Zum dritten Mal versuchte sich Sebastian Vettel von der Pole Position, zum zweiten Mal beendete er das Rennen als Sieger. Nach dem Regenrennen von China fuhr der Red Bull Pilot beim Heimspiel seines Rennstalls seinen ersten GP-Sieg im Trockenen ein. Schließlich fand sein erster Triumph mit Toro Rosso in Monza 2008 auch im Nassen statt. Den Red Bull Erfolg komplettierte Mark Webber auf Platz 2. Vettel fuhr zudem die schnellste Rennrunde.

"Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag", sagte Vettel strahlend. "Der Schlüssel zum Sieg waren ein guter Start, vorne zu bleiben und im ersten Stint jede einzelne Runde zu pushen, alles aus dem Auto rauszuquetschen." So konnte er sich den notwendigen Puffer herausfahren, um später beruhigt in Richtung seines dritten GP-Sieges zu fahren. "Das hat fantastisch funktioniert. Das Auto war ein Traum zu fahren. Es war nicht einfach, gerade im zweiten Stint hatte ich viel Verkehr, musste auf Überrundungen achten, wo sich die Fahrer teils gegenseitig duelliert haben, da muss aufpassen, aber ich hatte stets alles unter Kontrolle und Vertrauen ins Auto."

Die letzten zehn Runden konnte er dann herunterzählen. "Ich hatte einen Vorsprung auf Mark und konnte das Rennen kontrollieren. Aber zur Mitte war es eher ein Slalomrennen. Jetzt freue ich mich über den Sieg und weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Von seinem Teamkollegen Mark Webber gab es ebenfalls Lob. "Ich gratuliere Sebastian zu seinem ersten Stint, damit hat er die Grundlage für den Sieg gelegt. Ich habe das Rennen schon im Qualifying verloren, wo ich in die erste Reihe hätte kommen müssen."

Schneller als der Rest

"Das ist ein tolles Teamergebnis", freute sich Teamchef Christian Horner. "Die beiden haben das Rennen dominiert. Das ganze Wochenende war toll. Die Strecke lag dem Auto, beide Fahrer waren in fantastischer Form. Es ist noch ein weiter Weg, wenn wir Button einholen wollen, aber wir werden es versuchen. Achtung Nürburgring, wir kommen!"

Trotzdem lief nicht alles nach Plan. "Mark Webber hat ein Verkleidungsteil am rechte Auspuff verloren", verriet Helmut Marko. Dadurch waren die Temperaturen an seinem Auto kritisch. "Der Auspuff wurde sehr heiß, aber wir haben ein Trockenrennen gewonnen und besitzen ein Auto, mit dem wir um die WM fahren können. Dieses Auto ist die Krönung von Adrian Newey, wir mussten nicht einmal alles zeigen. Wir waren de Facto eine Sekunde schneller als der Rest."

Nach der Pole gab es den Sieg und die schnellste Runde für Sebastian Vettel., Foto: Sutton
Nach der Pole gab es den Sieg und die schnellste Runde für Sebastian Vettel., Foto: Sutton

Ausgerechnet bei seinem Heimrennen fuhr WM-Spitzenreiter Jenson Button das schlechteste Saisonergebnis ein. Als Sechster sicherte er sich immerhin drei WM-Zähler als Schadensbegrenzung. In der WM liegt er noch immer 23 Punkte vor Rubens Barrichello und 25 Punkte vor Vettel. Der Brite bekam die Reifen seines Autos das gesamte Wochenende über nicht auf Temperatur. Sein Teamkollege Barrichello hatte dieses Problem etwas besser im Griff, konnte jedoch nicht mit den beiden Red Bull mithalten, obwohl er zwischen ihnen von Platz 2 gestartet war. Am Ende belegte er hinter dem überlegenen Sieger Vettel und Webber den dritten Podestplatz.

"Gestern hätten wir uns so ein Ergebnis nicht erträumt", so Barrichello, der nicht geglaubt hatte, dass er die Red Bull schlagen könnte. "Ich bin stolz auf Platz 3. Mein zweiter Stint auf den harten Reifen war schwierig, außerdem hatte ich starke Rückenschmerzen. Mein Dank gilt der medizinischen Abteilung." Für den Rest der Saison möchte er weiter Punkte auf Jenson Button aufholen.

Positionswechsel am Start

Der Start in den Grand Prix verlief relativ unspektakulär. Vettel setzte sich in der ersten Kurve gegen Barrichello durch und setzte sich danach Runde um Runde von seinem Konkurrenten ab. Dieser wiederum hielt Vettels Teamkollegen Webber auf, der schneller hätte fahren können, hinter dem Brawn-Renner jedoch jede Chance auf den Sieg verlor. Nach vier Runden lag Vettel schon 4,4 Sekunden vor Barrichello, nach 10 Runden war der Vorsprung auf 10,8 Sekunden angewachsen.

Etwas spannender ging es dahinter zu. Kimi Räikkönen und Felipe Massa machten am Start besten Gebrauch ihres KERS, das sie in Silverstone als einzige Piloten im Auto hatten. Räikkönen verbesserte sich bis zur ersten Kurve von Position 9 auf 5, obwohl er ausgangs der ersten Kurve über die Auslaufzone ausweichen musste. Einen schlechten Start erwischte Jenson Button, der von 6 auf 9 zurückfiel, weil er hinter Jarno Trulli eingeklemmt wurde und die Gegner links und rechts vorbeischossen.

Manöver im Mittelfeld

Für Nick Heidfeld begann das Rennen mit gemischten Gefühlen. Der Start war okay, aber eine Berührung mit dem McLaren von Heikki Kovalainen beschädigte seinen Frontflügel, so dass er in der Folge mehrere Sekunden pro Runde verlor. Dennoch behauptete er sich im Duell mit Fernando Alonso, der mehrmals versuchte, den Deutschen zu überholen. Das Team wollte Heidfeld sogar vorzeitig hereinholen, um den Frontflügel zu wechseln, das lehnte Heidfeld allerdings ab. Gebracht hat ihm der bravouröse Kampf nichts: Er kam wegen des großen Rückstands als 15. ins Ziel.

Der große Button war machtlos gegen Red Bull., Foto: Sutton
Der große Button war machtlos gegen Red Bull., Foto: Sutton

Einen ähnlich spannenden Zweikampf lieferten sich die alten Rivalen Lewis Hamilton und Fernando Alonso zur Mitte des Rennens. Nachdem Hamilton den Spanier überholt hatte, konterte dieser eine Runde später. Allerdings ging es für sie um die goldene Annanas weit außerhalb der Punkte. "Ein Rennen zum ganz schnell Vergessen", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Unsere Performance war schlecht. Es gibt viel Arbeit und es wird noch viel mehr gearbeitet werden."

Die Punkte nahmen hinter Vettel, Webber und Barrichello der glücklichere Ferrari-Pilot Felipe Massa, Nico Rosberg, Jenson Button, Jarno Trulli und Kimi Räikkönen mit. Der Finne kam nach seinem guten Beginn im Verkehr zum Erliegen. Massa stoppte später und kam so an Räikkönen, aber vor allem am legendären Trulli-Train vorbei. Die einzigen beiden Ausfälle waren Sebastien Bourdais und Heikki Kovalainen. Der Franzose war dem Finnen bei einem Überholmanöver ins Heck gerauscht.