Adrian Sutil ist sozusagen im indischen Nationalteam der Formel 1 und will, mit Giancarlo Fisichella an seiner Seite, ins Mittelfeld drängen. Da das Team Force India zwar mit einer Lizenz der indischen Motorsportbehörde fährt - deren Vorstand ein gewisser Dr. Vijay Mallya ist - aber die Mitarbeiter im großen und ganzen dieselben wie bei Spyker sind, musste Sutil nicht etwa einen Indisch-Kurs belegen. Vor der offiziellen Präsentation des VJM01 tummelte sich Adrian Sutil dann doch in den Straßen Indiens und konnte sich ein Bild von dem Land machen, für das er in Zukunft an den Start gehen wird.

Adrian Sutil am Steuer der Luxusyacht von Dr. Vijay Mallya, Foto: Force India
Adrian Sutil am Steuer der Luxusyacht von Dr. Vijay Mallya, Foto: Force India

"Eine ganz neue Kultur und ein ganz neues Land zu entdecken, ist immer etwas Besonders. Ich mag die Kultur. Ich mag die Menschen, die sehr freundlich sind", sagte Sutil gegenüber RTL. Diese freundlichen Menschen, die er auf den Straßen gesehen hat, sind die, welche von ihm und Fisichella einiges erwarten. "Das ist mir natürlich klar und das mache ich gerne. Ich hoffe, dass es so schnell wie möglich nach oben geht. Wir haben bestimmt mehr Fans als jedes andere Team, weil Indien einfach so groß ist. Mit der ganzen Power von Indien werden wir da einiges machen können."

Erstmal möchte der junge Deutsche in diesem Jahr erfolgreicher sein als zuvor. Etwas mehr erwartet er sich von der bevorstehenden Saison allerdings schon. Immerhin hat Vijay Mallya finanziell nachgeholfen und mit Fisichella an Bord konnte man einen erfahrenen Mann für das Team gewinnen. "Die Erwartungen sind etwas höher geschraubt als letztes Jahr. Das sollte so sein im zweiten Jahr. Man erwartet nicht nur einen Punkt, sondern ein paar Punkte mehr", sagte Sutil. "Ich schätze mich natürlich sehr stark ein. Ich weiß, was ich kann. Wenn man mir die Chance gibt, wenn das Material stimmt, dann bin ich davon überzeugt, dass ich vorne sein kann. Dafür werde ich arbeiten, bis ich mein Ziel erreiche."

Sutil versucht erst gar nicht, große Vorhersagen zu machen. "Ich sehe schon einige Chancen, dass wir vielleicht ein oder zwei Teams hinter uns lassen werden. Aber das ist meine Vermutung. In Melbourne werden wir sehen, wer stark ist und wer schlecht ist."

Was er aber mit Sicherheit behaupten kann, ist, dass Giancarlo Fisichella eine große Bereicherung für ihn und das Team darstellt. "Er tut dem ganzen Team gut, weil wir alle von ihm lernen können. Er bringt einfach sehr viel Erfahrung von den anderen Teams mit und kann genau sagen, was dem Auto fehlt, was man braucht, um schneller zu werden und um mehr Performance raus zu holen", so Sutil. Auch für sich selbst kann sich der Deutsche einiges mitnehmen. "Ich persönlich kann auch nur profitieren. Ich muss schauen, dass ich mir irgendwie etwas abschaue bei ihm. Denn sagen wird er es mir wahrscheinlich nicht. Ich muss schauen, dass ich da überall etwas aufschnappe. Ich glaube, auch der Kampf im Team allgemein pusht uns beide und sollte uns nur noch stärker machen."

Sutil und Hamilton. Gute Freunde die beinahe Teamkollegen geworden wären., Foto: Sutton
Sutil und Hamilton. Gute Freunde die beinahe Teamkollegen geworden wären., Foto: Sutton

Damit, dass Fisichella am Anfang den Ton angeben könnte, hat Adrian keine Probleme. "Er ist der routinierte und erfahrene Mann. Auf ihn wird natürlich mehr geschaut. Er wird auch mehr Einfluss haben am Anfang. Ich werde versuchen, ganz normal meine Arbeit zu machen und so viel Feedback zu geben wie möglich. Aber am Anfang ist Fisichella auf einem anderen Level." Eigentlich stand Sutil aber zuletzt schon davor, Lewis Hamilton als Teamkollegen zu bekommen, denn er verhandelte bei McLaren um das freie Cockpit, welches nun durch Heikki Kovalainen besetzt wurde. "Man hat geschaut, ob ein Wechsel möglich ist. Es gab eine kleine Verbindung. Wir hatten angefragt und über verschiedene Möglichkeiten gesprochen. Aber letztendlich waren diese Gespräche nicht so intensiv, wie sie manchmal beschrieben wurden."

Dass es dann doch nicht ganz geklappt hat, scheint Sutil nicht zu stören. "Wir beide wissen, dass wir gut miteinander auskommen. Es wäre bestimmt eine gute Teamarbeit gewesen. Aber wir sind normal befreundet, und da ist es vielleicht sogar besser, nicht im gleichen Team zu fahren. Man weiß ja nie. Die Konkurrenzsituation im eigenen Team ist immer noch mal etwas anderes. Unserer Freundschaft tut es vielleicht ganz gut."