Es hat sich zwar lange hingezogen, aber schön langsam mehren sich die Anzeichen, dass der Frühling vor der Tür steht. Beispielsweise sind die Zehen am Morgen nicht mehr blaugefroren, wenn sie sich zu nahe an den Rand der Bettdecke vortasten. Frühlingszeit ist auch Brunftzeit, da spielen die Hormone verrückt und alle gehen auf die Balz. Da alle dabei den besten Fang machen wollen, wird natürlich gleich mit Vollgas losgelegt.

"Es war ein gutes Wochenende, ein guter Start für mich", weiß etwa Nico von der Gattung Mercedes Rapidi. Trotzdem hatte er im Wettstreit mit anderen Männchen seiner Art durchaus gemerkt, dass es rau zugeht, wenn alle auf Brautschau sind. Beispielsweise war da Sebastian. "Sobald ich in seine Nähe gekommen bin, war Ende der Vorstellung", hatte Nico gemerkt.

Tauros Rubens darf man nicht reizen, Foto: Sutton
Tauros Rubens darf man nicht reizen, Foto: Sutton

Vielleicht hätte er wissen müssen, dass Sebastian eigentlich zur Sorte der Tauris Rubens gehört, die sich mit den Mercedes Rapidis gar nicht vertragen. "Scheiße passiert eben manchmal", konnte Sebastian dazu nur sagen. Ihm kam die Konkurrenz von Nico auch nicht so recht, denn das verschreckte die willigen Weibchen, die quer durch die Arten mittlerweile liebevoll Pünktchen genannt werden. "Ich musste also abwarten, das hat mich viel gekostet."

Gerade erst ins Balzgeschäft eingestiegen ist Hulk, der zu den grünhäutigen Ferrignos gehört. Er durfte zu Beginn seiner ersten Paarungssaison gleich merken, dass er von nichts und niemandem etwas geschenkt bekommt. "Es war schwer, nicht einfach. Ein langes, einsames Rennen, hart", sagte er nach seiner ersten Balz. Eigenheit der Ferrigno-Weibchen ist, dass sie zu flüchten vorgeben, wenn sie eigentlich den Kontakt suchen. Für Hulk eine neue Erfahrung. "Ja natürlich, man hat kein Gefühl für die anderen, wie schnell die sind."

Ein Großmeister des Frühlings ist dafür Michael. Er hatte sich einige Zeit zurückgezogen, um neue Energien zu sammeln. Wie Nico ist er ein Mercedes Rapidus, musste aber doch feststellen, dass sich ein paar Dinge verändert haben. "Der Start war sehr gut, es hat alles funktioniert. Ich hatte Bedenken, ob alles harmonisch verläuft", sagte er. Doch Michael hatte sich wie früher schon akribisch vorbereitet, weswegen er gute Erfolge erzielte. Dennoch hatten die Jungtiere ihm zu Anfang noch ein bisschen was voraus. "Ich wusste, dass wir Arbeit haben, das hat sich bestätigt", meinte er zu seinem Balz-Coach, bevor er sich zum Training für die nächste Runde verabschiedete.

Man sollte einfach keine Rauchwolken ablassen, Foto: Sutton
Man sollte einfach keine Rauchwolken ablassen, Foto: Sutton

Dass die Sache, egal ob jung oder alt, trotz aller Frühlingsgefühle links und rechts auch schief gehen kann, sah man beim Brunftauftakt bei den Firmitatibus India. Adrian wurde bei seiner Balz das Opfer von Flatulenzen anderer. "Schade, ich glaube, das Hauptproblem war, dass plötzlich jemand eine riesige Rauchwolke abgelassen hat und man nichts mehr gesehen hat", berichtete er, nachdem er niedergeschlagen nach Hause zurückkam. "Wir konnten nicht viel machen." Wer denkt denn schon auch dran, zur Balz eine Gasmaske mitzubringen.

Traditionell ganz schwer haben es in der Paarungszeit die Virgines. Immerhin wären sie ja keine mehr, wenn sie Erfolg hätten. Deswegen ist es auch immer ein Spagat, wie der Frühling mit seinen ganzen Eindrücken und schönen Gefühlen so zu bewältigen ist. Timo versucht den Mittelweg zu gehen, er geht auf Kontakt, aber gibt sich mit einer kleinen Rauferei zufrieden. "Wir hatten einen guten Kampf, wenn man bedenkt, wo wir lagen", meinte er, nachdem er einem Strauch entstiegen war. "Am Anfang musste ich mich etwas zurückhalten", fügte er noch an. Immerhin will er ja Virgo bleiben. Bei der nächsten Runde wird es dann vielleicht sogar noch aufregender.