Die Bilanz des Saisonauftaktes der Formel E in Saudi-Arabien fällt gemischt aus. Während Sam Bird (Samstag) und Nyck de Vries (Freitag) die ersten Nachtrennen in der Geschichte der Elektro-Rennserie gewannen, mussten Edoardo Mortara und Alex Lynn am Samstag ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Glück im Unglück: Beide Fahrer erlitten offenbar keine schweren Verletzungen. Mahindra-Pilot Lynn wurde um 01:00 Uhr in der Nacht auf Sonntag wieder aus dem Hospital entlassen. Sein Teamchef Dilbagh Gill: "Das Wichtigste ist, dass es Alex nach seinem Unfall gut geht. Es war ein böser Unfall, aber es ist ein Beweis für die laufende Arbeit, die die Formel E und die FIA im Bereich Sicherheit leisten, dass Alex nur einige Beulen und blaue Flecken erlitten hat und wieder mit uns in Rom fahren wird."

Bei The Race lieferte Teamchef Gill weitere Details zum Unfall, den viele Beobachter als den schwersten in der Geschichte der Formel E beschrieben: "Das Auto ist komplett zerstört, das kann man zu 100 Prozent abschreiben. Das Monocoque wurde zertrümmert. Der Überrollbügel wurde beschädigt, das Halo ist eingedellt und hat tiefe Kratzer." Lynn habe beim Unfall das Lenkrad mit seinen Beinen berührt, sodass die Regen-Paddel zerbrachen. Am Sonntagmorgen sei es ihm besser gegangen als zunächst erwartet.

Am Sonntagnachmittag veröffentlichte die Formel E in den sozialen Medien erstmals Bildmaterial, das den Unfallhergang zeigt:

Lynn verunfallte rund zehn Minuten vor dem geplanten Ende des Samstagsrennens. Der Unfallhergang war im Fernsehen nicht zu sehen. Ein Internet-Video von einer Person an der Streckenbegrenzung zeigte allerdings, wie Lynn auf dem Dach liegend über einen längeren Weg in die Streckenbegrenzung rutschte. Er war zuvor mit Jaguar-Pilot Evans kollidiert und überschlug sich dabei offenbar. "Er traf mich hinten am Rad. Das war wie ein Flugzeug-Unfall", sagte der Neuseeländer im Anschluss.

In dieser hektischen Schlussphase fielen auch Maximilian Günther nach einer Kollision mit Tom Blomqvist (im TV-Bild zu sehen), Sebastien Buemi und Lynns Unfallgegner Mitch Evans aus.

Rennen vorzeitig abgebrochen

Der Vorfall löste eine längere Safety-Car-Phase aus, bis die Rennleitung das Rennen rund drei Minuten vor dem eigentlichen Zieleinlauf vorzeitig beendete. Bird errang seinen zehnten Formel-E-Sieg vor Pole-Setter Robin Frijns und Meister Antonio Felix da Costa.

Kurz nach dem Rennende teilte Lynns Team Mahindra mit, dass der Brite bei Bewusstsein sei, sprechen könne und zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. "Ich habe den Unfall mit Lynn gesehen", sagte Vergne auf der anschließenden Pressekonferenz. "Ich bin froh, dass er okay ist. Das war ein ziemlich heftiger Unfall. Wenn so etwas passiert, ist es egal, wo man selbst im Rennen landet."

Di Grassi: Das war ein Mega-Unfall

Audi-Pilot Lucas di Grassi twitterte: "Ein verrücktes Rennen, nach dem es noch einige Strafen geben wird. Ich bin noch nicht sicher, welchen platz ich habe. Das Wichtigste ist aber, dass Alex Lynn in Ordnung ist. Das war ein Mega-Unfall." Der brasilianische Teamkollege von Rene Rast (Platz 10) überquerte die Ziellinie als Zwölfter.

Lynn war am zweiten Renntag im Stadtteil Diriyah der zweite Fahrer, der nach einem Unfall das Krankenhaus aufsuchen musste. Zuvor hatte es Edoardo Mortara erwischt, der das Freitagsrennen auf dem zweiten Platz beendet hatte. Der Venturi-Pilot crashte zum Ende des 3. Trainings bei einer Startübung ungebremst in die Mauer am Ende der ersten Kurve.

Mortara: Großer Crash mit 50 G

Wie sich später herausstellte, lag im Mercedes-Kundenauto, das Venturi seit letztem Jahr nutzt, ein Software-Fehler vor. In diesem Zuge verbot die Rennleitung sowohl dem Mercedes-Werksteam als auch Venturi die Teilnahme am Qualifying. Mercedes konnte den Fehler rechtzeitig zum Rennstart auflösen und der FIA beweisen, dass alle Autos sicher sind.

Mortara kehrte vor dem Rennstart an die Strecke zurück. Seinem Team gelang es jedoch nicht rechtzeitig, das beschädigte Fahrzeug zu reparieren. Der frühere DTM-Pilot sprach vom größten Schreckmoment seines Lebens und sagte später bei Sat.1: "Das war ein großer Crash mit ungefähr 50 G! Ich bin schon sehr dankbar, dass ich hier bin. Das Rennen können wir leider nicht starten, aber es ist gut, dass ich hier stehe."