Es ist das bekannte Spiel vom Hasen und Igel, vom Jäger und Gejagten. Noch ist Lewis Hamilton der Gejagte, noch ist er der Hase, der cool von der Spitzenposition herunterschauen kann. Doch die Konkurrenz schläft nicht, vor allem im eigenen Haus macht ihm Fernando Alonso langsam aber sicher immer mehr Dampf. Bis auf zwei WM-Punkte hat sich der Spanier an Hamilton herangerobbt.
Obwohl es Hamiltons erstes F1-Jahr ist, scheint er dem Druck gewachsen zu sein; einen Teil davon kennt er schon aus dem Vorjahr, wo sein Vorsprung in der GP2 gegen Saisonende auch wegzuschmelzen drohte, er letztlich aber trotzdem die Oberhand behielt. "Wie man vorige Saison gesehen hat, konnte ich die Führung festhalten", betont Hamilton. "Ich weiß, es ist etwas enger geworden, aber wir haben immer noch drei Rennen und drei Strecken, die recht neu und frisch für alle sind - zumindest für mich."
Hamilton weiß, dass Alonso auf einigen Strecken schneller ist und er dafür auf anderen. Jetzt hofft er nur darauf, dass die letzten Strecken des Jahres ihm mehr liegen werden. In den letzten drei Rennen kam Alonso jedes Mal vor seinem Teamkollegen ins Ziel, wobei Hamilton betont, dass er in der Türkei eigentlich schneller war und ihn nur der kaputte Reifen stoppte. Dennoch bleibt er vorsichtig und will auch Kimi Räikkönen noch nicht aus dem Titelrennen herausnehmen. "Die Pace in Spa war unglaublich. Die Lücke sind jetzt 13 Punkte, also hat er den Abstand stark verkürzt - ich weiß aber nicht, wie schnell sie bei den nächsten drei Rennen sein werden."
Räikkönen lässt sich von 13 Punkten Rückstand jedenfalls nicht abschrecken. "Wir haben noch nicht aufgegeben und sind noch immer auf der Jagd", kündigte er schon nach seinem Sieg in Spa an. "13 Punkte sind zwar viel, aber wir holen auf." Die Strecke in Fuji habe er noch nie gesehen, aber "ich habe gehört, dass der Kurs für McLaren besser sein könnte." Dennoch ist Räikkönen nicht bange. Zwar könne man Strecke nicht ändern, aber man arbeitete zur Zeit hart am Auto, um in Japan konkurrenzfähig zu sein. Außerdem setzt er auf eine alte F1-Weisheit: "Alles kann passieren. Es sind noch drei Rennen zu fahren, alle liegen eng zusammen, wir werden hart kämpfen und manchmal können Dinge schief gehen. Es wäre unglaublich, wenn wir es schaffen könnten."
Niki Lauda hat da eine andere Meinung: "Ferrari kann die Fahrer-WM nicht mehr gewinnen, McLaren wird wieder zurückschlagen." Für Lauda wird die WM zwischen den McLaren-Fahrern ausgemacht. Momentan sei Alonso der stärkere, das könne sich aber schon bald ändern. "Ich war von Lewis sehr beeindruckt, aber wir könnten nach Spa einen kleinen Sprung in seiner Rüstung gesehen haben", analysiert Renault-Chefingenieur Pat Symonds die WM-Lage. "Bei Fernando wissen wir, wie stark er psychologisch ist. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie sich ihr Kampf in den letzten Rennen entwickelt."
Alonso hofft natürlich in seine Richtung. "Aber ich will keine Vorhersagen machen", hält er sich zurück. "Die WM wird jedoch weiter zwischen allen vier Fahrern ausgetragen", hat er noch nicht einmal Felipe Massa aus der Rechnung genommen. Der Brasilianer hat mit 20 WM-Punkten Rückstand allerdings nur noch rechnerische Titelchancen. "Ferrari war in Spa stark, wir waren es in Monza, jedes Team gibt alles, um bei den letzten drei Rennen stark zu sein. Wir können Rennen gewinnen und werden alles dafür geben, dass es in Japan schon so weit ist."
Zwischen Alonso und dem Sieg steht aber noch die große Unbekannte zu Füßen des Mount Fuji. "Das Layout des Fuji Speedway sollte unserem MP4-22 liegen, wenn auch nicht so deutlich wie in Monza oder Indianapolis", glaubt Martin Whitmarsh. Die unbekannte Strecke könnte bei der Reifenwahl zu Fragezeichen führen. "Dann wird alles durcheinander gewürfelt", prophezeit Christian Danner. Keke Rosberg bringt noch einen weiteren Faktor ins Spiel: "In Fuji gibt es meistens Regen." Dann ist im wahrsten Sinne des Wortes alles möglich - auch ein Chaos wie am Nürburgring. Dort siegte übrigens Fernando Alonso. Eine Vorentscheidung in der WM wird in Fuji aber keinesfalls fallen. "Bei drei noch ausstehenden Rennen sind Lewis und Fernando nur durch zwei Punkte getrennt und zusammen mit ihren schärfsten Rivalen liegen sie innerhalb von 20 Zählern", rechnet Whitmarsh vor. "Das läuft auf ein fesselndes Finale einer spannenden Saison hinaus."
diese Formel 1 Hintergrund