Eigentlich hatte Ferrari-Chefingenieur Luca Baldisserri nach den beiden Freien Trainings in Shanghai nicht viel zu sagen. Die Zeitenlisten nahmen ihm die Arbeit ab: nur zweieinhalb Zehntel trennten die vier Top-Piloten nach dem Ende der zweiten 90 Minuten. Im 1. Training war es noch enger: da lagen weniger als zwei Zehntel zwischen Kimi Räikkönen auf Platz 1 und Lewis Hamilton auf Platz 4. Fernando Alonso war im 2. Training sogar nur sechs Tausendstel langsamer als der Finne, der beide Male ganz oben in der Zeitenliste stand.

"Es ist wahnsinnig eng", bestätigt Baldisserri. "Genauso wie es die gesamte Meisterschaft über war." Mit dieser Meinung steht der Italiener angesichts der Trainingsergebnisse nicht alleine da. "Die Top-4 werden sehr konkurrenzfähig sein", glaubt Fernando Alonso. "Schon das Training war hart umkämpft." Ron Dennis will nun herausfinden, wo man einen Vorteil gegenüber dem Hauptkonkurrenten ausnutzen könnte. "Wir sind mit unserer Performance aber schon jetzt zufrieden", betont er. Auch Norbert Haug sieht die Basis für ein gutes Ergebnis gelegt.

Dabei stuft Alonso die Leistung seines Autos sogar besser als erwartet ein. "Vor dem Wochenende dachte ich, dass Ferrari hier in einer besseren Situation sein würde, weil es auf dieser Strecke auf die Aerodynamik ankommt", so der Spanier. "Aber jetzt sind wir optimistisch, dass wir gegen sie kämpfen können." Die Herangehensweise der beiden McLaren-Piloten hat sich durch die Ereignisse von Fuji nicht verändert. "Ich will ein gutes Rennen fahren, Spaß haben und dann warten wir ab, was passiert", sagt Alonso, der auf einen Patzer seines Teamkollegen hoffen muss. "Wenn es noch mit dem Titel klappt, ist es gut, wenn nicht, war das Schicksal gegen mich."

Felipe Massa hat das Schicksal in Form des Defektteufels schon aus dem Titelrennen genommen. Seinen Teamkollegen droht dieses Wochenende das gleiche Schicksal. Dennoch gibt Kimi Räikkönen nicht auf. "Das Auto hatte sofort eine gute Balance, aber es gibt noch Verbesserungsspielraum", betont er. Denn auch Räikkönen erwartet einen sehr engen Kampf zwischen den Top-4. Luca Baldisserri weiß, was in so einer Situation zählt: "Es ist so eng, dass die kleinsten Nuancen den Unterschied ausmachen können." Ferrari wird sich die Reifenwahl diesmal also genau überlegen.