Zum Abschied zeigte sich Jerez noch einmal von seiner trockenen Seite: Nach zwei Wochen und acht Testtagen absolvierten die elf aktiven Teams zum ersten Mal zwei Tage in Folge auf trockener Strecke. Jenson Button nutzte die guten Bedingungen voll aus und fuhr in 1:18.871 Minuten die schnellste Zeit der beiden Testwochen in Südspanien.
Am Vormittag konzentrierte sich Button vor allem auf Vergleiche der Reifenmischungen, die aerodynamische Balance und das mechanische Setup jeweils mit einer anderen Reifenmischung. Hierzu absolvierte er eine Reihe kürzerer Runs mit den drei zur Verfügung stehenden Reifenmischungen. Am Nachmittag wechselte er zu Long Runs mit dem Schwerpunkt auf der Haltbarkeit der Pneus.
Je gut ein Zehntel hinter Button reihten sich Robert Kubica und Kamui Kobayashi auf den Plätzen 2 und 3 der Zeitenliste ein. Tonio Liuzzi, Nico Rosberg und Fernando Alonso komplettierten die Top-6. "Es war ein guter Tag, wir haben viele Dinge ausprobiert", sagte Kubica.
Zunächst fuhr der Pole mit unterschiedlichen Spritmengen, um die Balance des Renault zu überprüfen, dann absolvierte er Long Runs mit viel Benzin an Bord, um eine Rennsimulation abzuspulen. "Wir haben unser Programm beendet und ich bin ziemlich zufrieden." Auch Chefingenieur Alan Permane war glücklich: "Wir haben eine gute Richtung mit dem Auto gefunden."
Meiste Runden für Trulli
Der fleißigste Fahrer des Tages war Jarno Trulli: Er fuhr 141 Runden im neuen Lotus. Auch Jenson Button, Kamui Kobayashi, Robert Kubica, Fernando Alonso, Nico Rosberg, Jaime Alguersuari und Nico Hülkenberg fuhren über 100 Runden. Neben Arbeiten am Setup und Long Runs standen bei den Teams vor allem Rennvorbereitungen auf dem Programm - Reifen wechseln, Reifen wechseln, Reifen wechseln.
Nach den Problemen der ersten Testtage saß bei Lotus erstmals Jarno Trulli am Steuer des T127. Der Italiener legte viele Kilometer zurück, obwohl er am Vormittag mit den Bremsen nicht zufrieden war. Das Team tauschte diese danach aus. "Auf dem ersten Long Run hatten wir eine gute Zeit", berichtete Technikchef Mike Gascoyne. "Aber Jarno sagte, dass die Hinterreifen auf den letzten fünf Runden abfielen. Wir müssen sie also besser schonen."
Auch Force India stellte fest, dass die weichere Reifenmischung bei niedrigen Temperaturen zu Graining neigt. Die mittlere Mischung hält bei den Indern rund 10-12 Runden. Bei höheren Temperaturen erwartet das Team weniger Probleme. "Es war ein produktiver Tag", bilanzierte Tonio Liuzzi. "Wir sind 80 Runden ohne Probleme gefahren und ich konnte unser Testprogramm abschließen." Alles sei gut gelaufen und er verstehe die Performance des Autos bei verschiedenen Spritmengen immer besser. "Wir haben einige Setupänderungen vorgenommen und das Auto reagierte gut darauf. Insgesamt können wir zufrieden sein."
Bei Toro Rosso standen ebenfalls Rennsimulationen auf dem Programm. "Die Zuverlässigkeit ist ermutigend", konstatierte Chefingenieur Laurent Mekies. Zuvor war Jaime Alguersuari mit dem STR5 gleich zwei Renndistanzen an einem Tag gefahren. "Das Wichtigste ist, dass das Auto zuverlässig war", sagte der Spanier. "Wir sind in einer guten Position für den letzten Test in Barcelona."
Selbst den vielen Regen der letzten Tage sah Mekies nun aus einer anderen Warte: "Wir konnten im Trockenen und Nassen am Basis-Setup arbeiten. Es war ein ziemlich nützlicher Test." Das bedeute jedoch nicht, dass man in Barcelona nichts mehr zu tun habe.
Vier Unterbrechungen
Vier Mal wurde der Testtag unterbrochen. Die erste rote Flagge löste Kamui Kobayashi gleich zu Beginn aus. Der Sauber-Pilot hatte schon am Freitag ein Problem mit dem Benzinsystem, wodurch er gerade mal 28 Runden drehen konnte. Am Samstag wurde das Problem schneller gelöst und der Japaner konnte bald wieder auf die Strecke gehen.
"Ich bin mit dem letzten Tag wirklich glücklich", sagte Kobayashi. "Es war ein perfekter Tag. Die Bedingungen waren ideal und das Auto lief problemlos." So konnte er Fortschritte mit dem Setup machen und viele Daten sammeln. "Gestern war ein schwieriger Tag, aber ich bin froh, was wir heute erreicht haben", bestätigte Testingenieur Thomas Hunsicker. "Wir arbeiteten am Setup, den verschiedenen Reifenmischungen und der Aerodynamik."
Motorschaden bei Webber
Die zweite rote Flagge verursachte Mark Webber, der schon am Freitag mit seinem Red Bull RB6 liegen geblieben war. Webber kehrte zwischenzeitlich für Systemchecks auf die Bahn zurück, verschwand dann aber wieder in der Box, wo das Team weiter nach der Ursache des Motorschadens suchte. Für die vier Testwochen besitzt jeder Rennstall ein Kontingent von vier Motoren. Der Motorwechsel und die Problembehebung kosteten Webber rund zweieinhalb Stunden Testzeit.
Der Red Bull Pilot war am Freitag Bestzeit gefahren, tauchte aber am Samstag in der Zeitenliste unter. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, das Verhalten der drei verschiedenen Bridgestone-Mischungen auf Long Runs zu untersuchen. "Das Wetter war viel besser und wir haben verdammt viel gelernt", freute sich Webber. "Wir haben viel mit Renault gearbeitet und viel über die Aerodynamik und das Chassis gelernt." Für Barcelona wünscht er sich einen sauberen Test und etwas mehr Zuverlässigkeit.
Die dritte rote Flagge wurde eine gute Stunde vor dem Ende geschwenkt. Nico Hülkenbergs Williams FW32 blieb auf der Zielgeraden stehen. Ein Getriebeteil hatte den Geist aufgegeben. Das Team wiegelte jedoch ab: besagtes Teil hatte das Ende seines Lebenszyklus fast erreicht. Wieder nur selten auf der Strecke anzutreffen war der Virgin Racing VR-01 von Timo Glock. Das Team kämpfte erneut mit Hydraulikproblemen, die bereits seit Mittwoch unregelmäßig auftraten. Glock fuhr mit 28 Runden die wenigsten des Tages und löste eine Minute vor Testende die vierte und letzte Rotphase aus, die gleichzeitig den Test beendete. Immerhin setzte sich Glock in der unbedeutenden Zeitenliste gegen Lotus durch. Trulli fuhr jedoch die meisten Runden des Samstags.
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