1. - S wie Startaufstellung

Zum Saisonbeginn 2010 ist vieles anders. Zum Beispiel wird endlich wieder mit leichten Autos um die Pole Position gekämpft - sehr zur Freude von Sebastian Vettel: "Das ist sehr gut fürs Selbstvertrauen", sagt der erste Pole-Mann des Jahres. "Alle waren so leicht wie möglich unterwegs, wenn man dann der Schnellste ist, bedeutet das, dass man tatsächlich der Schnellste ist." Für seine Runde gab es Lob von Christian Danner: "Vettels Leistung war unglaublich stark. Das Wochenende lief für Red Bull alles andere als rund, sie waren etwas hinterher, aber als es darauf ankam, war er voll konzentriert. Sensationell."

Direkt dahinter landeten Felipe Massa und Fernando Alonso auf 2 und 3. Dass der Ferrari schnell ist, war Alonso schon vor dem Wochenende klar, aber die Bestätigung gefiel ihm dennoch. "Ich denke, es ist ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass man im Spitzenkampf dabei ist, denn bis zum Qualifying weiß man nie."

Damit mussten auch die McLaren-Piloten leben. "Ich war etwas überrascht von dem Ergebnis", sagte der Vierte Lewis Hamilton. "Wir hatten generell nicht die gleiche Pace wie Red Bull oder Ferrari. Deshalb bin ich von Platz vier überwältigt. Ich hatte uns auf Platz acht oder noch weiter hinten gesehen."

Sein Teamkollege Jenson Button war als Achter weniger glücklich. "In der letzten Session stimmte dann etwas nicht. Wir wissen noch nicht was, aber das Auto zog irgendwie in eine Richtung", erklärte der McLaren-Pilot. "Wir müssen jetzt herausfinden, was es ist. Auf der letzten Runde fühlte es sich ziemlich schlecht an." Teamchef Martin Whitmarsh gestand: "Wir sind nicht schnell genug."

Zwischen die Roten und Silbernen schob sich der beste Mercedes-Pilot Nico Rosberg, der aber mit Platz 5 nicht zufrieden war. "Ich dachte, es wäre mehr drin", sagte er ehrlich. "Am Morgen habe ich noch auf die Pole Position gehofft. Ich dachte wirklich, dass wir vorne wären. Red Bull und Ferrari sind aber schneller."

2. - S wie Schumacher

Es ist das Comeback des Jahres: Michael Schumacher ist zurück in der Formel 1. In seinem ersten Qualifying seit Brasilien 2006 musste er sich aber seinem Teamkollegen Nico Rosberg geschlagen geben. "Nico war das ganze Wochenende schneller, vor allem über eine Runde", gab Schumacher zu. "Ich habe bereits gestern gesagt, dass ich da noch nicht ganz frei und im Rhythmus bin. Ich muss daran noch arbeiten, das wird sich mit der Zeit ergeben"

Diese Herausforderung reizt den Rekordchampion. "Es kommt darauf an, wie lange es dauert, das Auto zu ändern", sagte er. "Einige Dinge haben wir noch nicht verstanden. Bis wir alles erreicht haben, wird es noch etwas dauern." Trotzdem gab es schon jetzt Lob von Danner: "Schumacher ist sicher sauer, dass er langsamer ist als Rosberg und so weit hinten steht, aber so schlecht ist das Comeback nicht", meint der Ex-Pilot. "Er ist drei Jahre kein Rennen gefahren und fährt wieder in der Weltspitze mit. Das ist eine tolle Leistung."

3. - S wie Start

Michael Schumacher erwartet Action in der ersten Kurve., Foto: Sutton
Michael Schumacher erwartet Action in der ersten Kurve., Foto: Sutton

Der Bahrain GP wird das erste Rennen einer neuen Ära - einer Ära ohne Tankstopps. Umso wichtiger werden die kurzen Boxenstopps und natürlich der Start. "Mit einem guten Start könnte ich Vierter werden, aber gegen die Drei vorne, wird es sehr schwierig", glaubt Rosberg. Sein Teamkollege rechnet sich mehr aus. "Die erste Kurve wird mit so vielen schweren Autos sehr interessant", kündigt Schumacher an. "Darauf freue ich mich."

