Der Hungaroring wird gerne mit Monaco verglichen. Das Ambiente könnte kaum unterschiedlicher sein, doch die enge und winklige Streckenführung mit ihren 14 langsamen Kurven und nur wenigen, kurzen Geraden lässt tatsächlich einen Vergleich zu. "Es gibt keine richtigen Geraden und viele Kurven gehen ineinander über", sagt Alex Wurz. "Du bezahlst also noch drei Kurven später für den kleinsten Fehler."

Fehler sind auf der staubigen Strecke keine Seltenheit. "Wie in Kanada wirst du auf dem Hungaroring bestraft, wenn du von der Ideallinie abkommst", betont Heikki Kovalainen. "Willst du auf dem Hungaroring schnell sein, musst du sauber fahren und geduldig bleiben." Für Sam Michael sind ein sauberer Fahrstil und Konzentration die Schlüssel zu einer schnellen Runde. Trotz des hohen Schwierigkeitsgrades mögen die Fahrer den Kurs. "Er ist super-cool", meint etwa Wurz.

"Der Hungaroring hat einen guten Rhythmus und eine gute Mischung aus langsamen und schnellen Kurven", pflichtet Jenson Button bei. "Eine Runde ist hier eine echte Herausforderung, denn es gibt keine Verschnaufpause, keine Chance, die Hände zu entspannen. Man muss die gesamte Zeit das Lenkrad fest im Griff halten." Das weiß auch Robert Kubica. "Man fährt fast die ganze Runde mit Lenkeinschlag", stimmt er Button zu. "Der Hungaroring ist eine schwierige Strecke, aber in der Formel 1 geht es schließlich um Herausforderungen."

Strecken-Video: Eine Runde auf dem Hungaroring

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Heißer Tanz

Wenn die Sonne scheint, wird es am Hungaroring richtig heiß. "Im August ist es gewöhnlich heiß in Budapest, und diese Hitze staut sich im Kessel der Rennstrecke", verrät Mario Theissen. "Das niedrige Durchschnittstempo tut ein Übriges, die Kühlung ans Limit zu treiben." Mit 58 Prozent liegt der Volllastanteil zwar im unteren Bereich, doch die hohen Temperaturen sind trotzdem problematisch für die Motoren. "Auch die Bremsen werden stark belastet, so dass sie, ebenso wie die Motoren, gut gekühlt werden müssen", sagt Pascal Vasselon.

Fahrzeug, Kühlung, Reifen, Motor und natürlich die Fahrer sind extremen Belastungen ausgesetzt, betont Norbert Haug. Dessen Pilot Kovalainen fügt hinzu: "Wenn du mit dem Auto kämpfst, mit der Hitze und der kurvenreichen Strecke, dann bist du am Ende des Wochenendes auch am Ende deiner Kräfte." Um das Auto zu kühlen, gibt es eine Lösung. "Wegen der Streckenführung sowie den oft hohen Außentemperaturen fährt man mit maximaler Kühlung", erklärt Willy Rampf.

Schmutzige Angelegenheit

In Ungarn staubt es gewaltig., Foto: Sutton
In Ungarn staubt es gewaltig., Foto: Sutton

Noch mehr Probleme als die Hitze kann der Staub verursachen. "Am ersten Trainingstag ist die Piste noch sehr schmutzig, deshalb rutschen die Fahrer am Freitag viel herum, klagen über Untersteuern am Scheitelpunkt und Übersteuern am Kurvenein- und -ausgang", erläutert Pat Symonds. "Aber davon darfst du dich nicht verrückt machen lassen. Du solltest bei deinen Vorgaben bleiben und abwarten, dass sich die Strecke in deine Richtung entwickelt."

Der Asphalt wird von Training zu Training schneller. "Je mehr Gummi liegt desto mehr Grip hat die Strecke", sagt Wurz. "Im Rennen ist man deshalb rund fünf Sekunden schneller als im ersten Training am Freitag." Die Veränderungen an den Streckenverhältnissen machen es den Teams auch schwierig, festzustellen, wie sich Setupänderungen auswirken.

Jarno Trulli hat trotzdem seinen Spaß auf dem Hungaroring. "Die staubige Bahn ist eine Herausforderung", sagt der Toyota-Pilot. "Wenn man von der Ideallinie abkommt, verliert man sehr viel Zeit. Man muss sich konzentrieren und darf nicht den kleinsten Fehler machen."

