1. - S wie Startaufstellung

Ungeachtet der politischen Querelen und Drohungen schnappte sich Sebastian Vettel seine dritte Pole Position - und das mit dem schwersten Auto der Top-10. "Im dritten Qualifying hat alles gepasst: Die Runde war nahezu perfekt", sagte der Red Bull Pilot. "Wir haben mit dem neuen Paket etwas dazu gewonnen und sollten ein bisschen stärker gewappnet sein als in Istanbul."

Das wollte auch sein Teamkollege Mark Webber beweisen, doch er wurde auf seiner letzten fliegenden Runde von Kimi Räikkönen gestört. "Er war in der wichtigsten Runde des Qualifyings direkt auf der Rennlinie und das hat meinen Rhythmus zerstört", klagte Webber. "Kimi hat, ich weiß nicht, Wodka getrunken, geträumt oder was auch immer gemacht. Ich weiß nicht, was zum Geier er gemacht hat, aber er hätte rechts sein müssen und war stattdessen auf der Rennlinie, wo er geträumt hat."

Für Webber reichte es trotzdem zu Startplatz 3 hinter Vettel und Rubens Barrichello. WM-Spitzenreiter Jenson Button landete nur auf Platz 6. "Es ist frustrierend, so weit hinten zu sein, aber andererseits ist Sechster auch nicht das Ende der Welt", sagte der Brite, der mit Aufwärmproblemen seiner Reifen kämpfte.

2. - S wie Start

KERS spielt am Start diesmal nur zwei Mal eine Rolle: Zitterten bei den letzten Rennen immer mehrere Piloten vor dem Knopf ihrer Konkurrenten, sind diesmal nur Kimi Räikkönen und Felipe Massa damit ausgerüstet. Nico Rosberg macht sich deswegen keine Sorgen. "Sie sind zu weit weg", sagt er, wobei Räikkönen direkt hinter ihm startet.

Aber Rosberg hat sowieso den Blick nach vorne gerichtet. "Wir werden einen super Start haben", kündigte er an. "Button habe ich schon mal geschlagen und mein Teamkollege hat weniger Sprit drin, vielleicht ist Platz 4 drin."

3. - S wie Strecke

Der Grand Prix-Kurs von Silverstone ist eine klassische Hochgeschwindigkeits-Strecke. Diese Charakteristik zeigt sich vor allem zu Beginn einer Runde - auf der ersten Hälfte eines Umlaufs treten die Fahrer kein einziges Mal auf die Bremse. Hinzu kommen einige der berühmtesten Kurvenkombinationen im Motorsport.

Das extrem hohe Geschwindigkeitsniveau stellt vor allem an die Reifen und an die Motoren große Anforderungen. Die Bandbreite verschiedener Kurventypen reicht von 290 km/h schnellen Mutkurven bis zu dem langsamen, gewundenen Streckenteil am Ende der Runde. Zudem müssen die Autos auf dem ehemaligen Militärflughafen mit der unebenen Fahrbahn und dem wechselhaften, oft böigen Wind fertig werden.

4. - S wie Setup

In Silverstone arbeiten die Teams mit mittlerem bis hohem Abtrieb. Der recht hohe Downforce wird für die schnellen Kurven im ersten Streckenteil benötigt. Die damit verbundenen kleinen Nachteile in Sachen Höchstgeschwindigkeit werden in Kauf genommen - wegen der relativ kurzen Geraden und Bremszonen besteht kaum ein Risiko, dass ein schnellerer Gegner überholen kann. Zudem kann KERS nur schwer aufgeladen werden, weshalb nur Ferrari damit antritt. Da die Autos an keinem Punkt der Strecke wirklich hart heruntergebremst werden, verwenden die Teams hier mit die kleinsten Lufteinlässe zur Bremskühlung. Dies kommt wiederum der aerodynamischen Performance zugute.

Selbst eine Armee an Jensons verhalf ihm nicht zur Pole., Foto: Sutton
Selbst eine Armee an Jensons verhalf ihm nicht zur Pole., Foto: Sutton

Ein ausgewogenes Fahrverhalten ist von entscheidender Bedeutung, da jede Unruhe im Auto die aerodynamische Effizienz in den schnellen Kurven verschlechtert. Besonders in der buckligen Bremszone vor Turn 8 neigen die Autos oft zur Instabilität. Zudem lassen die Piloten ihre Autos ausgangs der schnellen Kurven gerne bis auf die äußeren Kerbs driften, was die Strecke noch welliger erscheinen lässt, als sie in Wirklichkeit ist.

In Silverstone erhalten die Boliden eine sogenannte "nach vorn verlagerte" Fahrwerksabstimmung. Die steifere Vorderachse erlaubt schnelles Umsetzen des Autos und direkte Richtungswechsel sowohl in langsamen Ecken als auch in schnellen Kurven. Die weicher abgestimmte Hinterachse sorgt für guten Grip beim Beschleunigen - besonders ausgangs der Kurven 9, 11 und 16 ist optimale Traktion gefragt.

Auf dem Silverstone Circuit arbeiten die V8-Motoren rund 66 Prozent einer Runde unter Volllast. Dieser Wert wird auch in diesem Jahr wieder erreicht, da die neuen Bridgestone-Slicks den durch die beschnittene Aerodynamik entstehenden Traktionsnachteil ausgleichen. Damit die Fahrer so schnelle Kurven wie die schnelle Rechts Stowe (Turn 7) gezielt mit Voll- oder Halbgas durchfahren können, müssen die Aggregate bei hohen Drehzahlen ein sensibles Ansprechverhalten zeigen und gut zu dosieren sein.

