Die zweite Qualifyingsession am Hungaroring endete mit einer Schrecksekunde: Felipe Massa raste mit seinem Ferrari geradeaus in den Reifenstapel und musste von den Ärzten aus dem Auto geborgen werden. Der Brasilianer wurde danach ins Medical Centre an der Strecke gebracht und von dort in ein Klinikum in Budapest geflogen. Offiziellen Aussagen zu Folge ist Massas Zustand stabil. Er fasste sich beim Transport ins Medical Centre auch selbst an den Kopf. Er sei ansprechbar, aber noch stark benommen. Teamchef Stefano Domenicali bestätigte, dass Massa auf keinen Fall am Rennen teilnehmen wird.

Auslöser des Unfalls war ein Teil, das Massa vor der Kurve am Helm traf und wohl vom Brawn GP Renner von Rubens Barrichello weggeflogen war. Nach dem Zusammenstoß stand Massa zwar auf der Bremse, machte jedoch keine Lenkbewegungen mehr und fuhr geradeaus in den Reifenstapel. "Er war bei Bewusstsein", sagte Barrichello, der Massa im Medical Centre sah. "Er hatte eine Schnittwunde am Kopf, aber wichtig ist, dass er bei Bewusstsein war."

Zeitenchaos im Q3

Damit nicht genug des Chaos: Kurz vor dem Ende des Qualifyings fiel die Zeitenanzeige aus, so dass die letzten Anläufe der Fahrer ohne eine Anzeige auf den TV-Monitoren und Zeitenbildschirmen ausgetragen wurden. "Sebastian Vettel war ein Zehntel schneller als Mark Webber, aber die Zeiten der anderen wissen wir nicht", sagte der verdutzte Red Bull Teamchef Christian Horner. Die Fahrer diskutierten im Parc Fermé darüber, wer denn nun wo steht - wussten es aber auch beim Wiegen nicht.

Nach Datendurchsicht gab die FIA Fernando Alonso als Pole-Mann bekannt. Platz 2 holte Sebastian Vettel vor Mark Webber, Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Heikki Kovalainen und Kimi Räikkönen. Jenson Button fuhr mit nur einem Versuch auf Platz 8.

"Über Nacht haben wir einen großen Schritt gemacht", sagte Vettel. "Es hat nicht ganz nach vorne gereicht, die letzte Runde war sehr gut, es hat nicht viel gefehlt für die Pole und wir sollten ein bisschen schwerer sein im Rennen. Die größte Gefahr kommt mit den KERS-Autos von hinten, denn es ist ein langer Weg bis zur ersten Kurve. Die erste Reihe ist dennoch gut."

Vettels WM-Rivale Button erlebte ein schwieriges Qualifying. "Wir waren nicht richtig schnell und mussten dann noch das Teil wechseln, das Rubens verloren hat, deswegen wusste ich nicht genau, wann ich im Q3 raus fahren konnte. Die Rundenzeit war dann nicht besonders schnell." Durch die fehlenden Runden hat Button nun Sprit für vier Runden mehr im Tank. "Eigentlich hatten wir geplant, um Runde 20/21 reinzukommen, um zu tanken, jetzt haben wir vier Runden mehr Sprit an Bord."

Das Zeitenchaos löste im Paddock viel Unmut aus. "Die Zeitnahme hier war mehr eine Lotterie als eine überzeugende Messung - es darf einfach nicht passieren, dass das System im spannendsten Teil des Qualifying versagt, das ist bestimmt nicht Formel 1-Standard", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Platz vier und sechs sind eine gute Ausgangsbasis für Lewis und Heikki - mal sehen, was morgen geht, auch wenn wir mit unseren Autos von der schmutzigen Seite starten müssen."

Debakel bei BMW Sauber

Lange Gesichter gab es bei BMW Sauber: Beide Fahrer schieden überraschend bereits in der ersten Qualifying-Session aus. Sowohl Nick Heidfeld als auch Robert Kubica verpassten den Einzug ins Q2 - ausgerechnet bei einem der wichtigsten Qualifyings des Jahres. Schließlich sind Überholmanöver auf dem Hungaroring nahezu ausgeschlossen.

Auch Force India konnte das gute Qualifying-Ergebnis von Deutschland nicht wiederholen. Auch Giancarlo Fisichella und Adrian Sutil schieden im Q1 aus. Jaime Alguersuari verpasste seine Chance auf ein Weiterkommen mit einem technischen Problem.

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Alguersuari Ausfall
ausgeschieden: Heidfeld, Fisichella, Sutil, Kubica, Alguersuari
Top-6: Rosberg, Hamilton, Webber, Vettel, Piquet, Alonso
2. Session
Zwischenfälle: Unfall Massa
ausgeschieden: Buemi, Trulli, Barrichello, Glock, Piquet
Top-6: Webber, Hamilton, Nakajima, Vettel, Räikkönen, Button
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Alonso, Vettel, Webber, Hamilton, Rosberg, Kovalainen