Was hältst Du von der Idee, das Qualifying in Monaco zu teilen?
Nick Heidfeld: Die Fahrer hätten es gerne irgendwie aufgesplittet, denn es wird ein Chaos geben. Es stellt auch ein gewisses Risiko dar. Die wahrscheinlichste Lösung würde man finden, wenn alle Teams sich einigen. Deswegen hoffen wir, dass die Teams sich da zusammentun und einen Vorschlag machen. Ich kann mir vorstellen, dass dann etwas passiert. Ich hoffe es, aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass es innerhalb von einer Woche etwas schwierig wird. Mit so vielen Autos auf einer so kurzen Strecke und mit so unterschiedlichen Speeds kann da schon was passieren.

Vor 20 Jahren ging es auch...
Nick Heidfeld: Da war das Qualifying aber anders. Eine Stunde.

Das war aber auch eine Stunde mit 26 Autos...
Nick Heidfeld: Ja, aber da hattest du eine Stunde, um eine gute Runde zu erwischen. Jetzt hast du im ersten Qualifying 20 Minuten.

Andererseits muss man in den 20 Minuten nicht die Top-Runde erwischen, wenn man in einem guten Team ist...
Nick Heidfeld: Wenn du komplett Verkehr hast, ist die Runde im Eimer, dann bist du nicht durch, auch nicht in einem schnellen Auto.

Du warst heute auch an der Strecke und hast geschaut. Wie waren deine Eindrücke?
Nick Heidfeld: Also der erste Eindruck war, dass es viel schwieriger ist, so große Unterschiede zu sehen wie beim Test, aber auch beim ersten Rennen. Die Teams haben ihr Auto mehr aufs Optimum hinbekommen, auch wenn es immer noch gravierende Zeitunterscheide gibt. Aber die Balance der Autos ist generell näher zusammengerückt. Was man nach wie vor sieht, ist, dass der Sauber ein Auto ist, das schwierig zu fahren ist. Er ist noch immer recht hart abgestimmt. Nicht mehr ganz so extrem wie Anfang des Jahres, aber die Bewegungen und Reaktionen sind recht ausgeprägt und schnell. Dementsprechend ist das kein Auto, das einfach zu fahren ist.

Michael Schumacher kam in Barcelona besser zurecht, Foto: Sutton
Michael Schumacher kam in Barcelona besser zurecht, Foto: Sutton

Ist das etwas, was du aus der Charakteristik früherer Jahre mit dem Auto kennst?
Nick Heidfeld: Es ist schwierig. Denn ich konnte das Auto selten von außen mit den anderen vergleichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so schwer zu fahren war. Ich glaube, vom Setup waren wir damals auf einer ähnlichen Richtung wie sie es jetzt machen. Ich glaube nicht, dass es so schwierig war wie jetzt.

Was sagst du zu euren Autos? Habt ihr hier jetzt einen deutlichen Fortschritt?
Nick Heidfeld: Es ist optisch von draußen ganz klar ein großer Fortschritt. Das Auto sieht so aus, als wäre es einfacher zu fahren. Die Balance ist näher zusammen, es sieht einfach besser aus. Aber auch die anderen haben sich gesteigert. Bei der Balance hat sich am wenigsten bei den Top-Autos vorne verändert, also Red Bull und Ferrari. Die hatten schon eine gute Balance, da ist es dann schwierig, noch viel mehr zu tun, was die Balance betrifft. Welches Auto sich von der Balance noch verändert hat, ist der Virgin. Der hat für mich im Winter katastrophal ausgesehen und jetzt sieht er fahrbar aus. Das ist also ein Riesenfortschritt. Der Lotus sieht aber nach wie vor einfacher zu fahren aus, wobei die beide wenig Abtrieb haben. Sie sind etwas langsamer. Der Toro Rosso ist nicht mehr so übersteuernd wie im Winter, was einerseits besser ist, andererseits ist das Balance-Fenster zwischen Unter- und Übersteuern größer geworden, was auch nicht optimal ist. Renault und Williams sind beide noch weicher als die anderen Teams, aber nicht mehr so ausgeprägt.

