arbeiten Leute, die immer noch in der Vergangenheit leben. Das ist okay. Jeder kann seine Entscheidungen treffen. Ich bin dankbar für die Jahre, in denen Audi und BMW bei uns waren. Die haben tolle Teams und ich hätte mir gewünscht, dass sie weitermachen. Aber sie haben die falsche Entscheidung getroffen."

Aufgrund der Brisanz von Flaschs Aussagen zu einem Zeitpunkt, in dem BMW noch aktiv in der Formel E engagiert ist und zuletzt in New York durch Maximilian Günther den zweiten Saisonsieg nach Jake Dennis' Triumph in Valencia erzielte, fragte Motorsport-Magazin.com in New York auch FIA-Präsident Jean Todt im Rahmen einer Gesprächsrunde mit ausgewählten Medienvertretern nach seiner Meinung.

Der scheidende Präsident der Federation Internationale de l'Automobile musterte in unserem Print-Magazin den grafisch hervorgehobenen Auszug von Flaschs Aussage sehr genau, bevor er schließlich sagte: "Ich respektiere persönliche Meinungen. Stimme ich damit überein? Nein, ich denke nicht. Ich respektiere die Meinung, teile sie aber nicht."

Der Vollständigkeit halber veröffentlicht Motorsport-Magazin.com an dieser Stelle die komplette Aussage von Flasch auf unsere Frage, was zur Entscheidung von BMW führte, nach der aktuellen Saison aus der Formel E auszusteigen:

Flasch: "Wir haben ja gesagt, dass die Formel E eine Technologieplattform war, wo wir Technologien von der Serie und in die Serie hin promotet haben. Dieser Technologietransfer war aus unserer Sicht jetzt ausgeschöpft. Meine persönliche Einschätzung dazu ist, dass die Formel E nicht die Motorsport-Community erreicht, die sie erreichen sollte, um die Kosten zu rechtfertigen. Der Grund, warum wir Motorsport betreiben, ist nicht, einfach nur eine Technologie zu kommunizieren. Wir wollen unsere Fans und unsere Community erreichen und unsere Marke nachträglich prägen. Das hat meiner Ansicht nach mit dem Formel-E-Engagement nicht funktioniert."

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