Jacques Villeneuve beim Lotus-Geheimbesuch - offiziell, semioffiziell oder ganz inoffiziell., Foto: Lotus
Jacques Villeneuve beim Lotus-Geheimbesuch - offiziell, semioffiziell oder ganz inoffiziell., Foto: Lotus

Jeden Tag eine gute Tat. Wohl eher nicht. Jeden Montag eine gute Nachricht. Das trifft es schon eher, jedenfalls in der Welt von Norbert Haug. Das betonte er am letzten Montag im Rahmen der Telefonkonferenz zur (längst überfälligen) Bekanntgabe von Nico Rosberg als ersten Stammpiloten bei Mercedes GP oft, ja sogar sehr oft, und äußerst aus- sowie nachgiebig.

Nach der Übernahme von Brawn GP vor zwei Montagen war es der zweite Montagsknaller innerhalb einer Woche, während in der vorangegangenen Woche aber noch jeden Tag ein weiterer Knaller von Timo Glock, Jenson Button und Kimi Räikkönen folgte, blieb es in der zurückliegenden Woche nach dem Wort zum Montag ruhig - bis zum Freitag mit der dreifachen Ankündigung des Sauber-Rückkaufs, der Force India Fahrerbestätigung und der Kanada-Rückkehr fast schon verdammt ruhig.

Umso mehr freuten sich die Gerüchteköche über jeden Schnipsel an neuen Zutaten für ihr Gebräu. Dafür reichten schon vage Andeutungen zu den Aufenthaltsorten eines Fahrers aus, um die Gerüchtesuppenkasper glücklich zu machen. Jacques Villeneuve wurde beim Mittagessen in einem Pub in der Nähe des Lotus Teams gesichtet - ein gefundenes Fressen für die Gerüchteköche. Niemand dachte daran, dass auch JV einfach nur den Drang verspürt haben könnte, Nahrung aufzunehmen - eine Fähigkeit, die im Fertigkeitenbaum von Motorsport-Magazin.com Redakteuren nur gering ausgebildet ist und mit zunehmendem Levelaufstieg der Bedeutungslosigkeit entgegendriftet.

Semioffizieller Besuch bei Rot

Gut genährt, aber nur halboffiziell war Fernando Alonso unterwegs. Laut einem Ferrari Communiqué (ja, Pressetext klingt dagegen irgendwie so unformell) absolvierte der Neuzugang am Freitag seinen "zweiten semioffiziellen Besuch" in Maranello. Was zur Hölle ist das denn? Hat er das Werk persönlich in Fleisch und Blut besucht oder nicht? Und wenn es nicht offiziell war, warum steht es dann in einem offiziellen Communiqué (richtig, wegen dieses Widerspruchs haben wir auf die Verwendung dieses Begriffs bestanden)?

Und wenn wir schon bei Fragen sind, die uns nur in der Winterpause ein bisschen bewegen: Wozu lässt Ferrari Alonso bei jedem Besuch mit verschiedenen Straßenmodellen in Fiorano herumfahren, wenn es als semioffizieller Besuch (also noch während der Renault-Vertragslaufzeit) davon keinerlei Bilder geben darf und bei den Finali Mondiali eh Präsident Luca di Montezemolo den Ferrari im Kiesbett versenkt, bei dem Massa und Alonso auf der Rückbank sitzen?

Amerikanische Supermänner

Vielleicht wissen Peter Windsor und Ken Anderson im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Antworten auf all diese wichtigen sozialen Probleme und Zeug - schließlich geben sie auch sonst zu jedem Käse einen endlosen Kommentar ab. In der vergangenen Woche waren sie allerdings erstaunlich still - also wird es sicher bald neue Enthüllungen aus der hypermodernen und bestens ausgerüsteten Basis in Charlotte, North Carolina geben.

Diese US-Ortangaben samt Bundesstaat sind einfach sensationell, man sieht förmlich die weiße Einblendung im Akte-X-Stil vor dem inneren Auge:

9pm
USF1 Headquarters
Charlotte, North Carolina

Eröffnungsszene: Ein Duo verrückter Wissenschaftler sitzt in einem Raum voller Bilder von Jim Clark an der frisch renovierten, weißen Wand, starrt hilflos auf automatisch ablaufende Computersimulationen auf den Bildschirmen und rennt alle paar Minuten in den fast leer stehenden Fabriknebenraum, um zu überprüfen, ob die Toaster-Produktionsmaschine noch an ihrem Platz ist.

Eine Frage der Logistik

Zurück in der Realität: Vielleicht präsentiert USF1 auch bald den zweiten Bezahlfahrer aus einer so prestigeträchtigen Rennserie wie den argentinischen Tourenwagen. Möglicherweise können sich Peter und Ken dafür die gute Montagsnachricht von ihren Kollegen in Stuttgart und Brackley ausleihen. Oder haben die schon eine eigene Idee? Kommt der Mercedes-Hattrick - die dritte Montags-Bekanntgabe in Serie? Team-CEO Nick Fry macht uns wenig Hoffnung: "Aus logistischen Gründen würden wir den zweiten Fahrer gerne vor Weihnachten bekannt geben, aber wahrscheinlich wird das nichts."

Logistische Gründe, muss er aus einem fernen Land oder einer weit, weit entfernten Galaxis eingeflogen werden, etwa Argentinien? Vielleicht hat Fry damit ja zu viel verraten. Haug fragte noch während der Telefonkonferenz bei der Verabschiedung von Fry, ob er in 10-15 Minuten noch erreichbar sei. Wenn das mal keine schlechten Nachrichten gab...