Kampf gegen das Graining

Die Bremsen und Motoren müssen gekühlt werden, die Strecke muss gesäubert werden und die Fahrer müssen voll konzentriert sein. Aber auch den Reifen kommt am Hungaroring eine wichtige Rolle zu. "Wegen der vielen traktionsintensiven Beschleunigungsvorgänge ausgangs der langsamen Kurven müssen die Reifen Schwerstarbeit leisten", erklärt Symonds. Und das über 70 Runden.

Der winklige Streckenverlauf und die Eigenheiten des Asphaltbelags fördern vor allem Graining an den Vorderreifen, insbesondere auf der linken Seite und vor allem zu Beginn des Wochenendes. "Der superweiche Reifen ist hier der schnellste", verrät Ross Brawn. "Es ist aber wichtig, eine richtige Balance zu haben, um Graining und ein Überhitzen der Reifen zu verhindern."

Gleichzeitig müssen die Reifen rechtzeitig auf Temperatur gebracht werden. "Die Kräfte, die auf die Reifen wirken, sind hier sehr hoch", verrät der ehemalige Reifenexperte Vasselon. "Man muss sicherstellen, dass die Reifen richtig aufgeheizt werden, ohne sie zu schnell zu zerstören. Das ist nicht einfach."

Ungarn verleiht Flügel

Der Hungaroring verlangt nach viel Abtrieb, bietet aber wenig Überholmöglichkeiten., Foto: Sutton
Der Hungaroring verlangt nach viel Abtrieb, bietet aber wenig Überholmöglichkeiten., Foto: Sutton

Die Erfahrungen der letzten Rennen in Silverstone und Hockenheim zählen in Budapest nicht mehr viel. Die Streckencharakteristik ist eine ganz andere. "Der Hungaroring ist nach Monaco diejenige Strecke mit der niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeit", sagt Rampf. "Speziell im mittleren Streckenabschnitt folgt eine Kurve der anderen, und die Start-Zielgerade ist relativ kurz." Die Teams packen so viel Flügel wie möglich auf die Autos. Maximaler Abtrieb ist gefragt. "Das ist auf dem Hungaroring wichtiger als hoher Topspeed", stimmt Haug zu.

"Bei der Abstimmung des Autos konzentriert man sich vor allem auf den Mittelsektor, der aus vielfältigen Kurvenkombinationen besteht sowie auf die letzten Kurven vor der Start-Ziel-Geraden, die sehr eng sind und gute Traktion erfordern", erklärt Rampf. "Um schnell zu sein, bedarf es ziemlich viel Abtrieb, jeder Menge Grip und einer guten Traktion, um zügig aus den langsamen Kurven herausbeschleunigen zu können", bestätigt Alonso, dessen McLaren-Ersatz Kovalainen ergänzt: "Auf dieser Strecke musst du das Auto dazu bringen, für dich zu arbeiten, du kannst eine schnelle Runde nicht erzwingen. Du musst die Abstimmung mit viel Geduld optimieren, dann hast du es im Rennen einfacher."

Überholverbot

Der Staub und die Hitze sind ebenso Markenzeichen des Hungarorings wie seine Überholfeindlichkeit. "Überholen ist aufgrund des engen, kurvigen Layouts praktisch unmöglich, deshalb ist eine gute Startposition hier noch wichtiger als anderswo - und genau darauf werden sich die Teams auch konzentrieren", glaubt Symonds. Rampf weist daraufhin, dass die fehlenden Überholmöglichkeiten so gut es geht bei der Rennstrategie berücksichtigt würden.

Lewis Hamilton trauert derweil den guten Ausbremsmöglichkeiten von Hockenheim nach. "Dort kannst du aus dem Windschatten heraus attackieren, in Ungarn gibt es hingegen kaum Überholmöglichkeiten." Auch Norbert Haug macht den Fans in dieser Hinsicht wenig Hoffnung. "Spektakuläre Überholmanöver, wie sie Lewis Hamilton auf seinem Weg zum Sieg in Hockenheim gegen Felipe Massa und Nelson Piquet gezeigt hat, werden wir auf dem Hungaroring wohl kaum zu sehen bekommen."

Stattdessen wird der Samstagnachmittag entscheidend sein. "Das Qualifying ist vorentscheidend und bei der Strategie kommt es vor allem darauf an, die optimale Benzinmenge und damit das Gewicht für den ersten Stint zu ermitteln", sagt Hamilton. Aber ganz ohne Silberstreif am Horizont möchte Haug die Zuschauer doch nicht lassen: "Man kann auf dem Hungaroring so gut wie nicht überholen, außer in Kurve eins..."