Wenn du über 2009 nachdenkst, was denkst du allgemein über die Saison?
Sam Michael: 2009 war im Vergleich zu den vorigen Saisonen ein guter Schritt nach vorne, vor allem aus aerodynamischer Sicht und bei der Konstanz des Autos auf verschiedenen Strecken. Es war eine sehr eng umkämpfte Saison dieses Jahr und in einigen Rennen war das Feld nur durch eine Sekunde getrennt. Es war also zufriedenstellend, wenn wir auf diesen Strecken eine oder zwei zusätzliche Zehntel herausholen konnten. Insgesamt war das Jahr ein guter Schritt nach vorne, wir landeten aber nicht dort, wo wir landen wollten.

Was waren die Höhen und Tiefen?
Sam Michael: Ich denke, die Höhepunkte aus Sicht der Leistung waren, als Nico in Malaysia führte, bevor der Regen kam und dann Singapur, bevor der Zwischenfall mit der weißen Linie passierte. Die viel bessere Leistung des Autos in Silverstone steigerte unser Ansehen ebenfalls.

Und wie haben Nico und Kazuki nach deiner Meinung abgeschnitten?
Sam Michael: Nico hat für das Team tolle Arbeit geleistet und all unsere Punkte dieses Jahr geholt. Er hat einen guten Weg gemacht, seit er vor vier Jahren als Fahrer zu uns kam und wir wünschen ihm nur das Beste. Kazuki hat sich dieses Jahr als Fahrer sicher verbessert und hat an den Rennwochenenden viel am Setup des Autos gearbeitet. Er fuhr dieses Jahr in jedem Fall besser als voriges. 2008 holte er Punkte, aber in einem Auto, das nicht so stark war. Der Unterschied dieses Jahr war aber, dass das Feld so eng beisammen lag und man deswegen schnell bestraft wurde. Wenn man nur ein paar Zehntel zu langsam war, schaffte man es nicht.

Die dreijährige Partnerschaft mit Toyota ist zu Ende und es geht zu Cosworth. Wie war Toyota als Motorenpartner?
Sam Michael: Unsere Beziehung zu Toyota war ausgezeichnet. Sie haben gute Entwicklungsarbeit für uns gemacht und keine Mühen gescheut. Wir haben nur gute Erinnerungen an unsere Zeit mit ihnen. Es ist ein Verlust für den Sport, dass sie sich zurückgezogen haben und wir wünschen der Belegschaft in Köln alles Gute für die Zukunft.

Von Nico Hülkenberg wird viel erwartet, Foto: Sutton
Von Nico Hülkenberg wird viel erwartet, Foto: Sutton

Es gab große Regel-Änderungen für 2009, um das Racing zu verbessern. Hat das funktioniert?
Sam Michael: Ich denke, dass die Änderungen es leichter gemacht haben, Autos zu folgen, es ist aber noch viel Arbeit zu machen. Eine Sache, die 2009 durch die Regel-Änderungen nicht behandelt wurde, war das Streckendesign. Wenn man sich Strecken wie Barcelona ansieht, wo niemand überholt und dann mit den gleichen Autos in Monza, Hockenheim und so weiter viele Überholmanöver hat... Der Unterschied ist das Streckenlayout. Die Organisatoren müssen darauf achten, langsame Kurven zu machen, die in Geraden münden und Schikanen loswerden. Wenn man sich etwa Abu Dhabi ansieht, es gibt einige gute Aspekte an der Strecke, es gibt aber auch fundamentale Fehler. Das Racing dort war nicht gut genug und die Organisatoren müssen das vor nächstem Jahr ändern. Man darf nicht immer das Auto-Design beschuldigen. Die FIA sieht sich das nun an und wird das Problem hoffentlich lösen.

