Mit Riccardo Patrese erhält Michael Schumacher einen neuen, erfahrenen Teamkollegen. Die Williams gehen auch dieses Jahr als Favoriten in die Saison, Benetton rechnet sich dahinter Chancen auf die Verfolgerrolle aus. Zunächst heißen die Gegner jedoch McLaren und Ayrton Senna. Schon beim ersten Rennen in Kyalami liegen Michael und Senna im Clinch. Michael ist schneller, findet aber keinen Weg vorbei, die beiden berühren sich, Senna kann weiter fahren, Michael scheidet aus.

Beim zweiten Saisonlauf in Brasilien steht Michael immerhin auf dem Podium. Auf einen Ausfall beim Europa GP folgen zwei Podestplätze in Imola und Barcelona. Ausgerechnet im Fürstentum zu Monaco, wo er in späteren Jahren noch so viele Erfolge feiern wird, scheitert Michael an einer Dichtung im Hydrauliksystem. Er liegt komfortabel in Führung, als sein B193B im Tunnel ohne Vortrieb ausrollt. Aus der Traum vom zweiten GP-Sieg, jedenfalls für den Moment.

Zur Saisonmitte kommt Michael immer besser in Fahrt. Der Höhenflug umfasst vier 2. Plätze in Kanada, Großbritannien, Deutschland und Belgien sowie einen dritten Platz in Frankreich. Gegen Saisonende häufen sich jedoch die Ausfälle: in Ungarn gibt es Probleme mit dem Benzindruck, in Italien mit dem Motor, in Japan und Australien sind ein Unfall und noch mal der Motor für ein vorzeitiges Rennende verantwortlich. Zuvor erlebt Michael den Saisonhöhepunkt: nach fünf zweiten Plätzen hatte er fast nicht mehr daran geglaubt, doch in Portugal holt er seinen zweiten GP-Sieg.

Michael Schumacher beim Portugal GP in Estoril., Foto: Sutton
Michael Schumacher beim Portugal GP in Estoril., Foto: Sutton

"Fünfmal habe ich mich an den zwei Trainingstagen gedreht. Irgendwo war im Auto der Wurm drin", analysiert er. "Das Getriebe war nicht fehlerfrei, das Auto überteuerte. Es war grausam." Aber auch ein grausames Wochenende kann mit einem Sieg enden. Vor allem, wenn man so lange und hart dafür arbeitet wie Michael. Bis tief in die Nacht studiert er mit den Ingenieuren die Telemetriedaten. Selbst im Bett sieht er die Zahlenkolonnen noch über sich an der Decke entlang rauschen.

Im Rennen kämpft er sich von Startplatz 6 nach vorne. Zwar ist Alain Prost im elektronisch hoch gezüchteten Williams schneller, doch Michael hält ihn mit einer kämpferischen Bravourleistung hinter sich. "Nur auf der Geraden musste ich mich ein bisschen breitmachen - aber es ging ja um den Sieg." Den holt er sich mit einem Hauch von 0,9 Sekunden Vorsprung auf Prost. In der Endabrechnung landet er auf WM-Rang 4, einen Platz schlechter als im Vorjahr. Aber schon jetzt steht fest: 1994 wird alles anderes. Es gibt neue Regeln, ein radikales Elektronikverbot - und nicht nur das.

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