Es war das große Thema beim Finalauftakt der Formel E in London: die Mega-Welle in Kurve 1. Im 1. Training fiel Jerome d'Ambrosio der extremen Senke in der ersten Ecke zum Opfer, als er sich beim Überfahren die Aufhängung seines Autos zerstörte. Nach langen Diskussionen entschieden die Offiziellen schließlich, eine TecPro-Barriere an dieser Stelle zu errichten, damit die Piloten nicht mehr über die tiefe Bodenwelle fahren können.

Der Kompromiss: An dieser Stelle durfte im ersten Rennen am Samstag nicht überholt werden, permanent wurden hier gelbe Flaggen geschwenkt. Außerdem wurde hinter dem Safety Car gestartet. Noch ist unklar, was im zweiten und letzten Rennen der Saison am Sonntag passiert - gibt es erneut einen Safety-Car-Start? Am Abend wurde nun kurzerhand ein neues Asphaltband aufgetragen, die Barriere stattdessen erst einmal entfernt.

Streckenarbeiten am Samstagabend in Kurve 1, Foto: Motorsport-Magazin.comm
Streckenarbeiten am Samstagabend in Kurve 1, Foto: Motorsport-Magazin.comm

Neuer Asphalt als permanente Lösung

Motorsport-Magazin.com machte sich ein eigenes Bild von besagter Stelle. Der neue Asphalt soll angeblich besser sein als der aktuelle Belag auf der Strecke. Außerdem sei er bis zum Sonntag komplett ausgetrocknet, sodass die Piloten gefahrlos drüberfahren können, ohne den Grip zu verlieren. Eine Entscheidung der Rennleitung stand am Sonntagabend noch aus.

Jedenfalls war die Trouble-Turn-Aktion nicht allzu glücklich. Einige Fahrer wunderten sich, warum diese Gefahrzone nicht bei Testläufen vor einiger Zeit erkannt wurde. Fakt ist: Am Samstagmorgen hoben die Autos nach dem Überfahren der Senke ab und setzten anschließend hart auf. "Am Ende haben die Offiziellen die richtige Entscheidung getroffen", sagte Daniel Abt gegenüber Motorsport-Magazin.com mit blick auf die kurzfristig errichtete Barriere. "Es möchte ja niemand, dass die Meisterschaft wegen eines Aufhängungsbruchs an einem Auto entschieden wird."

Neuer Asphalt soll helfen, Foto: Motorsport-Magazin.comm
Neuer Asphalt soll helfen, Foto: Motorsport-Magazin.comm

Hätte man es vorher sehen können?

Angesichts der Relevanz des großen Finales in London muss man sich allerdings schon die Frage stellen, ob dieses Problem nicht im Vorfeld hätte erkannt werden müssen. Immerhin gaben sich die Verantwortlichen an diesem Samstag alle Mühe, eine schnelle Lösung zu finden, um einen ordentlichen Rennablauf sicherzustellen.

"Sicherheit geht vor und es war schon ziemlich gefährlich in Kurve 1", sagte Formel-E-Debütant Fabio Leimer bei Motorsport-Magazin.com. "Ich selbst kann es nicht wirklich einschätzen, aber von anderen Fahrern habe ich gehört, dass das hier die schlimmste Strecke ist."

Nick Heidfeld kritisiert die Verhältnisse im Battersea Park, Foto: Sutton
Nick Heidfeld kritisiert die Verhältnisse im Battersea Park, Foto: Sutton

Heidfeld: Kritik an Verhältnissen

Zahlreiche Piloten waren alles andere als happy mit den Streckenverhältnissen im Battersea Park. Neben den heftigen Bodenwellen sorgte auch der Abfall der Strecke auf der Außenlinie für Probleme - auf normalen Rennstrecken macht der Asphalt eine kleine Wölbung nach oben, hier ist es genau andersherum. Als nach dem 1. Training morgens klar war, dass die Bodenwellen zu heftig sind, drehten alle Teams ihre Autos höher, um weniger stark aufzusetzen. Das wirkte sich natürlich negativ auf die Aerodynamik aus.

Nick Heidfeld lobte zwar die Idee, ein Rennen mitten in der britischen Metropole auszutragen und auch die Grundidee mit dem Battersea Park als Veranstaltungsort sei gut. Angesichts der Bedingungen sparte der frühere Formel-1-Pilot allerdings nicht mit Kritik. "Wir mussten die Bodenfreiheit erhöhen, sonst wäre der Unterboden nach zwei Runden kaputt gewesen", erklärte Heidfeld gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber selbst, wenn du das Auto bis zum erlaubten Maximum hochschraubst, setzt du in Kurve 1 und 8 noch immer auf. Das hier ist die extremste Strecke, und in meinen Augen zu extrem."

Bruno Senna warnt vor dem Risiko in Kurve 1, Foto: Sutton
Bruno Senna warnt vor dem Risiko in Kurve 1, Foto: Sutton

Senna warnt vor Kurve 1

Am Sonntag stehen zwei weitere Trainings auf dem Plan. Dort wird sich zeigen, ob die Asphaltierungs-Lösung geeignet ist. Einige Fahrer sprachen sich für einen normalen Rennstart aus, sollte die Stelle ungefährlich sein. Bruno Senna warnte allerdings, dass dieser Punkt der Strecke immer noch sehr eng sei und gerade beim Start Schwierigkeiten auftauchen können. "Ich halte das für keine gute Idee. Das ist das einzige Mal, dass so viele Autos dicht nebeneinander fahren", sagte der Brasilianer bei Motorsport-Magazin.com.

Unklar ist auch, ob im Sonntagsrennen an besagter Stelle nun gelbe Flaggen geschwenkt werden oder nicht. Senna: "In diesem Bereich ist eine starke Wölbung auf der Strecke. Wenn du da drüber fährst, kann es das Auto herumdrehen und du verlierst die Kontrolle. Das ist zudem eine schnelle Passage, wir kommen da im fünften Gang an. Und wenn du die Fahrer selber machen lässt, dann tun sie alles, um vor dem anderen zu sein..."