Geisterrennen oder keine Geisterrennen? Diese Debatte bestimmt in der aktuellen Zeit viele Motorsportserien, von der Formel 1 über die DTM bis hin zur MotoGP. Angesichts der Verbote von Großveranstaltungen in Deutschland, Belgien und wohl noch weiterer Nationen bis Ende August, bleibt den Verantwortlichen derzeit kaum eine andere Möglichkeit.

Während sich zuletzt gewisse Rennstrecken oder Motorsport-Größen wie Gerhard Berger und Hans-Joachim Stuck gegen die Austragung von Geisterrennen aussprachen, vertritt Formel-E-Gründer Alejandro Agag einen anderen Ansatz. Der Spanier glaubt, dass so schnell wie möglich wieder Rennen gefahren werden müssen - aufgrund mangelnder Optionen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

"Ich denke, dass wir hinter verschlossenen Türen fahren werden", sagte Agag während einer virtuellen Pressekonferenz an diesem Dienstag. "Die Menschen brauchen Unterhaltung, solange sie zuhause sind." In der Szene herrscht Einigkeit: Wenn in der Corona-Krise Rennen im Fernsehen übertragen werden, dürfte eine hervorragende Quote herausspringen.

Agag weiter: "Wenn die Leute Fußball oder Motorsport schauen können, wenn man ihnen Gründe gibt, um zuhause zu bleiben, dann sind sie dort glücklicher. Ohne Entertainment ist das Risiko höher, dass Beschränkungen gebrochen werden. Dem Sport kommt hier eine wichtige Rolle zu."

Agag sprach von einer sozialen Funktion des Sports in diesen Ausnahmezeiten. Ähnlich beurteilte es zuletzt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der im Fußball neben wirtschaftlichen auch die psychologischen Faktoren sah und die Austragung von Geisterspielen unter Auflagen in Aussicht stellte. Die Bundesliga könnte den Betrieb vor leeren Rängen schon am 09. Mai wieder aufnehmen.

"Hoffentlich ist Sport unter Ausschluss der Öffentlichkeit nicht die Zukunft, denn das wäre eine traurige Zukunft", sagte Agag. "Aber kurzfristig ist es der einzige Weg. Ich verteidige den Sport ohne Zuschauer, weil man dadurch die Menschen unterhalten kann - sie brauchen das."

Die Formel E beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit sogenannten Geisterrennen auf permanenten Rennstrecken wie Valencia, Portimao oder Donington. An Austragungen in den sonst üblichen Metropolen ist derzeit kaum zu denken. Der für den 21. Juni angesetzte Berlin ePrix wurde zuletzt auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die nachfolgenden Rennen in New York und das Doubleheader-Finale in London erscheinen ebenfalls weit entfernt von einer Umsetzung bis Ende Juli. Fünf Rennen bei vier Veranstaltungen hat die Formel E in der laufenden Saison ausgetragen. Um sich als Meisterschaft zu qualifizieren, müssten laut Reglement sechs Veranstaltungen stattfinden.