Das KERS-Schicksal schien bereits besiegelt, die Abwrackprämie schon so gut wie kassiert. Doch dann geschah das Wunder von Budapest: Lewis Hamilton holte den ersten KERS-Sieg der F1-Geschichte.

Die gute Nachricht des Wochenendes

Der Schock saß tief: Felipe Massa fliegt bei Tempo 240 kurz vor Kurve 4 ein 500 Gramm schweres Metallteil an den Helm, das der Brawn-Renner von Rubens Barrichello verloren hat. Der Ferrari-Pilot wird kurz ausgeknockt, fährt nur leicht gebremst mit immer noch rund 190 km/h geradeaus in die Reifenstapel. In einer dreistündigen Operation wird Massa ein Knochensplitter über dem linken Auge entfernt. Zudem trägt er eine Schnittwunde und eine schwere Gehirnerschütterung davon. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich nicht: Bereits nach einer Woche verlässt er das Krankenhaus in Richtung Heimat.

Der Mann des Rennens

Es schien mehr Wunschdenken als Realität zu sein, als man bei McLaren vor dem Ungarn GP von einem neuerlichen Raketenstart träumte. Diesmal reichte es nicht zur Führung, dafür überstand er die erste Kurve unbeschadet und schnappte sich die Spitzenposition ein paar Runden später. Es folgte eine ungefährdete Fahrt zum ersten Saisonsieg.

Die Premiere des Rennens

Viel Grund zum Jubeln bei Lewis und Nicole: Der erste KERS-Sieg., Foto: Sutton
Viel Grund zum Jubeln bei Lewis und Nicole: Der erste KERS-Sieg., Foto: Sutton

Comebacks waren schon vor der Sommerpause in: KERS gab seines in Ungarn. In Silverstone fuhr nur Ferrari damit, selbst McLaren Mercedes verzichtete darauf, in Budapest war das Energierückgewinnungssystem längst wieder im Auto und Hamilton holte den historischen, ersten KERS-Sieg der F1-Geschichte. Auf Platz 2 landete mit Kimi Räikkönens Ferrari noch ein KERS-Bolide.

Der Ausfall des Rennens

Erst rauchte es verdächtig, dann musste Sebastian Vettel plötzlich aufgeben. Als Auslöser für den Aufhängungsdefekt an seinem Auto gab er eine Startkollision mit Räikkönen an. "In der ersten Kurve hatte ich eine Berührung mit Kimi", erklärte Vettel. "Ich war innen, dann kam sein Auto rein und wir berührten uns. Er fuhr in mein Auto." Die Rennkommissare beurteilen die Situation als Rennunfall. Es gab keine Strafe.

Der Verlust des Rennens

In Runde 12 kam Fernando Alonso zu seinem ersten Boxenstopp herein. Bereits als er wieder losfuhr, merkten die Mechaniker, dass das rechte Vorderrad nicht korrekt befestigt war. Kurz darauf verlor Alonso zunächst die Radkappe, dann das komplette Rad. Die Rennkommissare hörten aus dem Funkverkehr heraus, dass das Team Alonso nicht über die Situation informierte. Die Konsequenz: Ein Rennen Sperre - ausgerechnet für Alonsos Heimrennen in Valencia. Das Team ging gegen die Strafe in Berufung.

Die Erkenntnis des Wochenendes

Ferrari wünschte Felipe Massa alles Gute., Foto: Sutton
Ferrari wünschte Felipe Massa alles Gute., Foto: Sutton

Die Stirn von Ross Brawn war in Falten gelegt. Jenson Button gab schon während des Rennens via Funk seine Verzweiflung preis: "Ich verstehe nicht, wieso mein Auto auf einmal so schlecht ist!" Eine Antwort akzeptierte der Brite nicht: "Wir können sicher nicht das Wetter dafür verantwortlich machen", ließ er die Ausrede der vorangegangenen Grand Prix nicht gelten. "Unser Auto war nicht so zu fahren wie vor ein paar Rennen."

Der Blackout des Wochenendes

Es war die pure Ahnungslosigkeit. Der Millionensport Formel 1, noch geschockt vom Massa-Unfall, stürzte nach dem Ende des Qualifyings vollends ins Chaos. Plötzlich waren die Zeitenmonitore schwarz. Fahrer, Teams und Fans tappten im Dunkeln. Wer hatte die Pole? Martin Whitmarsh bezeichnete den Totalausfall als Desaster, Norbert Haug fand sogar noch drastischere Worte. Grund für den Ausfall war ein Kabelschaden, der den Sensor in der Ziellinie lahmlegte. Bernie Ecclestone persönlich brachte das korrekte Ergebnis zu den Piloten.

Die Lehre des Alters

Sebastien Bourdais hatte ausgedient. In Ungarn saß der erst 19-jährige Spanier Jaime Alguersuari im Toro Rosso. Der nun mehr jüngste GP-Pilot aller Zeiten wurde jedoch am Donnerstag mit viel Skepsis begrüßt. Selbst Red Bull Kollege Mark Webber sagte: "Die Formel 1 sollte keine Fahrschule sein." Die Kritik bezog sich aber nicht auf Alguersuari, sondern auf die Regeln, die jungen Fahrern keine Tests ermöglichen.

Der Spruch des Wochenendes

"Wir haben in diesem Jahr gelernt, dass es keinen Spaß macht, Rennen zu fahren, wenn man nicht gewinnen kann." (Martin Whitmarsh)

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