Nach den verregneten Rennen in Spa-Francorchamps und Monza freuten sich die Teams am Dienstag und Mittwoch über Sonnenschein und trockene Streckenbedingungen in Jerez de la Frontera. Doch am dritten Testtag kam es zur Wetterwendung: zur Mittagszeit gab es Regenschauer über der südspanischen Teststrecke, die das Programm der Teams beeinträchtigten und gegen Testende noch einmal zurückkehrten, so dass einige Teams den Tag vorzeitig beendeten.

Zwei Deutsche vorne

Sebastian Vettel fuhr nur 37 Runden an seinem zweiten Testtag für sein neues Team Red Bull Racing. Nachdem er am Vortag ein Getriebeproblem hatte, musste diesmal gleich zu Beginn des Tages der Motor in seinem RB4 unplanmäßig gewechselt werden. Das kostete Vettel die "happy hour", zu der die Strecke am schnellsten ist.

Nick Heidfeld löste Christian Klien ab., Foto: Sutton
Nick Heidfeld löste Christian Klien ab., Foto: Sutton

Trotzdem reichte seine Zeit von 1:18.001 Minuten für die Tagesbestzeit im leicht regnerischen Jerez. Auf dem Programm standen aerodynamische und mechanische Setuparbeiten und Vergleichstests. Seinen Long Run musste er aber wegen des Regens abbrechen. Am Mittwoch war Vettel erstmals seit seinem Einmaltest für Red Bull gefahren, um sich schon jetzt an seine neue Truppe zu gewöhnen. Am Freitag kehrt er zu seinem gewohnten Toro Rosso Team zurück, um sich auf die letzten Saisonrennen vorzubereiten.

Ebenfalls schnell unterwegs war ein weiterer Deutscher: Nick Heidfeld übernahm den BMW Sauber von Christian Klien und fuhr die zweitschnellste Zeit des Tages. Eigentlich war Heidfeld gar nicht für den Test vorgesehen, doch eine Zahninfektion bei Robert Kubica veranlasste das Team dazu, den Deutschen nach Jerez zu beordern. Am Vormittag arbeitete Heidfeld am mechanischen und aerodynamischen Setup seines F1.08, danach übernahm er Tests für die anstehenden Rennen.

Den Regen am Nachmittag nahm das Team zum Anlass, um das Programm umzustellen: "Da es während der kommenden Rennen regnen könnte, nutzten wir die Gelegenheit aus, um am Regensetup zu arbeiten", verriet Heidfeld, der den Test am Freitag mit weiteren Setuparbeiten abschließen wird.

Neue Teile bei Renault

Takuma Sato ist zurück., Foto: Sutton
Takuma Sato ist zurück., Foto: Sutton

Den dritten Platz in der Zeitenliste belegte ein Neuling: Lucas Di Grassi darf in dieser Woche an allen drei Testtagen für Renault ins Lenkrad greifen und rechtfertigte dieses Vertrauen mit der drittschnellsten Zeit des Tages, wenn er auch knapp eine Sekunde Rückstand auf Vettel und Heidfeld hatte. Auch Di Grassi schränkte seine Arbeiten aufgrund des Wetters stark ein und drehte nur 36 Umläufe.

"Es war heute ziemlich kühl, aber am Vormittag waren die Streckenbedingungen noch gut", freute sich Di Grassi über mehr Grip als am Vortag. "Auch gewöhne ich mich an das Auto, je mehr Runden ich fahre, desto selbstbewusster werde ich." Im Regen rückte er jedoch nicht aus. "Aber wir konnten trotzdem einige Teile testen, die das Team zum nächsten Rennen mitnehmen wird."

KERS-Tests bei McLaren

Anstelle von Gary Paffett saß Pedro de la Rosa im KERS-Silberpfeil. Paffett hatte am Mittwoch die ersten Probefahrten mit einem passiven KERS unternommen, reiste jedoch dann zum DTM-Rennen nach Barcelona. Am Donnerstag war es an Testfahrer de la Rosa, das KERS-Programm fortzuführen.

Außerdem überprüfte der Spanier neue Aerodynamikkomponenten für die letzten vier Saisonrennen in Singapur, Shanghai, Fuji und Interlagos. Auch McLaren entschloss sich dazu, nicht im Regen zu fahren und bereitete stattdessen das Auto für den Freitag war. Dann wird de la Rosa den Test abschließen. Seine schnellste Zeit reichte trotzdem für Platz 4 in der Zeitenliste.

Comeback von Sato

Das große Comeback des Tages gab es bei Toro Rosso: Takuma Sato löste Sebastien Buemi im STR3 ab, um sich für ein mögliches Engagement als Stammfahrer für 2009 zu empfehlen. Der Japaner fuhr 49 Runden und belegte Platz 6 der wenig aussagekräftigen Zeitenliste. So lange es trocken war, konzentrierte sich auf Aerotests. Als der Regen einsetzte, wollte das Team nichts riskieren und fuhr nicht weiter, da Sato keine Erfahrungen mit dem Auto im Regen hatte.

"Zunächst haben wir Aerodynamikdaten gesammelt", verriet Sato. "Danach begannen wir gezeitete Runden. Ich konnte das Auto fühlen und begann es zu genießen. Es war schade, dass wir aufhören mussten, trotzdem hat es mir gefallen, den STR3 zu fahren."

Alex Wurz fuhr mit Reifen mit lila Seitenwänden., Foto: Sutton
Alex Wurz fuhr mit Reifen mit lila Seitenwänden., Foto: Sutton

Bei Toyota nahm erneut Kamui Kobayashi im TF108 Platz, erst am Freitag wird er durch Timo Glock abgelöst. Nachdem der Japaner am Mittwoch am Setup für den Singapur GP gearbeitet hatte, stand diesmal die Vorbereitung für die weiteren Rennen im Saisonschlussspurt auf dem Programm. Neben dem Regen unterbrach auch ein Hydraulikproblem den Tag des Japaners.

"Nachdem wir gestern einen problemfreien Tag hatten, war es heute schwieriger, weil die Schauer allen Teams viel Zeit stahlen", so der Japaner. "zudem hatte ich am Morgen ein Hydraulikproblem und verpasste dadurch ziemlich viel Zeit auf der Strecke." Rund 90 Minuten blieb der Toyota in der Box. Trotzdem glaubt er, gute Fortschritte erzielt zu haben. "Es war ein solider Test", bilanzierte er.

Lila Flanke

Eine Besonderheit testete Bridgestone: einige der Vorderreifen waren mit einer lila eingefärbten Seitenwand ausgestattet. Auf diese Weise erprobten die Japaner neue Markierungsmöglichkeiten für das kommende Jahr. Dann sollen Slick-Reifen zum Einsatz kommen, die keine Rillen mehr besitzen. Derzeit werden die verschiedenen Reifenmischungen an einem Rennwochenende durch eine weiße Rille markiert. In Singapur wird zudem die Farbe von einem normalen auf ein reflektierendes Weiß umgestellt.