Ross Brawn hat einmal gesagt, für ihn ist zunächst einmal alles ein mathematisches Problem, das er lösen will. Besonders viel rechnen muss er in der Konstrukteurs-WM allerdings nicht mehr, denn vier Rennen vor Schluss liegt sein Team 40,5 Punkte vor den ersten Verfolgern. Da es aber noch maximal 72 Punkte zu holen gibt, will Brawn noch nicht feiern. Erst wenn es mathematisch nicht mehr möglich ist, wird er entspannen. "Es wäre natürlich fantastisch, wenn man die letzten beiden Rennen oder das letzte Rennen ohne Druck fahren könnte, aber wir sind auf alles vorbereitet. Ich habe in meinen vielen Jahren im Sport gelernt, dass man nichts für gegeben hinnehmen darf, bis man es erreicht hat", meinte Brawn gegenüber der offiziellen Website der Formel 1.

Im Endspurt kann Brawn GP aber immerhin von den Erkenntnissen dieser Saison profitieren, vor allem davon, dass es zwar wieder Probleme mit der Reifentemperatur geben kann, das Team das aber nicht überkompensieren sollte. Das passierte in Silverstone oder auf dem Nürburgring und verwirrte das Team selbst. "Also machten wir einen Schritt zurück zu den fundamentalen Prinzipien. Wir haben akzeptiert, dass es Rennen gibt, wo wir nicht gewinnen werden, aber dennoch gute Punkte holen. Wir haben unseren Zugang vereinfacht und bauten auf die Grundlagen", sagte der Teamchef. Dadurch wurde vermieden, sich wieder selbst zu verwirren, indem einfach zu angestrengt probiert wird, Probleme zu kompensieren. So konnten die Stärken des Autos auch wieder besser in den Vordergrund gebracht werden.

Alles offen

Und deswegen sieht es nun auch stark danach aus, als ob der Fahrer-Titel an Jenson Button oder Rubens Barrichello gehen wird. Vorzug gibt Brawn bei diesem Duell nach wie vor keinem der beiden Fahrer. Manchmal werde es dem einen besser gehen als dem anderen und umgekehrt, meinte er. Er musste aber auch feststellen, dass die Schwächephase im Sommer Button mehr geschadet zu haben scheint als Barrichello. "Rubens fand schneller Lösungen als Jenson und jetzt hat Rubens leicht die Oberhand", meinte Brawn, prophezeite aber, dass es in Singapur schon wieder anders aussehen könnte, wo das Team einige Updates bringen wird, die mehrere Zehntelsekunden wert sein könnten. Dass ein Fahrer den Vorzug bekommen könnte, weil der andere im nächsten Jahr möglicherweise nicht mehr beim Team ist, musste Brawn auch verneinen. Es sei in der Fahrerfrage noch nichts entschieden und die WM solle offen ausgefahren werden. "Wenn wir einen Weltmeister haben, der aus irgendeinem Grund das Team verlässt, dann ist das schade, aber ich habe lieber einen offenen Wettkampf als sonst was."

Zugeknöpft gab sich Brawn auch bezüglich der neuen Partner für das nächste Jahr. Es wird gemunkelt, dass Mercedes groß in das Team einsteigen will, doch zu diesem Thema wollte der Teamchef keine Stellung beziehen. Er konnte nur versichern, dass für 2010 und darüber hinaus alles gesichert ist, der Rest sei Spekulation - das Gleiche musste er auch zu einem möglichen Brawn GP Piloten Nico Rosberg im kommenden Jahr erklären. Sicher konnte Brawn nur sagen, dass es wohl auch 2010 mit Mercedes-Motoren weitergehen wird, wobei die FIA da noch ihren letzten Segen dazu geben muss. "Sie haben uns aber wissen lassen, dass sie mit dem Arrangement kein Problem haben und Mercedes fühlt sich auch wohl, also müssen wir nur alles abschließen. Wir machen weiter und es sieht so aus, als ob wir nächste Saison einen Mercedes-Motor verwenden werden. Das freut uns."