Home sweet home. Für die Formel 1 gilt das in Barcelona gleich doppelt: Nach vier Überseerennen geht es endlich wieder nach Europa, wo die gemütlichen Motorhomes ihr Comeback feiern. Und: Keine Strecke kennt der F1-Zirkus von abertausenden Testkilometern so gut wie den Circuit de Catalunya.

Der Kurs vor den Toren der spanischen Metropole ist eine von nur zwei aktuellen F1-Strecken, auf denen der Rundenrekord in der neuen 2,4 Liter V8-Motoren-Ära nach 2004 gebrochen werden konnte. Der zweite Kurs ist Suzuka.

"Barcelona ist sehr anspruchsvoll - hart für die Autos, die Motoren und für die Fahrer", weiß Lokalmatador Pedro de la Rosa. Der Spanier mag seinen Heimkurs natürlich gerne. Ganz besonders Kurve drei. "Sie ist sehr schnell und sehr lang, ein echter Nacken-Killer", sagt de la Rosa, der die große Bandbreite der Kurven lobt. "Es gibt schnelle, mittelschnelle und im letzten Sektor auch ein paar langsame."

Ungewöhnlich und sogar etwas aufregend ist für die Fahrer Kurve 9. "Sie führt über eine Kuppe, sodass der Ausgang nicht einzusehen ist", sagt Kubica. "In solchen Kurven hoffst du immer, dass nichts schief geht, denn wenn du dort abfliegst, gibt es einen heftigen Unfall."

Setup-Fokus

Für Sauber-Technikchef James Key ist der Circuit de Catalunya deshalb eine ausgezeichnete Referenzstrecke mit einem Mix aus langsamen und schnellen Kurven. "Man braucht Abtrieb genauso wie guten mechanischen Grip", erklärt er. "Es ist ein sehr technischer Kurs, auf dem es nie einfach war, das Auto optimal abzustimmen." Genau das ist aber wichtig, wie Kamui Kobayashi betont. "Die Verbindung von Auto und Fahrer muss sehr gut passen, es ist schwierig, aber entscheidend, die Abstimmung richtig hinzubekommen."

Der Wind kann am Circuit de Catalunya sehr stark sein und die Bedingungen von einem Tag zum anderen verändern, Foto: Sutton
Der Wind kann am Circuit de Catalunya sehr stark sein und die Bedingungen von einem Tag zum anderen verändern, Foto: Sutton

Auch Robert Kubica findet das Streckenlayout sehr interessant. Es wechselt zwischen einigen Hochgeschwindigkeits-Passagen und dem sehr langsamen letzten Sektor. "Du musst also einen Abstimmungs-Kompromiss finden, der für die unterschiedlichsten Kurvenarten funktioniert", sagt der Pole. "Bislang habe ich ein Setup bevorzugt, das für die langsamen Abschnitte passt - in den schnelleren Sektionen war ich als Fahrer gefordert. Für mich fühlt es sich einfach besser an, wenn ich gute Traktion aus niedrigen Geschwindigkeiten und ein stabiles Bremsverhalten habe." Das gilt vor allem bei heißem Wetter, wenn der Reifenverschleiß zunimmt.

Aerodynamikkurs

Seit Jahren gilt Barcelona als die Aerodynamikstrecke schlechthin. "Aber seit dem Umbau des letzten Sektors spielt die Aerodynamik nicht mehr diese alles überragende Rolle", erklärt Renault-Technikdirektor Alan Permane. Trotzdem bleibe der erste Streckenteil ein Highspeed-Abschnitt, in dem es auf die aerodynamische Effizienz ankomme. "Wenn dein Auto aerodynamische Defizite aufweist, werden sie dort schonungslos aufgedeckt", betont Permane.

Jenson Button weist auf einen weiteren entscheidenden Faktor hin: "Die Strecke belohnt Präzision und bestraft Aggressivität", sagt der amtierende Weltmeister. Ihm sollte das entgegenkommen, seinem Teamkollegen Lewis Hamilton eher weniger. "Wenn dein Auto untersteuert", so Button, "dann wird es ein schwieriges Rennen!" Michael Schumacher wird genau zuhören und hoffen, dass die Generalüberholung seines Mercedes fruchtet - und diesem das Untersteuern austreibt.

Eines dürfen die Zuschauer in Barcelona nicht erwarten: Viele Überholmanöver. "Für spannende Rennen sorgt die Strecke bei Barcelona meist nicht, denn das Überholen ist so gut wie unmöglich", bestätigt Robert Kubica. "Überholen ist hier traditionell schwer", stimmt Hamilton zu. "Da die meisten Autos nur einmal stoppen werden, wird der Startplatz umso wichtiger."

Reifen & Motor

Für die Motoren ist der Circuit de Catalunya keine besondere Herausforderung. Nur 60% einer Runde wird Vollgas gegeben. Auf der einen Kilometer langen Geraden ist jedoch eine gute Höchstgeschwindigkeit gefragt. In den flüssigen Kurven muss sich der Motor hingegen von seiner fahrbaren Seite zeigen. Auch das Getriebe muss schnell reagieren.

Den Reifen setzt der katalanische Kurs härter zu. "Die Strecke ist sehr hart zu den Reifen, und natürlich ist der Temperaturunterschied zwischen dem Wintertest und heute auch ein wesentlicher Aspekt", erklärt Key. Vor allem der linke Vorderreifen wird stark belastet.

"Die Streckenoberfläche ist im Hinblick auf die Reifenabnutzung im mittleren Bereich angesiedelt", sagt Bridgestone-Manager Hirohide Hamashima. Die Japaner bringen deshalb die harten und weichen Reifen mit. "Das Streckenlayout ist hart zu den linken Vorderreifen. Wir erwarten deshalb, dass diese Graining zeigen."