1. Warum startet Vettel jetzt so viel besser?

Der Malaysia GP wurde auf den ersten 500 Metern in die erste Kurve entschieden. Das gibt selbst Red Bull Teamchef Christian Horner zu. Sebastian Vettel schnappte sich zunächst Nico Rosberg und dann auch noch Mark Webber, den er vor Kurve 1 überholte und danach in den Kurven 2 bis 4 abwehrte. Damit war der Sieg perfekt. Aber warum startet Vettel in diesem Jahr so viel besser als noch im letzten Jahr?

"Das ist alles Intuition", sagt er selbst. Im letzten Jahr klappte das selten so gut. "Man kann viel planen, geht vorher den Start im Kopf durch, überlegt, was passieren könnte, aber in dem Moment reagiert man auf das, was passiert." Zunächst konzentriert sich Vettel auf die Ampel. "Sobald die Lichter ausgehen, versuche ich so schnell wie möglich zu reagieren und den Start richtig hinzubekommen."

Das gelang ihm in Malaysia. Nico Rosberg war zu aggressiv, seine Hinterräder drehten durch. Das gleiche Missgeschick widerfuhr Mark Webber. "Ich habe den Hinterrädern Zeit gegeben, bin mit etwas Geduld ans Gas gegangen, das war der richtige Entschluss."

Aber das ist noch nicht alles. "Sebastian hat offensichtlich im Winter daran gearbeitet", analysiert Christian Danner. Helmut Marko erklärt: "Sebastian ist gegenüber dem Vorjahr in allen Bereichen noch besser geworden. Das gute Starten hat aber auch mit der Software zu tun. Da geht es nicht nur um die Fahrer. In diesem Jahr waren alle Starts super."

2. Welche Probleme hatte Vettel auf der Einführungsrunde?

So ungefährdet und unaufgeregt Vettels Siegfahrt war, so starke Zweifel gab es auf dem Weg in die Startaufstellung. Die TV-Sender fingen einen besorgniserregenden Funkspruch seines Ingenieurs auf, der von zu hohen Motortemperaturen sprach. Helmut Marko beruhigt: "Es war eine ganz normale Information, es war überhaupt nichts Dramatisches."

Wenn sich die TV-Sender öfter in der Einführungsrunde in Vettels Funk einklinkten würden, würden sie solche Funksprüche öfter abfangen. "Ihm wird am Start eine gewisse Temperatur vorgegeben", erklärt Marko. "Wenn er bei den Drehzahlen zu hoch oder zu niedrig liegt, muss er das anpassen - das gibt ihm sein Ingenieur dann weiter."

Sebastian Vettel fuhr einen ungefährdeten Sieg ein., Foto: Sutton
Sebastian Vettel fuhr einen ungefährdeten Sieg ein., Foto: Sutton

Die Szene und die Angst vor einem Defekt zeigen jedoch, wie sehr Red Bull nach den Problemen in Bahrain und Australien unter Beobachtung stand. "Der Druck ist weg", betont Marko. "Nach den ersten beiden Rennen hat man uns viele Dinge angedichtet." Die technischen Defekte seien aber durch viele, verschiedene Umstände entstanden. "Zwischen und Australien und Malaysia hatten wir vier Tage Reaktionszeit. Innerhalb dieser Zeit haben unsere Leute sensationell die Teile adaptiert."

3. Warum war Vettels Sieg in Gefahr?

Zwei Runden vor Schluss führte Sebastian Vettel den Großen Preis von Malaysia mit einem komfortablen Vorsprung an. In Kurve vier fuhr der Red Bull-Pilot auf dem vor ihm langsam fahrenden Jarno Trulli auf und überholte ihn. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt eine Gelbphase, ausgelöst durch den Ausfall von Fernando Alonso.

Nach dem Rennen wurde Vettel wegen dieses Vorfalls zu den Stewards zitiert. Diese sahen sich die Videoaufzeichnungen und die Telemetriedaten an und entschieden, keine Strafe gegen Vettel auszusprechen. Die Daten hätten gezeigt, dass der Deutsche in der Gelbphase deutlich vom Gas ging. Vettel selbst gab an, dass er dachte, Trulli hätte ein Problem.

4. Warum fiel Schumacher aus?

"Das Auto verlor eine Radmutter, was wir noch nie zuvor erlebt hatten", war Ross Brawn nach dem ersten technischen Defekt eines Mercedes GP Boliden ratlos. "Die Radmuttern werden in der Startaufstellung doppelt gecheckt, wir werden das also untersuchen und die nötigen Lösungen bringen."

Michael Schumacher beschrieb seinen Ausfall so: "In Kurve 6 wurde das Auto plötzlich sehr instabil, es ließ sich kaum noch lenken und ich musste anhalten. Nachdem ich ausgerollt war, habe ich mir das Auto angeschaut und gesehen, dass ich die letzten Meter ohne Radmutter unterwegs war."

