Wie faszinierend ist ein Sport, der nur deswegen einen medialen Boom erlebt, weil ein ehemaliger Weltmeister wieder ins Auto steigen will? Dank des letztendlich abgesagten Michael-Schumacher-Comebacks war in der Sommerpause jedenfalls viel los, der Ausstieg von BMW ging dabei fast unter. Timo Glock fand es für sich nicht störend, dass sich alles um seinen Landsmann drehte. "Michael ist siebenfacher Weltmeister, da ist es normal, dass das so einen Boom auslöst. Deswegen beeinträchtigt mich das nicht."

Dennoch, die Frage blieb, was macht die Formel 1 mittlerweile noch aus, wenn alles nach Michael Schumacher lechzt. "Die Faszination, die Geschwindigkeit, die Technik im Auto. Es muss aber auch im Rennen ein gewisser Kampf rüberkommen. Das Hinterherfahren und Überholen nur über Taktik ist wenig spektakulär. Wenn man sich Rennen wie NASCAR ansieht, die fahren zwar nur im Kreis, überholen sich aber ein paar Mal pro Runde. Das ist irgendwo spannender. Da kommt etwas mehr Kampf rüber; was in einem Auto abläuft. Im Moment sieht es bei uns so aus, als ob alle Slotcar fahren, nur den Joystick in der Hand haben und die Autos über die Strecke fahren lassen. Da kommt kein wirklicher Kampf rüber", sinnierte Glock.

Einfrieren

Die Schuld dafür gab er der schnellen Entwicklung, denn dadurch sei so viel geändert worden, dass Überholen unmöglich sei. "Man muss die Dinge einfrieren, damit die Entwicklung nicht mehr so extrem ist. Das schreckt die Hersteller zurück, weil man nicht mehr zeigen kann, was man auf technischer Seite zeigen will. Deswegen ist es unheimlich schwer, in der Formel 1 die richtige Mischung zu finden." Momentan ist das Genick eines siebenfachen Weltmeisters aber eben noch interessanter und Glock konnte der versammelten Journalistenschar auch dabei aushelfen. Immerhin fragte sich so mancher, wie man sich die Belastung des Nackens so vorstellen könne.

"Einfach zwischen 30 und 40 Kilo auf den Kopf hängen, dann weiß man, was in einem Formel-1-Auto auf einen zukommt. Der Körper ist gut angeschnallt, du hast eine gute Sitzschale, die um dich herumpasst. Das einzige, was frei herum schwingt, ist der Kopf und der muss über die Muskulatur gehalten werden", sagte er. Das beste Training dafür sei viel Fahren, fügte Glock an. Dementsprechend sei es für neu einsteigende Fahrer auch relativ schwierig, immerhin sind Tests in der Saison verboten. Für neue Fahrer sei die Testmöglichkeit klar eine Erleichterung für den Einstieg. "Die Entscheidungen sind aber so gefallen, das können wir nicht beeinflussen. Aber als Fahrer wünscht du dir immer, so viel wie möglich im Auto zu sitzen." Sicherheitsbedenken bezüglich der Neueinsteiger hatte er wegen des Testmangels aber nicht; Romain Grosjean und Luca Badoer wüssten schon, was sie tun.