Kannst du uns die Regel-Änderungen für nächstes Jahr erläutern?
Sam Michael: Es wird drei große Änderungen geben: schmalere Vorderreifen, kein Nachtanken und ein Verbot für Reifenabdeckungen. Die schmaleren Vorderreifen werden die Gewichtsverteilung leicht nach hinten schieben, was sich auf die Aerodynamik und das Setup des Autos auswirkt, weil der Luftstrom über die Reifen anders ist. Ohne Nachtanken, muss das ganze Benzin beim Start im Auto sein, also wird der Fahrer die Bremsen und Reifen effektiver managen müssen als zuvor. Das Verbot der Reifen-Abdeckungen sollte den Luftstrom hinter dem Auto verbessern, damit die Fahrer sich dichter folgen können. Das sollte die Überholmöglichkeiten verbessern.

2010 wird sich bei Williams viel ändern, zunächst mit einer völlig neuen Fahrerpaarung. Kannst du die Entscheidung für Barrichello und Hülkenberg erklären?
Sam Michael: Wir haben Rubens gewählt, weil er ein mehrfacher Grand Prix Sieger ist, der enorm viel Erfahrung hat; er hat auch noch sehr viel Lust darauf, Rennen zu gewinnen. Er ist schnell und bringt alles mit. Wir kombinieren Rubens mit Nico Hülkenberg, einem Rookie, der seit den Karts alles gewonnen hat, wo er gefahren ist. Nico hat tolles Potential für die Zukunft. Wir kombinieren Jugend mit Erfahrung, wir haben, was wir wollten.

Was kann jeder von ihnen dem Team bringen und was erwartest du von ihnen?
Sam Michael: Wir erwarten, dass sie beide Leistung auf dem Level des Autos und noch mehr bringen. Rubens hat bereits einen motivierenden Effekt und wir erwarten, dass er das bei jedem in Grove so macht. Nico hat das ganze Jahr im Werk gearbeitet, also kennt und unterstützt ihn jeder. Wir wollen, dass sie beide das Werk in Richtung Sieg führen. Solange man nicht mit einem Rennsieger arbeitet, weiß man nicht, wo dieser Level ist und Rubens bringt das mit. Wir erwarten, dass das gute Auswirkungen aufs Team hat.

Cosworth muss noch am Verbrauch arbeiten, Foto: Sutton
Cosworth muss noch am Verbrauch arbeiten, Foto: Sutton

Das Team wechselt nächstes Jahr auf Cosworth-Motoren. Werden sie gegen Hersteller wie Mercedes oder Ferrari bestehen können?
Sam Michael: Cosworth hat im Winter auf den Prüfständen viel Arbeit, vor allem beim Verbrauch, aber was die Leistung und Zuverlässigkeit angeht, wird eine Einschätzung schwierig sein, bis wir auf die Strecke gehen. Sie sind eine Ingenieurs-Firma, sie arbeiten hart und was wir gesehen haben, ist sehr ermutigend.

Wie läuft die Entwicklung am FW32?
Sam Michael: Es läuft wirklich gut. Der Winter ist es ein aerodynamisches Wettrennen und man schaut, wie viel Abtrieb man hinzufügt und wie viel Luftwiderstand man loswird. Es geht auch darum, die verschiedenen Design-Teile und die mechanische Entwicklung zu optimieren. Beides sind momentan sehr aktive Bereiche und wir machen gute Fortschritte, es gibt aber auch noch viel zu tun.

Wann wird der FW32 sein Streckendebüt geben?
Sam Michael: In der ersten Woche im Februar, bei den vier Tests mit einem Auto vor Bahrain.

Im Dezember steht ein Test mit jungen Fahrern an, wen wird das Team im Auto haben?
Sam Michael: Wir werden am ersten Tag Andy Soucek im Auto haben, der den Test als Preis für den Sieg in der Formel 2 Meisterschaft bekommt und dann wird Nico Hülkenberg die nächsten zwei Tage übernehmen.

Was sind die Ziele des Teams für 2010 und wie sollen sie erreicht werden?
Sam Michel: Unser Ziel ist es, von der soliden Basis des FW31 alles noch viel weiter nach vorne zu bringen; von Fahrern, über Ingenieure, das Chassis bis zur Leistung auf der Strecke. Jeder im Werk ist dafür bereit und wir wollen, dass es in dem Jahr auf den nächsten Level geht. Wir müssen uns wieder als eines der Top Teams etablieren und 2010 ist unsere beste Chance dafür.