Nelson, zu Beginn der Saison stiegst du vom Test- zum Grand Prix-Fahrer auf. Wie lautet dein Zwischenfazit nach den ersten drei Saisonläufen?
Nelson Piquet: In der Formel 1 zu fahren, davon träumt jeder Rennfahrer. Meine Zeit als Testpilot im vergangenen Jahr war gut für mich – vor allem, weil ich das Team in Ruhe kennen lernen und mich an die neue Umgebung gewöhnen konnte. Aber ich bin nun einmal Rennfahrer, wurde also geboren, um Rennen zu fahren. Daher bin ich sehr glücklich über die Chance, mich in der Formel 1 zu beweisen. Die ersten drei Grand Prix waren extrem interessant, und ich habe viel gelernt. Ich denke, wir brauchen in den kommenden Rennen nur ein kleines bisschen mehr Glück, damit wir um die vorderen Ränge kämpfen können.

Wie hat sich dein Leben verändert, seitdem du Formel 1-Fahrer bist?
Nelson Piquet: Im Grunde kam es zu keiner großen Veränderung, weil ich bereits im vergangenen Jahr für das Team getestet habe. Zudem drehte sich mein gesamtes Leben bislang um den Motorsport, da ja mein Vater schon ein Rennfahrer war. Ich bin auch bereits in der Formel 3 und der GP2 gefahren und kam also nicht aus dem Nichts. Insgesamt ist mein Leben in diesem Jahr etwas hektischer geworden, aber wirklich viel hat sich nicht verändert.

In welchen Bereichen musst du dich nach deiner Meinung noch verbessern?
Nelson Piquet: In allen Bereichen, denn ich habe bislang erst drei Formel 1-Rennen absolviert. Es braucht Zeit, um sich im Rennwagen wirklich wohl zu fühlen. Du musst so viel wie möglich im Auto sitzen. Durch die drei Grands Prix habe ich mich bereits enorm verbessert. Ich bin selbstbewusster in meiner Arbeit und bei meinem Feedback, das ich dem Team geben kann. Mit der Zeit fällt alles leichter. Dies wird auch bei mir der Fall sein, je weiter die Saison voranschreitet.

Fitness ist wichtig, Foto: RenaultF1
Fitness ist wichtig, Foto: RenaultF1

Wie bereitest du dich auf ein Grand Prix-Wochenende vor?
Nelson Piquet: Die Woche vor einem Grand Prix ist allgemein eher ruhig, da keine Testfahrten stattfinden. Ich nutze die Zeit meistens für etwas Fitness-Training, denn wenn du nicht im Rennwagen sitzt, musst du dir einen Ausgleich suchen. Ich achte darauf, dass mein Training nicht langweilig wird und mache verschiedene Sportarten. An einem Tag gehe ich zum Beispiel ins Fitness-Studio, an einem anderen laufe ich durch den Park. Wenn ein See oder das Meer in der Nähe sind, betreibe ich auch gerne Wassersport.

Wie anstrengend ist es, einen Formel 1 zu fahren? Wie erschöpft bist du nach einem Grand Prix?
Nelson Piquet: Wenn du dich einmal daran gewöhnt hast, ist es nichts Besonderes. Am Anfang fühlst du dich nach einem Rennen nicht wirklich wohl. Aber wenn du körperlich gut trainiert bist, kommst du schnell gut damit zurecht. Das ist vergleichbar mit einem Fußballspieler nach einem Spiel. Er ist darauf trainiert, sodass ihm auch 90 Minuten voller Einsatz nicht viel ausmachen. Wenn du aber einen Fußballer oder zum Beispiel einen Schwimmer – beide im Allgemeinen sicherlich fitter als ein Rennfahrer – einen Formel 1 fahren lassen würdest, wären die schon nach ein paar Runden erschöpft. Sie sind einfach nicht daran gewöhnt. Für uns hingegen ist das eine völlig normale Situation, und wir haben unsere Körper gezielt auf die speziellen Anforderungen des Fahrens vorbereitet.

Du kommst viel rum und bereist viele faszinierende Orte. Auf welche Grand Prix-Wochenenden freust du dich vor diesem Hintergrund am meisten?
Nelson Piquet: Ich reise immer gerne nach Australien und konnte in diesem Jahr auch einige Tage in Melbourne verbringen. Aber ehrlich gesagt, bin ich die meiste Zeit an der Strecke und habe gar keine Gelegenheit, mir die Sehenswürdigkeiten der Region anzusehen. Meine Hitparade der Lieblings-Grands Prix basiert daher einzig auf meiner Vorfreude auf die einzelnen Strecken. In dieser Beziehung zählen Silverstone und Spa-Francorchamps zu meinen absoluten Favoriten. Beides sind Hochgeschwindigkeits-Kurse mit anspruchsvollen Layouts. Außerdem freue ich mich natürlich besonders auf Monaco. Dieser Grand Prix besitzt einfach eine ganz spezielle Atmosphäre, die ich in diesem Jahr erstmals als Rennfahrer erleben darf.

Was machst du nach einem Grand Prix, um zu entspannen?
Nelson Piquet: Soviel Zeit abseits der Strecke steht mir gar nicht zur Verfügung, denn etwa 90 Prozent eines Jahres verbringen wir mit Rennen und Testfahrten. Wenn ich zu Hause bin – ob in England oder Brasilien – relaxe ich einfach, treffe mich mit Freunden oder gehe shoppen.