Was am 13. November des vergangenen Jahres in Barcelona seinen Lauf nahm, endete am Mittwoch an gleicher Stelle: die Wintertests 2007/2008 sind beendet. Wenn die V8-Motoren in gut zwei Wochen wieder aufheulen, ist zum ersten Mal seit Brasilien wieder Racing angesagt.

Schon beim letzten Test vor Saisonbeginn (ausgenommen ein Honda-Exklusivtest in Jerez; der Ferrari-Shakedown in Fiorano und McLaren-Aerotests auf Menorca) ging der F1-Testwelt ein Licht auf: elektronische Anzeigetafeln mit den Flaggensignalen gaben ihr Debüt am Circuit de Catalunya. Wenigstens diesbezüglich ist die umstrittene Einheitselektronik ein Segen; dank der SECU können endlich einheitlich alle Lenkradleuchten im Cockpit und Elektroflaggen am Streckenrand simultan mit den Flaggensignalen der Rennleitung angesteuert werden.

Die neuen Elektroflaggen bekamen beim ersten Einsatz viel zu tun., Foto: Sutton
Die neuen Elektroflaggen bekamen beim ersten Einsatz viel zu tun., Foto: Sutton

Am letzten Testtag des Winters wurde die neue Errungenschaft gleich sieben Mal gefordert, so oft musste der Test wegen Drehern oder technischer Defekte unterbrochen werden. Den Anfang machte Lewis Hamilton, der schon nach 25 Minuten am Ende der Boxengasse stehen blieb. Die zweite Unterbrechung nutzten Timo Glock und Nick Heidfeld zu einem deutschen Doppelschlag - der eine strandete mit einem mechanischen Problem in Kurve 10, der andere mit einem Getriebedefekt in Kurve 11. Um halb eins schlug das Pech erneut bei Glock zu, diesmal drehte er sich in seinem Toyota in Kurve 7 ins Aus und berührte die Mauer leicht.

Auch Adrian Sutil blieb vom Defektteufel nicht verschont. Der Force India-Pilot blieb wie sein Freund Hamilton in der Boxengasse stehen. Den zweiten Dreher des Tages legte Sebastien Bourdais auf den Asphalt; den Flaggenabschluss zelebrierten wiederum ein BMW Sauber- und ein Toyota-Mann: Heidfeld stellte seinen F1.08 zum zweiten Mal an diesem Tag ab, Jarno Trulli sah sich eine halbe Stunde vor Testende Kurve 10 einmal etwas genauer an.

Dem Italiener schadete der Ausfall nicht: in 1:20.801 Minuten fuhr er am Morgen auf einer Qualifyingsimulation bei besten Streckenbedingungen die schnellste Zeit des Tages und setzte sich damit gegen die Überraschungsteams des Winters Williams und Red Bull durch. David Coulthard belegte in seinem RB4 mit knapp einer halben Sekunde Rückstand auf den schwer abgetankten Trulli Platz 2. "Auch wenn es nur ein Test ist, ist es schön, die Mechaniker wegen der Bestzeit lächeln zu sehen", freute sich der Toyota-Pilot. "Es gibt noch Verbesserungsspielraum für uns, aber das zeigt, dass das Team gute Arbeit bei den Wintertests geleistet hat." Für Melbourne bedeute diese Tagesbestzeit zwar nichts, aber Trulli sieht dem Auftaktrennen optimistisch entgegen. "Wir sind definitiv viel stärker als im letzten Jahr", betonte er.

Timo Glock musste gleich zwei Mal auf den Abschleppwagen warten., Foto: Sutton
Timo Glock musste gleich zwei Mal auf den Abschleppwagen warten., Foto: Sutton

Coulthard war hingegen von seinen Nackenproblemen genesen und konnte so erstmals das neue Aerodynamikpaket ausprobieren. Hinter dem Drittplatzierten Nico Rosberg quetschte sich Heikki Kovalainen in letzter Sekunde mit einer schnellen Runde vor den Red Bull von Mark Webber. Bis kurz vor Testende lag der McLaren-Pilot noch auf dem drittletzten Platz. Auf Platz 6 setzte sich Nelsinho Piquet um wenige Tausendstel gegen seinen Teamkollegen Fernando Alonso durch. "Wir haben unsere Hausaufgaben für Melbourne rechtzeitig abgeschlossen", freute sich Cheftestingenieur Christian Silk. Neben Setuparbeiten gehörten erneut Rennsimulationen und Boxenstopps zum Tagesgeschäft. Auf Position 8 bestätigte Kazuki Nakajima den Aufwärtstrend von Williams.

Der beste Ferrari-Fahrer war Kimi Räikkönen auf Platz 9. Dem Finnen fehlte über eine Sekunde auf die Toyota-Bestzeit, was Ferrari jedoch mit seinem Programm erklärte: einer Rennsimulation im Vergleich zu Trullis Qualifyingsimulation. Zu Beginn des Nachmittags wurde das Auto des Weltmeisters vom Team vorsichtshalber untersucht, jedoch fand man keinen Grund zur Sorge. Ein Zehntel dahinter landete Lewis Hamilton, der gut sechs Zehntel Rückstand auf seinen Teamkollegen aufwies. "Unser Fokus lag heute wie gestern auf Long Runs", erklärte Martin Whitmarsh. Als Trainingseinheit für das Rennteam absolvierte McLaren auch am letzten Testtag Rennsimulationen, Qualifyingsimulationen und Boxenstopps.

Timo Glock erlebte erneut einen frustrierenden Tag. Seit Dienstag kämpfte er mit für ihn unerklärlichen Setupproblemen. Hinzukamen am die beiden Trainingsunterbrechungen am Mittwoch. "Ich habe einfach kein Setup für meinen Fahrstil gefunden", klagte er. "Es ist seltsam, weil am ersten morgen war die Pace okay, aber seitdem viel ich immer weiter ab."

Auch schieben hilft beim RA108 noch nicht viel., Foto: Sutton
Auch schieben hilft beim RA108 noch nicht viel., Foto: Sutton

Für die BMW Sauber sprangen nur die Plätze 14 für Robert Kubica und 17 für Nick Heidfeld heraus. Damit war Heidfeld sogar noch einen Platz hinter Adrian Sutil im Force India. Dessen Teamkollege Giancarlo Fisichella setzte die guten Testergebnisse mit der zwölftschnellsten Zeit fort - noch vor Ferrari-Pilot Felipe Massa. Das Testprogramm sah eine Rennsimulation für Fisichella vor, die der Italiener trotz der sieben Testunterbrechungen und eines Auspuffproblems auch absolvierte. "Ich bin mit der Balance sehr zufrieden und die Zeiten waren sehr konstant", freute sich Fisichella. "Wir sind sah nah an den anderen dran, das ist ermutigend." Adrian Sutil kämpfte auf seinen Long Runs mit dem Reifendruck, dennoch erreichte er eines seiner Saisonziele schon einmal am letzten Testtag: er ließ beide Honda hinter sich. Die Schlusslichter waren erneut die zwei RA108 von Jenson Button und Alexander Wurz.