Pro: Der richtige Mann für Sauber

von Kerstin Hasenbichler

Mit Pedro de la Rosa hat sich Peter Sauber den richtigen Mann in sein Team geholt. Der Spanier verfügt über enorme Erfahrung, was in Zeiten limitierter Testfahrten und Regeländerungen wie dem Nachtankverbot ein wichtiger Vorteil ist.

In Zeiten eines Comebacks von Michael Schumacher mit 41 Jahren, spielt auch das Alter nur mehr eine untergeordnete Rolle. Neben dem Alter verbindet Schumacher und de la Rosa noch etwas: beide bestritten ihr letztes F1-Rennen in Brasilien 2006. Wenn de la Rosa beim Großen Preis von Bahrain am 14. März am Start steht, sind seit seinem letzten Renneinsatz 1.239 Tage oder 52 Grands Prix vergangen.

Doch wenn es bei Schumacher kein Problem darstellt, warum dann bei de la Rosa? Schließlich war der Spanier - auch wenn er kein Renncockpit hatte - nie weg vom Zirkus. Im Gegenteil: Als Test- und Ersatzfahrer bei McLaren Mercedes bewies der 38-Jährige, dass er technisch versiert ist und ein Auto weiterentwickeln kann. Eigenschaften, von denen das Sauber-Team nur profitieren kann.

2010 darf sich de la Rosa mit Lewis Hamilton messen., Foto: Sutton
2010 darf sich de la Rosa mit Lewis Hamilton messen., Foto: Sutton

Neben seinem technischen Wissen ist der Spanier auch noch ein schneller Pilot. Das bewies er bereits bei seinem ersten F1-Rennen für Arrows 1999 als er in dem unterlegenen Auto sofort in die Punkteränge fuhr. Auch bei McLaren lieferte de la Rosa als Ersatz für Juan Pablo Montoya eine solide Leistung ab. Beim GP von Bahrain 2005 wurde der Spanier auf Anhieb Fünfter und fuhr gleichzeitig die schnellste Rennrunde.

Bei seinen acht Einsätzen 2006 holte de la Rosa 19 WM-Punkte und stand in Ungarn als Zweiter sogar auf dem Podest. Damit hat de la Rosa bewiesen, dass er ein verlässlicher Punktelieferant ist - was will Sauber mehr?

Contra: Reicht der Speed?

von Stephan Heublein

Pedro de la Rosa lautet also die Wahl von Peter Sauber. Die Auswahl an Fahrern war durchaus groß - neben finanziell gut betuchten Fahrern wie Vitaly Petrov standen mit Jarno Trulli und Heikki Kovalainen sogar GP-Sieger zur Wahl. Sauber entschied sich für den Spanier und baut auf dessen Erfahrung als Einsatzfahrer für Teams wie Arrows und Jaguar und als Testfahrer bei McLaren. Er soll als Lehrmeister für Kamui Kobayashi dienen - aber ist er dafür schnell genug?

De la Rosas letzter F1-Test war am 1. März. Nur vier Mal saß er 2009 im Auto., Foto: Sutton
De la Rosas letzter F1-Test war am 1. März. Nur vier Mal saß er 2009 im Auto., Foto: Sutton

Selbst beim siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher gibt es nach drei Jahren Rennpause berechtigte Zweifel, ob er noch den ultimativen Speed früherer Jahre besitzt. Das letzte F1-Rennen von de la Rosa liegt ebenfalls drei Jahre zurück - zwar durfte er zwischendrin für McLaren testen, aber auch diese Rolle durfte er seit einem Jahr nicht mehr ausüben. Das Testverbot zwang ihn nach der Saisonvorbereitung 2009 zum Zuschauen. "Ab Melbourne heißt es für mich: Game over", sagte er uns damals ehrlich.

Seine Tests im Simulator sind für das Fahren im Auto kein Ersatz. Wie schmerzlich Comebacks ohne Fahrpraxis sein können, bewies Luca Badoer, der ebenso wie de la Rosa als Edeltestfahrer galt, bei seinen Renneinsätzen für Ferrari 2009 aber zur Lachnummer wurde. De la Rosa mag besser als Badoer sein, er mag in den letzten Jahren auch mehr Fahrpraxis gesammelt haben, aber der große Überflieger war er auch zu seinen aktiven Stammfahrerzeiten nicht.

Während Alexander Wurz bei seinem Ersatzeinsatz für Juan Pablo Montoya Anfang 2005 ins Auto sprang und auf Anhieb aufs Podest fuhr, wurde de la Rosa ein Rennen vorher nur Fünfter - in einem Auto, das Kimi Räikkönen zum Vizeweltmeistertitel brachte.

Klar, konstante Leistungen und gutes Feedback kann de la Rosa allemal abliefern, aber das hätte für einen Nick Heidfeld ebenso gegolten, der das Team schon lange kennt und mehr Grundspeed mitbringt als der Spanier. Ein Wechsel nur um des Wechselns Willen ist selten gut. Das bitter benötigte Geld bringt de la Rosa genauso wenig mit wie es Heidfeld gebracht hätte - dann hätte man doch aber lieber den schnelleren Fahrer auswählen sollen...