Amerika ist toll - sagt Peter Windsor., Foto: Sutton
Amerika ist toll - sagt Peter Windsor., Foto: Sutton

Es gibt Neues aus Charlotte, North Carolina. Wie angedroht beglückte USF1-Sportdirektor Peter Windsor nach seinem Heimaturlaub in England die Fangemeinde auf der offiziellen Teamwebsite mit einem neuen Blog-Machwerk. Seine Botschaft: "Es ist toll, wieder in den USA zu sein!"

Kurz gesagt, hätte er auch schreiben können: Die USA sind toll! Denn darauf laufen alle Kommunikationsbotschaften des Teams hinaus, von Rennstall wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sprechen. Die angekündigte Bekanntgabe der Fahrer und weiterer wichtiger Dinge fiel dem Thema Arbeitszeit und Produktivität in der alten und neuen Welt zum Opfer. Ist ja auch viel spannender.

Böses Europa

"Wir beklagen uns alle darüber, dass zum Jahreswechsel alle geschlossen haben, aber Amerika ist momentan viel fleißiger als England", macht sich Windsor in seiner eigentlichen Heimat keine Freunde. Bei USF1 habe die Arbeit an Heiligabend und an Neujahr geruht, ansonsten habe man Tag für Tag hart geschuftet. "England - und ein Großteil von Europa - schließt vom 18. Dezember bis 4. Januar alle Pforten. Das sind 16 wertvolle Arbeitstage, die in der schnelllebigen F1 verloren gehen."

Aber die faulen Europäer, die anscheinend in den vergangenen zwei bis drei Wochen in der Steinzeit lebten, machen noch mehr Pausen: "Denkt an die vorgeschriebene Sommerpause im August", mahnt Windsor, der kein großer Fan der Fabrikschließung ist, sich dieser aber fügen möchte - wenn das Team denn bis August existiert. "Man muss wissen, dass fast ganz Europa im August schließt", erklärt er den amerikanischen Lesern seiner Zeilen, sollte jemand so weit dabei geblieben sein. In welchem Europa soll das gleich noch mal geschehen sein?

"Wie in Australien ist der August für Amerikaner nur ein weiterer Arbeitsmonat, in dem vielleicht ein paar Leute ein oder zwei Wochen freinehmen. Es gibt keine landesweite Schließung wie sie F1-Teams wie Ferrari massiv beeinträchtigt." Seit Jahren würden alle Zulieferer der Scuderia im August ihre Tore schließen. "Seit vielen Jahren beklagen sich die europäischen Teams darüber, dass dies schlimmer geworden wäre, nicht besser." Aufgehalten hat es die Teams aber nicht: Auch im August brachten sie regelmäßig neue Aerodynamikpakete und überholten einige ihre Autos sogar nach der dreiwöchigen Fabrikschließung im letzten Sommer komplett.

US-Tage sind länger

Diese Maschinen genießen die Vorzüge der amerikanischen Zeitrechnung., Foto: USF1
Diese Maschinen genießen die Vorzüge der amerikanischen Zeitrechnung., Foto: USF1

Wenn man hoch über den Wolken auf der US-Welle über den Atlantik surft, kommen einem aber noch ganz andere Ideen: "Für ein Unternehmen, das weltweit über eine europäische Zwischenbasis agiert, ist der US-Arbeitstag ein Vorteil."

Warum? "Man beginnt frisch und bereit, wenn Europa seine Nachmittagsträgheit erreicht. Das hält man bis zur Mittagszeit und legt dann am Nachmittag nach, ungestört von Unterbrechungen aus der F1-Außenwelt." Verstanden? Ein Beispiel: "In meiner Zeit bei Williams bestanden die Tage aus endlosen Meetings und unterbrochenen Diskussionen. Es gab niemals die produktiven fünf oder sechs Stunden, die wir jetzt am amerikanischen Nachmittag haben." Wie toll Zeitverschiebung ist, kann sich Peter von den ehemaligen Verantwortlichen bei Honda und Toyota erklären lassen - aber das war natürlich japanische Zeit...

Er lässt sich jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen: "Unsere amerikanische Basis ist die Essenz von USF1", sagt er. "Ich konnte die Leute an einer Hand abzählen, die sofort die Logik hinter einem Team in North Carolina verstanden haben - die gemeine F1-Meinung war, dass es nicht möglich sei." Es gibt also noch Hoffnung, für alle außer einer Handvoll.

Aber wir wollen ja nicht als voreingenommen gelten. Peter hatte auch tolle Neuigkeiten zu berichten: "Im Lieferbereich hinter unserer Fabrik hatten wir bereits unser erstes Team-Barbecue - versucht das mal mitten im europäischen Winter!"

Ach ja, auch das erste Chassis soll bereits in der Fabrik stehen - und: "Es sieht wundervoll aus." Bald sollen die elektrischen Komponenten, die Dämpfer, Federn und Aufhängungsarme angebracht werden. Auch diese werden dann wohl wundervoll aussehen. "Das Auto wächst mit jedem Tag. Es zieht dich wie ein Magnet an, weg von deinem Schreibtisch, nur für ein paar Momente, um es wieder zu sehen." Lang lebe der amerikanische Arbeitstag, lang lebe Amerika, hoffentlich lebt USF1 bis zur bösen, unproduktiven Sommerpause.