Bei den Testfahrten sei so ein Problem nie aufgetreten. "Sebastian [Vettel] hatte dieses Problem in Australien und ich hier, aber da gibt es wohl keinen Zusammenhang. Es würde mich wundern." Schumacher war dennoch nicht niedergeschlagen. "Diese Dinge gehören zum Motorsport dazu. Man kann sich darüber ärgern oder gelassen reagieren und nach vorne schauen."

5. Warum wurde Hamilton verwarnt?

Lewis Hamilton kämpfte sich bravourös durch das Feld nach vorne. Einmal kämpfte er aber zu viel: Im Duell gegen Vitaly Petrov wechselte er öfter als einmal die Linie und fuhr Schlangenlinien auf der Zielgeraden in Richtung Kurve 1. "Seine Fahrweise gegen Vitaly Petrov war nicht ganz okay", kritisierte Christian Danner. "Zum Glück war Johnny Herbert als Fahrervertreter bei den Stewards. Sonst hätten sie Hamilton vielleicht disqualifiziert."

Lewis Hamilton zeigte ein starkes Rennen, nur einmal gab er zu viel, Foto: Sutton
Lewis Hamilton zeigte ein starkes Rennen, nur einmal gab er zu viel, Foto: Sutton

Renault hätte das gefallen. Teamchef Eric Bouillier sprach nach dem Rennen bei den Rennkommissaren vor. "Wir haben nur unsere Meinung kundgetan", erklärte er. "Einfach gesagt, in den Regeln steht klar, dass man einmal die Richtung ändern darf, wenn man es drei Mal macht, ist also etwas nicht in Ordnung. Er bekam eine Verwarnung für gefährliches Fahren, aber ich weiß nicht, ob das reicht."

6. Warum war Rosbergs Podium in Gefahr?

Kurz vor der Siegerehrung teilte Nico Rosberg dem Sieger Sebastian Vettel mit, dass er erkältet sei und Durchfall habe. Vettel nahm es mit Humor: "Dann sollte ich dir besser nicht die Hand geben." Von Christian Danner gab es für Rosbergs Leistung Extralob: "Super. Er hatte ja Magendarmprobleme, dass er das Rennen damit so gut durchgezogen hat, ist klasse."

7. Warum fiel Alonso aus?

Fernando Alonso bestritt das härteste Rennen seines Lebens. "Ich hatte ab dem Start ein Getriebeproblem", verriet er. "Ich musste praktisch das gesamte Rennen ohne Kupplung fahren." Kurz vor dem Ende kostete ihn ein Motorschaden die verdienten zwei Punkte für Rang neun. "Das war typisch Alonso, den Kerl darf man niemals abschreiben", lobte Danner. "Für mich steht fest: Die WM wird dieses Jahr ein Zweikampf zwischen Vettel und Alonso."

Allerdings sollte sein Motor dafür zuverlässiger werden. "Es sah so aus als hätte Ferrari Kühlungsprobleme", analysierte Alex Wurz. "Auch Massa musste die Drehzahl herunterschrauben." Schon in Bahrain hätte Ferrari Kühlungsprobleme. Danach gelobte Teamchef Stefano Domenicali Besserung. "In Ungarn könnte es wieder so heiß werden", erinnert Wurz. "Da wird es für den Motor auch anstrengend, weil es keine langen Geraden gibt. Man muss die Nettohitze des Motors betrachten und da haben wir noch das eine oder andere Hitzerennen vor uns."

Auch der Ferrari-Kunde Sauber hatte in Malaysia zwei Motorschäden zu beklagen. "In beiden Fällen handelte es sich um Motorschäden, die durch Probleme im Pneumatiksystem verursacht wurden", erklärte Willy Rampf. "Wir müssen nun alles analysieren, um den Grund dafür herauszufinden."

8. Warum wechselte Buemi den Flügel so spät?

Sebastien Buemis Frontflügel erhielt direkt am Start einen Schlag. "Ich glaube es war im Duell mit Kobayashi in Kurve 2", sagte Buemi. "Es war sehr eng und wir haben uns berührt." Den Flügel wechselte das Team aber nicht. "Wir haben versucht, weiter zu fahren, aber ich hatte vorne keinen Grip und viel Untersteuern." Durch den beschädigten Frontflügel nutzten sich zudem die Reifen zu stark ab und gingen kaputt.

Ein Zusatzstopp hätte zu viel Zeit gekostet. Aber auch beim ersten Reifenwechsel verzichtete Toro Rosso auf einen Frontflügelwechsel - durch den Wegfall des Nachtankens verliert der Fahrer bei einem Frontflügelwechsel viel mehr Zeit als in der Vergangenheit. Das wollte man sich ersparen. "Wir sind den ersten und zweiten Stint so gefahren, erst dann haben wir uns dazu entschieden, den Frontflügel im letzten Stint zu wechseln", so Buemi. "Danach war das Auto wieder gut, aber es war zu spät. Ich bin 40 Runden mit dem kaputten Frontflügel gefahren."