Die neuen Charts sind da und unter den Hitparadenstürmern wird gerne viel Deutsch gesprochen. Denn die großen Zehn oder auch Top Ten haben einen leichten Wandel erlebt. So wird auf Deutsch nun nicht mehr vom Bett im Kornfeld geträllert, sondern von Benzin, PS, Drehzahlen und natürlich Qualifyings. Das schönste Liedlein trällerte Nick Heidfeld, der schon gut weiß, wie es sich unter den großen Zehn so anfühlt.

Der Text seiner neuesten Rock-Oper hat sich im Vergleich zum Vorjahr aber gewandelt. Zwar hängt er in den Charts noch auf Position fünf fest, doch die Töne Richtung Spitze sind härter geworden. "Eine gewisse Chance auf den Sieg ist immer da", sagte Heidfeld, "weil ein Rennen immer chaotisch verlaufen kann. Aber heute waren wir vom Speed her so nah dran wie fast noch nie - wenn wir Kanada 2007 außen vorlassen. Wir waren unerwartet stark heute."

Er weiß, wie man improvisiert, Foto: Sutton
Er weiß, wie man improvisiert, Foto: Sutton

Das Lied vom Sieg, das war neu. Als Rockstar wusste er aber, dass schnell eine Saite reißen kann oder auch die Lightshow einen Strich durch die Konzertrechnung machen kann. Deswegen wollte er sich für den großen Auftritt am Sonntag noch nicht darauf festlegen, wer denn da der Haupt-Act sein wird. "Das ist extrem schwierig einzuschätzen, weil es morgen noch wärmer sein soll." Bei den Soundchecks gab es solche Bedingungen nie. "Bei den Wintertests sah es aber so aus, als ob Ferrari auf Long Runs sehr gut ist."

Als wahres Improvisationstalent unter den deutschen Musikern erwies sich Nico Rosberg, der sich bei seinen Vorbereitungen auf Minimalismus verlassen musste. "Ich bin zufrieden, denn wir sind mit dem Auto hier angekommen, haben es so ins Qualifying gesetzt und nichts geändert", sagte er. Grund für die mangelnde Abstimmung war ein fehlerhafter Verstärker und auch ein ausgefallener Multischalter an der Anlage, wodurch seine Soundchecks nur Misstöne erzeugten.

"Wir haben heute Morgen von Null angefangen und von daher ist es positiv, dass wir mit dieser Basis Q3 erreicht haben und im letzten Abschnitt Siebter geworden sind", konnte er sich aber freuen. Als echt heißer Typ hoffte er für den Konzertsonntag auch auf passendes Wetter. "Für uns heißt es, je heißer, desto besser. Besonders bei der Aerodynamik. Da sind wir wirklich gut."

Zarte Klänge halfen in die Top Ten, Foto: Sutton
Zarte Klänge halfen in die Top Ten, Foto: Sutton

Eher die romantischen Klänge bevorzugt Sebastian Vettel, was ihn immerhin in die letzte Phase der Konzertreihe "Schnell, schneller, am schnellsten" brachte. "Das war ein Traum", stimmte er dann für uns auch gleich seine neueste Hitsingle an. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich Sechster [in Q2] werden kann. Wenn überhaupt gerade Zehnter, aber Sechster schon gar nicht. Ich denke, es war eine gute Runde und ein gutes zweites Qualifying." Kuschelig wie er als Schmusesänger so ist, lag sein guter Auftritt aber auch an dem Wohlgefühl seines Arbeitsgeräts. "Das Auto hat sich wohler angefühlt, ich habe mich wohler gefühlt und konnte mehr und mehr pushen. Mit dem Resultat hätte ich zwar nicht gerechnet, aber ich nehme das gerne an", gab er sich so zurückhaltend wie seine Klänge.

Auch stark aufgegeigt hatte Timo Glock. Er bevorzugt fernöstliche Klänge, die ihn zunächst auch unter die großen Zehn brachten. Allerdings soll er dabei einem Musiker-Kollegen auf der Bühne im Weg gestanden haben und er musste auch noch den Verstärker seines Instruments wechseln. Das bedeutete, dass er zehn Chart-Ränge nach hinten musste. Sein Bandkollege hat es da besser. "Jarno hat da weiter vorne eine bessere Ausgangsposition, aber für mich wird es schwierig", wusste er. Und noch etwas bereitete ihm Sorgen. Beim langen Gig am Sonntag hat er Zweifel, ob sich die Rhythmen seiner Musik wirklich durchsetzen. "Ich bin noch nicht ganz davon überzeugt, dass bei uns alles über die Distanz so gut aussehen wird", meinte er. Trotzdem, als Freund des Landes der aufgehenden Sonne sah er auch die positiven Dinge und die waren seine ursprüngliche Platzierung in den großen Zehn. "Das hätte ich nach dem letzten Test in Barcelona nie gedacht. Damals hoffte ich, dass ich unter die besten 16 kommen würde. Denn der Test war einfach schlecht."

Indische Musik wird erst populär, Foto: Sutton
Indische Musik wird erst populär, Foto: Sutton

Ein schwieriges musikalisches Metier hat sich Adrian Sutil ausgesucht. Er setzt auf indische Klänge und die kommen in den Charts noch nicht so gut an. "Ich bekam zu viel Untersteuern, kam über das Grüne hinaus, das Auto ist leicht gesprungen, aufgeschlagen und wurde extrem unruhig. Da konnte ich es nicht mehr halten und habe mich gedreht", musste er zu seinem Song sagen, der nur auf Position 19 in die Charts einstieg. Bei seiner Sitar musste allerdings der Korpus ausgetauscht werden, was er aber einmal gratis bekam. Deswegen räumte er die Möglichkeit ein, dass er das Konzert am Sonntag aus der Box würde beginnen müssen. Seinem Bandkollegen ging es etwas besser, doch dessen Fingerfertigkeit auf dem Instrument will Sutil auch schon haben. "Wir liegen nah beieinander", sagt er. "Ich habe ein bisschen Probleme alles auf neuen Reifen herauszuholen, besonders mit den weichen. Aber ich sehe mich schon stark genug, um mich mit Fisico zu messen."