Die Fans lieben die Formel 1. Die Formel 1 liebt Melbourne. Und doch sagen alle Fahrer über den Kurs im Albert Park von Melbourne: Er ist dreckig! Zumindest zu Beginn eines jeden Rennwochenendes. Schließlich führt die Strecke über öffentliche Straßen.

"Weil er keine permanente Rennstrecke ist, verändert der Kurs sich im Laufe des Wochenendes deutlich", weiß Pedro de la Rosa. "Es ist wichtig, diese Wandlung richtig zu lesen, um das Grip-Niveau berücksichtigen zu können." Auch Nico Rosberg kennt die Tücken des Albert Park. "Die Strecke führt über öffentliche Straßen, die verschmutzt und uneben sind. Durch die Startzeit am späten Nachmittag, die vor einem Jahr eingeführt wurde, ist die tief stehende Sonne für uns Fahrer eines der größten Probleme hier."

Robert Kubica hält die ständig veränderten Streckenverhältnisse für anspruchsvoll. "Am Freitag ist die Strecke noch "grün" und du musst ein Sicherheitspolster lassen, um nicht von der Ideallinie abzukommen und in eine Mauer zu fahren", verrät der Renault-Pilot. In den letzten Jahren kam statistisch gesehen 1,5 Mal pro Rennen ein Safety Car zum Einsatz.

Mit zunehmendem Reifenabrieb können die Fahrer von Umlauf zu Umlauf schneller fahren. "Am Ende einer Trainingssession können die Rundenzeiten bis zu sechs Sekunden schneller sein als zu Beginn." Das darf die Fahrer und ihre Ingenieure bei der Abstimmungsarbeit nicht auf eine falsche Fährte locken.

Stop and Go im Park

Melbourne ist der Inbegriff eines Stop-and-Go-Kurses. Das belastet vor allem die Bremsen stark und verlangt nach einer hohen Bremsstabilität. "Auf dem Kurs in Melbourne brauchst du eine gute Bremsstabilität, denn die Bremszonen sind extrem wellig", erklärt Renault-Chefingenieur Alan Permane. "Gleichzeitig ist eine gute Traktion gefordert", fügt Sauber-Technikchef Willy Rampf hinzu.

Lewis Hamilton erlebte 2009 einen schwierigen Australien GP., Foto: Sutton
Lewis Hamilton erlebte 2009 einen schwierigen Australien GP., Foto: Sutton

Die Autos fahren mit maximalem Abtrieb. "Außerdem sind Traktion und präzise Richtungswechsel gefragt, weil die Strecke überwiegend aus Zweite- und Dritte-Gang-Schikanen besteht", so Permane. "Im letzten Streckenteil tendieren die Autos gern zum Untersteuern, besonders in der letzten Kurve, die auf die Zielgerade führt. Die Vorderachse sollte also guten mechanischen Grip liefern."

Das Gripniveau ist vergleichsweise gering. "Daher legen wir bei der Abstimmung viel Wert auf die Fahrbarkeit, um Selbstvertrauen in das Auto zu gewinnen", sagt Kubica. "Außerdem ist der Asphalt relativ uneben, besonders in der ersten Schikane und beim Eingang in Kurve sechs." Darüber hinaus muss sich das Auto gut über die Kerbs fahren lassen, damit die Piloten in den mittelschnellen Kurven ausreichend Geschwindigkeit mitnehmen können.

Zwei Drittel mit Vollgas

Der Albert Park ist nicht von langen High-Speed-Geraden durchzogen, trotzdem verlangt er den Achtzylindern einiges ab. Gleich nach dem Start kommt es zu einem kurzen Sprint in Richtung der ersten Kurve, die hart angebremst und eng genommen werden muss.

Insgesamt besteht der Kurs aus einer Reihe von langsamen und mittelschnellen Kurven, die von kurzen Geraden verbunden werden und damit eine Herausforderung für die Motorkühlung darstellen. Die schnellsten Kurven sind Turn 11 und 12 vor den kniffligen letzten Kurven zurück auf die Zielgerade. Obwohl rund zwei Drittel der Runde Vollgas gegeben wird, ist die Motorleistung nicht so entscheidend wie das Drehmoment, um schnell aus den mittelschnellen Kurven herauszukommen.

Der Albert Park mag einer der längsten Straßenkurse des Jahres sein, doch mit nur 280 Metern Länge weist die Strecke eine der kürzesten Boxengassen auf. Vom Boxeneingang bis zur Ausfahrt verliert der Fahrer 17,9 Sekunden - ohne Boxenstopp. Pro Runde verbraucht ein F1-Auto in Melbourne umgerechnet 2,36 kg für 5 Kilometer. Das kommt einem Zeitverlust von 0,07 Sekunden pro Runde für eine 5km-Spritladung gleich.

Zwei Überholmöglichkeiten

Der Australien GP geht bis in die Dämmerung., Foto: Red Bull
Der Australien GP geht bis in die Dämmerung., Foto: Red Bull

Robert Kubica weiß: "Weil so viel Schmutz neben der Ideallinie liegt, fällt das Überholen nicht leicht." Der Pole erklärt: "Die beste Möglichkeit besteht bei der Anfahrt auf Kurve drei, wenn das Fahrzeug vor dir schlecht aus der ersten Schikane beschleunigt." Eine weitere Überholmöglichkeit bietet sich in Kurve 13.

"Allerdings fährt man sehr schnell durch Turn zwölf, sodass es schwierig ist, auf der Geraden nah genug am Vordermann dran zu bleiben", sagt Kubica. "Auch hier musst du darauf hoffen, dass das Auto vor dir einen schlechten Kurvenausgang erwischt."

Die Kurven 11 und 12 sind die schnellsten der Strecke. "Es gibt mehrere Linien, um diese Highspeed-Schikane anzufahren. Aber wie immer liegt das Geheimnis darin, so viel Geschwindigkeit wie möglich mitzunehmen und sich beim Ausgang aus Kurve zwölf nicht zu weit nach außen tragen zu lassen."

Hier müssen die Fahrer über die Randsteine räubern. "Aber wenn du sie zu hart triffst, bringt es die Balance des Autos durcheinander und du verlierst an Tempo. Wenn du alles richtig machst, kannst du viel Zeit gewinnen - aber wenn du es falsch machst, wird es sich stark auf deine Rundenzeit auswirken."