Du sagst, Red Bull hat sich bei der Balance nicht mehr so steigern können. Trotzdem sah es hier so aus, als würden sie vorne wegfahren...
Nick Heidfeld: Heute sah es so aus, aber wir müssen morgen abwarten. Aber wenn es bei der Balance von außen so schwierig zu sehen ist, dann kommt es auch immer noch auf den Abtrieb und den generellen Grip an. Da sind sie mit Sicherheit noch gut dabei.

Was glaubst du? Seid ihr näher an sie rangekommen? Kann man da schon was sagen?
Nick Heidfeld: Schwierig. Ich denke, dass wir uns im Gesamtkonstrukt zu allen anderen hin verbessert haben. Ob wir näher zur Spitze gekommen sind oder wen überholt haben, werden wir dann sehen. Wenn man auf die Zeiten sieht und da auf den Durchschnitt schaut, haben wir uns mehr verbessert als der Durchschnitt. Aber das ist Freitag, morgen sehen wir es genau.

Gibt es einen Unterschied zwischen Michael und Nico bei den Aussagen? Ist der eine zufriedener als der andere oder war das durch die Programme bedingt, dass der Unterschied in die andere Richtung so groß war?
Nick Heidfeld: Ich konnte nichts Offensichtliches ausmachen zwischen den beiden. Ich glaube, der Michael war im Vergleich zum Nico zufriedener mit dem Setup, das er gefunden hatte. Auch da müssen wir morgen abwarten. Außerdem muss ich dem zustimmen, was vorher gesagt wurde. Das Auto wurde nicht für Michael umgebaut, sondern es wurde umgebaut, um es für beide Fahrer schnell zu machen. Die Entscheidung was den Radstand betrifft, wurde schon vor ewigen Zeiten getroffen. Ich weiß, da gibt es gerne Verschwörungstheorien, oft ist was dran, aber diesmal nicht.

Die Fans würden Nick gerne wieder fahren sehen, Foto: Sutton
Die Fans würden Nick gerne wieder fahren sehen, Foto: Sutton

Hier in Barcelona wird so viel getestet, kann es trotzdem noch Überraschungen geben? Oder was ist der Faktor, der Barcelona trotzdem spannend machen kann?
Nick Heidfeld: Hier wird nicht mehr so viel getestet wie in der Vergangenheit. Im Winter wurde zwar wieder hier getestet, aber früher sind wir hier rund um die Uhr gefahren. Alle kennen die Strecke, selbst die Neuen können sich nicht herausreden. Leider sind die Rennen hier oft nicht gerade von Spannung geprägt, weil das Überholen schwierig ist. Durch den Umbau ist es ein bisschen besser geworden, so dass es wenigstens ab und zu ein paar Manöver gibt. Es wird aber sicher spannend sein zu sehen, wie das Kräfteverhältnis nach den Updates aussieht. Regen bringt immer alles durcheinander und noch gibt es ein gewisses Regenrisiko, aber das ist etwas geringer geworden.

Zwischen Barcelona und Monaco liegen nur wenige Tage. Ist das ein Problem für die Fahrer und Teams?
Nick Heidfeld: Für die Fahrer ist es kein Problem. Der Spanien GP ist physisch nicht mehr so anstrengend wie früher, vor allem weil die letzte Passage entschärft wurde. Es gibt auch ein bisschen Zeit, um sich vor Monaco zu entspannen. Außerdem sind die Rennen in diesem Jahr weniger anstrengend als in der Vergangenheit. Wir fahren am Anfang mit so viel Gewicht herum, dass die Rundenzeiten um Sekunden langsamer sind. Das macht körperlich einen großen Unterschied. Für das Team ist die Herausforderung bestimmt größer, die Autos auf Vordermann zu bringen.