5. - S wie Strategie

Bei den letzten Rennen bewies Red Bull bei der Strategie nicht immer das glücklichste Händchen. Sebastian Vettel nimmt es nicht mehr so eng: "Mal verliert man, mal gewinnt man", sagt er. Jenson Button rechnet ebenfalls nicht damit, dass sich die Fehler wiederholen werden. "Ihr Speed-Vorteil ist so groß, größer als wir ihn dieses Jahr jemals hatten, da ist es einfach, die richtige Strategie zu wählen."

Der Benzinverbrauch liegt in Silverstone recht hoch - genau wie der Zeitverlust für eine schwere Spritladung. Auf einer Runde verbraucht ein F1-Bolide rund 2,38 kg. Damit bleibt relativ wenig Spielraum für abweichende Strategien. Sprit für zwei Runden mehr beispielsweise würde fast zwei Zehntelsekunden pro Runde kosten. Es ist also davon auszugehen, dass die meisten Teams die Standardlösung mit zwei Stopps wählen, von denen der erste noch vor Ablauf des ersten Renndrittels liegt.

Vorteil dieser "asymmetrischen" Strategie: Die Piloten können im Qualifying mit einem relativ leichten Auto eine bessere Startposition erreichen. Da das Überholen auf dem Traditionskurs praktisch unmöglich ist, kommt dem Startplatz entscheidende Bedeutung zu. Bei einem Boxenstopp verlieren die Fahrer ca. 21,8 Sekunden in der Boxengasse. Die Gefahr von Safety Car Phasen ist relativ hoch. In den letzten neun Rennen gab es sechs davon.

Qualifying-Positionen und Gewichte

1. Sebastian Vettel 666.5 kg (23. Runde)
2. Rubens Barrichello 657.5 kg (19. Runde)
3. Mark Webber 659.5 kg (20. Runde)
4. Jarno Trulli 658.0 kg (19. Runde)
5. Kazuki Nakajima 652.5 kg (17. Runde)
6. Jenson Button 657.5 kg (19. Runde)
7. Nico Rosberg 661.5 kg (21. Runde)
8. Timo Glock 660.0 kg (20. Runde)
9. Kimi Raikkonen 654.0 kg (18. Runde)
10. Fernando Alonso 654.0 kg (18. Runde)
11. Felipe Massa 675.0 kg (26. Runde)
12. Robert Kubica 689.5 kg (32. Runde)
13. Heikki Kovalainen 695.5 kg (34. Runde)
14. Nelson Piquet 682.5 kg (29. Runde)
15. Nick Heidfeld 665.5 kg (22. Runde)
16. Giancarlo Fisichella 668.0 kg (23. Runde)
17. Sebastien Bourdais 687.5 kg (31. Runde)
18. Adrian Sutil 692.0 kg (33. Runde)
19. Lewis Hamilton 666.0 kg (22. Runde)
20. Sebastien Buemi 672.5 kg (25. Runde)

Die Angaben der ersten Boxenstopps basieren auf einer Hochrechnung von Motorsport-Magazin.com und sind ohne Gewähr.

6. - S wie Sonntagswetter

Als ehemaliger Flugplatz ist das ebene Grand Prix-Gelände von Silverstone naturgemäß stark dem Wind ausgesetzt - und der hat eine Reihe von Auswirkungen auf die Autos. Plötzliche Böen verändern die aerodynamische Balance und verursachen ein unvorhersehbares Handling, vor allem in den Highspeed-Kurven. Die Fahrer müssen ständig Windrichtung und -stärke beurteilen, um ihre Linienwahl und Bremspunkte entsprechend anpassen zu können.

Zudem ist auf der Insel und speziell in Silverstone immer ein Regenschauer möglich. Das 3. Freie Training am Samstagvormittag begann auf feuchter Strecke, weil es in der Nacht zum Samstag geregnet hatte. Nick Heidfeld und alle Piloten im hinteren Drittel hoffen natürlich auf Regen, um noch irgendwie nach vorne zu gelangen oder so die Schwächen ihrer Autos auszugleichen. "Wir haben zwei Fahrer, die ziemlich gut im Regen sind", sagt Mario Theissen. Vettel ist das Wetter egal. "Unser Auto ist bei allen Wetterbedingungen gut. Man kann das Wetter nicht beeinflussen und hier kann es auch regnen, wenn die Prognose trocken lautet."

7. - S wie Spannung

Wenn es nach dem reinen Qualifying-Speed von Red Bull ginge, steht ein klarer Doppelsieg der roten Bullen ins Haus, dem selbst Rubens Barrichello nicht im Weg stehen kann. Doch der Qualifying-Speed ist bekanntlich nicht immer auch der Rennspeed. Dennoch sieht Christian Klien Red Bull vorne. "Ich glaube, dass der Rennspeed von Red Bull so stark ist, dass sie das Rennen aus eigener Kraft gewinnen können. Vettel hat die beste Ausgangsposition."

Das bestätigt Mark Webber. "So schnell ist das Auto noch nie gewesen", freute er sich. "Wir werden definitiv ein gutes Ergebnis holen, wenn wir ein sauberes Rennen haben." Für Button wäre das allerdings kein Beinbruch. "Sein Punktekonto ist riesig", betont Klien. "Er kann ruhig öfter Zweiter oder Dritter werden."

Damit würde sich der WM-Leader in Silverstone zufrieden geben, denn auch er sieht Red Bull überlegen. "Die Red Bull werden sehr schnell sein, es wird selbst für Rubens schwer sein, sie zu schlagen, für mich erst recht." Als Grund gibt Button an, dass der Red Bull die Reifen besser auf Temperatur bringt als Brawn und speziell er selbst. "Mein Ziel ist es, so weit wie möglich nach vorne zu kommen, einige Punkte mitzunehmen und nicht zu viel auf die Red Bull zu verlieren."