Aus der Übung ist er nicht. "Ich habe einige Gokartstarts absolviert, sollte das helfen. Aber ich bin ein Instinktfahrer, werde abwarten, was passiert und darauf reagieren."

Die ersten Neun starten mit den weichen Reifen ins Rennen, Adrian Sutil ist der einzige unter den ersten Zehn, der mit den harten Reifen ins Rennen geht. "Wir haben Starts mit beiden Reifenmischungen ausprobiert und der harte wärmt sich gut auf", sagt Sutil. "Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied gibt. Es kommt eher darauf an, die Kupplung hinzubekommen. Vielleicht bringen die weichen Reifen ein Zehntel Vorteil."

4. - S wie Strecke

Zum Saisonauftakt präsentiert sich der Bahrain International Circuit in seiner langen Variante. Knapp 900 Meter müssen die Fahrer mehr zurücklegen als in den vergangenen Jahren. Vor allem der neue Streckenteil im Innenfeld macht den Piloten zu schaffen. "Die Strecke bietet insgesamt sehr wenig Haftung, und der neue Abschnitt hat wirklich viele Bodenwellen", klagt Pedro de la Rosa. "Speziell eine Bodenwelle vor Kurve sieben finde ich gefährlich, weil die Autos dort stark aufsetzen."

Martin Whitmarsh machte in den Bodenwellen sogar einen der Gründe dafür aus, warum McLaren nicht in Topform ist. "Wir kamen mit den Wellen in Kurve sechs nicht zurecht, dadurch wurden sieben, acht und alles danach schwierig." Überholmanöver bietet der neue Streckenteil keine. Die meisten Fahrer halten es mit Sebastian Vettel und titulieren ihn als Mickey-Mouse-Kurs.

"Überholen ist sehr schwierig", weiß Michael Schumacher. "Zwei Autos stechen beim Topspeed heraus." Gemeint sind die McLaren, die mittels eines Tricks mehr Höchstgeschwindigkeit ergaunern sollen. "Sie haben die beste Chance auf Überholmanöver. Alle anderen verlieren in der letzten Kurve zu viel. Die Strategie ist die beste Chance, nach vorne zu gelangen."

5. - S wie Strategie

Dabei wurden die Strategien für dieses Jahr stark beschnitten. Durch das Verbot von Tankstopps gibt es nur noch Reifenwechsel, im Normalfall sogar nur einen. Für Vettel bedeutet das eine ruhige Nacht: "So muss ich heute Nacht nicht ins Bett gehen und mir Gedanken darüber machen, ob unsere Strategie vielleicht zu aggressiv ist, wir zu früh reinkommen und die anderen vielleicht schwerer sind." Diese Benzinmengenspiele gehören der Vergangenheit an. "Wenn man vorne ist, kann man das Rennen kontrollieren, andererseits muss man aufpassen, was die anderen machen. Wenn man zu spät Reifen wechselt, kann das ruckzuck gravierende Folgen haben."

Fernando Alonso erwartet deshalb variable Strategien: "Man muss clever genug sein, um das Rennen und die Situation zu verstehen, damit man die Stopps macht, wenn es notwendig ist", sagt der Spanier. "Das wird nicht vorher entschieden oder geplant sein, wir werden sehr flexibel sein."

Problematisch sind die Reifen, vor allem die weiche Mischung könnte bald Überhitzen. "Wir sind aber nicht genug Runden damit gefahren, um zu wissen, wie es auf längeren Stints sein wird", sagt Nico Rosberg. Trotzdem werde es im Rennen eine sehr große Herausforderung, die Reifen zu schonen. "Wenn wir jetzt schon Probleme damit hatten, wie wird es erst mit rund 160 kg Sprit im Rennen?" Seine Hoffnung ist, dass sich manche Autos mit mehr Sprit besser verhalten und dadurch schneller sind als die Besten mit wenig Sprit. "Ich hoffe, dass wir uns verbessern."

Adrian Sutil setzt zunächst auf die harte Reifenmischung., Foto: Sutton
Adrian Sutil setzt zunächst auf die harte Reifenmischung., Foto: Sutton

Namensvetter Nico Hülkenberg kennt einen Trick: "Man kann mit den weichen Reifen 10 Sekunden langsamer fahren, aber das ist nicht der Sinn der Sache." Mindestens 10-15 Runden müssen die Reifen aus seiner Sicht aushalten. Adrian Sutil glaubt, dass das knapp werden könnte. "Sobald man mit dem weichen Reifen etwas ins Rutschen kommt, kann man schon nach 10-12 Runden Probleme bekommen", sagt der Force India-Pilot, der mit harten Reifen ins Rennen geht. "Da habe ich einen schönen Vorteil."

