Kaum jemand konnte sich länger in der Formel 1 halten als David Coulthard. 14 Jahre fährt der Schotte nun schon in der Königsklasse. Dabei hat er sowohl Rennfahrergrößen wie Michael Schumacher und Mika Häkkinen als auch die neue Generation der Top-Piloten um Lewis Hamilton miterlebt. Parallelen zwischen diesen Rennfahrern und sich selbst sieht Coulthard jedoch nur wenige. "Wenn ich mich mit Schumacher, Häkkinen oder Ron Dennis und selbst Lewis vergleiche, denke ich immer: 'Bin ich es, der nicht normal ist? Oder bin ich normal und die anderen nicht?'", sagte Coulthard in einem Interview mit dem Guardian.

So habe er Schumacher beispielsweise einmal gefragt, ob dieser jemals das Gefühl hatte, sich geirrt zu haben. Doch Schumacher habe nur cool geantwortet: 'Nicht, dass ich mich erinnern kann.' "Und Mika Häkkinen, selbst als wir Teamkollegen waren, vertraute niemals irgendjemandem", erzählte Coulthard. "Ich fragte ihn: 'Was ist mit deiner Ehefrau?' Er antwortete: 'Ich vertraue niemandem'. Mir kommt so etwas komisch vor. Ich habe auch meine Widersprüche, aber ich versuche in der realen Welt zu bleiben."

Coulthard wundert sich auch über Lewis Hamilton, der genau wie DC gerade eine Autobiographie veröffentlicht. "Ich erzählte ihm, dass ich überrascht bin, dass Ron Dennis das erlauben würde, weil er es nie gemocht hat, wenn seine Fahrer Bücher herausbringen. Lewis sagte: 'Ja, aber er bezahlt mir nicht genug. So muss ich mein Geld woanders verdienen', erzählte der Schotte. "Ich habe Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass dein Wert in diesem Sport daran gemessen wird, was du verdienst. Lewis war sich dessen vom ersten Tag an bewusst."

Generell zeigte sich Coulthard irritiert von der Hamiltonmania in der britischen Öffentlichkeit. "Dieses Medienbild von Hamiltons Genialität ist näher an Hysterie als an der Realität", findet der Schotte. "Sein Talent ist unbestritten aber er ist nicht talentierter als Schumacher, Häkkinen oder Alonso. Er ist einfach ein neuer sehr talentierter Fahrer. Das ist überhaupt nicht abwertend gemeint. Aber ich kann es nicht leiden, wenn aus Lewis oder jemand anderem ein gottähnlicher Charakter geschaffen wird. Wir haben alle unser Stärken und Schwächen und so viel hängt vom Auto ab", erinnert Coulthard. Für ihn werde es interessant zu sehen, wie Lewis Hamilton mit der Situation umgeht, wenn sein Auto mal nicht so gut ist.

Sympathie hat Coulthard hingegen mit Fernando Alonso. "Als ich bei McLaren war, haben sie offensichtlich Häkkinen bevorzugt", glaubt DC. "Es gab eine Situation als ich auf der Pole stand und Häkkinen mich in letzter Sekunde geschlagen hat. Der Jubel von Ron und den anderen hat mir sehr wehgetan. Es war als hätte Häkkinen gerade seinen Erzrivalen geschlagen anstelle seines Teamkollegen."

Trotz aller Gegensätze zu Ron Dennis. Coulthard hat dennoch großen Respekt vor seinem ehemaligen Teamchef. "Selbst wenn alles schlecht läuft, ist er überzeugt, das McLaren die Beste sind. Es ist wirklich ansteckend. Die Leute, die mit ihm arbeiten, lästern immer über ihn, aber sie arbeiten dennoch über Jahre mit ihm zusammen. Er erzeugt ein komisches Loyalitätsgefühl, weil er irgendwie immer eine elitäre Umgebung schafft", so Coulthard. "Doch manchmal sieht man bei McLaren den Wald vor lauter Bäumen nicht."

In Bezug auf die Spionageaffäre legt der 36-jährige jedoch seine Hand für McLaren ins Feuer: "Ich weiß natürlich nicht, was dabei [bei der WMSC-Anhörung am Donnerstag] herauskommt, aber ich weiß, dass ich neun Jahre bei McLaren war und in dieser Zeit haben sie niemals versucht, sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Sie haben nur immer versucht, die Regeln bis zum Maximum auszudehnen", sagte Coulthard im Interview mit Crash.net. "Es ist fantastisch, wie sie sich innerhalb der Formel 1 verhalten haben und wie sie junge Fahrer unterstützen. Es wäre eine schlimme Schande für sie, wenn sie wegen dieser Sache Schaden nehmen."