Dass er am Ende mit den weichen Reifen haushalten muss, bereitet ihm keine Kopfschmerzen. "Dann ist das Auto leichter, was die Reifen nicht so extrem fordert, und im letzten Jahr waren die superweichen Reifen am Ende schneller." Deshalb hatte er damit gerechnet, dass mehr Fahrer in den Top10 auf die harte Mischung setzen. "Aber es sind sich anscheinend alle sehr sicher, dass die Reifen halten. Wenn es für uns gut läuft, kann man mit dem Reifen doppelt so lange fahren."

6. - S wie Sonntagswetter

Auf Regen sollte beim Bahrain GP niemand bauen. Aber auch die Hitze kann den Autos und Fahrern zusetzen. "Die Balance des Autos wurde zwischen Training und Qualifying schlechter, vielleicht wegen der gestiegenen Streckentemperaturen", mutmaßte Ross Brawn nach dem Qualifying. "Dadurch verloren wir etwas Pace." Diese Ansicht bestätigte Norbert Haug: "Die Setups an den Autos der Konkurrenz kamen damit besser zurecht."

Das könnte sich auch im Rennen auswirken, das um 15:00 Uhr Ortszeit gestartet wird, also eine Stunde später als das Qualifying. In diesem veränderten sich die Verhältnisse zwischen dem Q2 und Q3 schlagartig. "Die Strecke hat sich verändert und das zu unseren Gunsten", gestand Vettel.

7. - S wie Spannung

Sebastian Vettel startet von der Pole Position und die Konkurrenz rätselt, woher der Speed der Roten Bullen kam. "Lewis ist auf P4, das sieht gut aus, aber der Rückstand vom Ersten zum Vierten ist über eine Sekunde, das ist massiv", gab sich Jenson Button überrascht. "Das hat mich sehr überrascht, denn wir wissen nicht, wo das herkommt."

Neben Red Bull schätzt Button auch Ferrari als schnell ein, obwohl auch sie nicht mit Vettel mithalten konnten. "Ich denke, dass Red Bull und Ferrari eine halbe Sekunde schneller sind als wir", bestätigt Lewis Hamilton. Button hegt trotzdem Hoffnungen für die Verfolger: "Heute haben wir gesehen, welche Autos auf einer Runde schnell sind. Morgen sehen wir vielleicht ein etwas anderes Bild." Mit mehr Sprit verhalten sich die Autos im Rennen vielleicht anders. "Wir waren auf Long Runs immer konkurrenzfähig", glaubt Button. Teamchef Whitmarsh betont dennoch: "Wir sahen nicht schnell genug aus, um zu siegen."

Christian Danner erwartet Ferrari sehr stark. Auch Vettel sieht Ferrari als stärksten Gegner an. "Sie sind sowohl mit wenig als auch viel Benzin stark", glaubt Vettel. "Sie haben zwei Autos in den Top3 und ich bin nur gerade so davor. Das verspricht viel Spannung. Aber man darf auch die Anderen nicht abschreiben, die heute Nachmittag nicht dabei waren. Es kann sehr viel passieren."

Entscheidend wird, wie gut die Fahrer mit den Reifen und dem Benzin umgehen. "Bei Lewis Hamilton habe ich meine Bedenken, weil er eher etwas aggressiv fährt", sagt Danner. "Schumacher genauso. Aber das ist absolutes Neuland, warten wir es ab." Apropos Schumacher, der erwartet von Startplatz 7 kein Wunder. Einen Podestplatz hält er aber nicht für vollkommen ausgeschlossen.

"Es ist nicht unrealistisch, aber es wird hart", sagte Schumacher. "Das Wichtigste ist, dass wir gute Punkte mitnehmen. Wir leisten gute Arbeit bei der Weiterentwicklung und haben viel Potenzial, um das Auto zu verbessern. Ein Podium wäre toll, ist hier aber für Nico [Rosberg] einfacher als für mich."