Willkommen in einer Welt, in der Aussehen alles ist und schlechter Geschmack einen zum Außenseiter macht. Aber Vorsicht, die Geschmäcker sind verschieden und die Modells, die Sie treffen werden, sind eigen. Kein Wunder, es läuft die große Mailänder Modewoche und in Monza wird die heißeste und schnellste Show des Jahres gelaufen. Da geht es hart zur Sache und auch fünf Deutsche und ein Österreicher sind dabei, um ihren ganz eigenen und tollen Stil zu präsentieren. Es wird nicht immer schön und es wird sicher nicht jedem gefallen, aber eines wird es sicher: schnell.

Vor allem bei der Präsetation der neuen Kopfbedeckungen machten Nico und Nick eine tolle Figur., Foto: Sutton
Vor allem bei der Präsetation der neuen Kopfbedeckungen machten Nico und Nick eine tolle Figur., Foto: Sutton

Dem jungen Nico werden jetzt schon Topmodel-Qualitäten zugeschrieben. Dabei war er erst das zweite Mal in Mailand unterwegs. Aber sein Traum aus Blau und Weiß hat einfach alle überzeugt. Zu Beginn der Show ist die Jenson aus England vor ihm zwar etwas zu langsam über den Laufsteg gedackelt, doch Nico konnte ihm zeigen, wie man richtig einen Fuß vor den anderen setzt. "Schließlich hat es dann aber gut geklappt. Das war toll. Ab da habe ich alles gegeben und es ist gut aufgegangen", beschrieb Nico seinen ersten Lauf. Dadurch bekam er auch den Preis als sechstbestes Modell des Tages und war damit nur ganz knapp hinter den absoluten Top-Läufern. "Der sechste Platz ist das Beste, was wir uns erhoffen konnten", war Nico glücklich.

Nicos Modellkollege Alex war im gleichen Outfit unterwegs und man dachte, auf Grund seiner Erfahrung könnte Alex vor allem wenn es darauf ankommt, eine atemberaubende Performance hinlegen. Mit Drama, baby, Drama, kennt er sich jedenfalls aus, denn gerade wenn es dramatisch zugeht, kann Alex meist die Ruhe bewahren und seinen Modellkollegen zeigen, wie man das Beste daraus macht. Diesmal gab es kein Drama. "Es war fast ein langweiliger Sonntag. Ich war bis obenhin angefüllt und das war zu viel." Keine Sorge, Alex war nicht der einzige, der voll war. Viele hatten ordentlich getankt, damit sie während der Show nicht zu viel nachtanken mussten. Allerdings kam Alex nicht so voran wie Nico, was er vor allem an der Leistung des Proberuns festmachte. "Es hängt alles von der Qualifying-Position ab. Wenn man am Samstag einen Fehler macht, dann muss man während des Rennens auf die Jagd gehen", sagte Alex. Vielleicht hätte er den Chauffeur einfach nicht ablehnen sollen. Die Fahrt mit dem Rad zur Show hat wohl zu viel Kraft gekostet.

Adrian zeigt uns the look, Foto: Sutton
Adrian zeigt uns the look, Foto: Sutton

Er ist ein Modell und er sieht gut aus, das gilt natürlich auch für Sebastian Vettel. Der junge Newcomer in der Szene ist bei einer hippen italienischen Underground Agentur unter Vertrag. Nun sollte er das erste Mal in der Fashion-Hochburg Monza laufen. Da wollte er nichts dem Zufall überlassen und legte sich extra noch schnell einen trendigen Kurzhaarschnitt zu - Typ: Wüstenfuchs. Eigentlich wollte er vor der großen Show noch Lauftrainer Bruce Darnell einfliegen lassen, doch dafür reichte bei den hippen aber armen Italienern das Geld nicht. So kam es, wie es kommen musste: Auf dem Hochgeschwindigkeitslaufsteg von Monza kam Sebastian ein wenig aus dem Tritt und rasselte mit Anthony Davidson zusammen. "Mein Start war okay, dann sah ich David rechts neben mir, dadurch musste ich auf die Außenseite und dann lief ich leider auf Davidson auf. Es war teilweise mein Fehler", gestand Sebastian zerknirscht. Aller Anfang im Modell-Business ist schwer.

Adrian präsentierte einen Traum aus Orange. Eigentlich schade, dass diese Farbe bald wieder aus der Mode und von den Laufstegen der Welt verschwinden soll. Vielleicht liegt es daran, dass das luftige Gewand einfach zu langsam über den Catwalk zu bewegen ist. Deswegen hatte Adrian trotz einer erst kürzlich erfolgten Änderung am Schnittmuster noch immer Probleme. "Ich bin immer noch ein bisschen enttäuscht. Es war ein Rennen wie die davor, vielleicht sogar ein bisschen schlechter", war Adrian traurig. Er geht aber davon aus, dass die neue Version des Kleides auf langsameren Shows besser aussieht. Demnächst wird er zum Beispiel in Spa laufen und hat einige Hoffnungen für dort. "Wir wissen, wie das alte Auto dort war. Also können wir es gut vergleichen, ich schätze aber schon, dass es eine Verbesserung geben wird." Adrian muss aber aufpassen, auch die anderen Modells werden dort sein und die wissen genauso gut, wie man in Spa laufen muss, damit man eine gute Show liefert.

Auch mit dem schönsten Zahnpastagrinsen reicht es für Ralf nicht auf die Titelseite., Foto: Sutton
Auch mit dem schönsten Zahnpastagrinsen reicht es für Ralf nicht auf die Titelseite., Foto: Sutton

Ralf Schumacher ist schon jenseits der 30. Für ihn hat die kritische Zeit für Topmodels schon begonnen. Seine hochdotierten Verträge mit diversen Luxusmarken laufen aus und schon morgens geht immer mehr Zeit für die Applikation diverser Anti-Aging-Produkte drauf; Zeit, die einem dann dort fehlt, wo man sie dringend braucht. So wirkte seine Show ein wenig unnatürlich, ein bisschen zuviel Krampf und Kampf. "Es war ein bisschen was von beidem", fand auch Ralf nachher. Schon bei den Proben zur Fashion Week merkte Ralfi, dass sein zartrosaner Teint einfach nicht mit der Beleuchtung in Italien harmoniert. "Wir konnten bei den Tests schon sehen, dass uns etwas auf die Spitze gefehlt hat", sagte er. Da hatte es sein italienischer Modellkollege Jarno schon einfacher, auch wenn er ebenso mit dem Zahn der Zeit zu kämpfen hat. "Jarno hat es noch besser geregelt als ich, ganz eindeutig. Er war hier das ganze Wochenende der bessere Fahrer. Er hat aber auch nichts ausrichten können, weil wir zu langsam waren", sagte Ralf. Womit er auch wieder recht hat. Was nützt schon ein guter Teint, wenn die Klamotten einfach scheiße aussehen?

Das Gegenteil von Ralf ist Nick Heidfeld. Er gehört zu der Sorte von Männern, die mit fortschreitendem Alter immer attraktiver werden. Daran kann sogar eine ganz unangenehme, völlig außer Kontrolle geratene Gesichtsbehaarung nichts ändern. Der Nick ist ein Charakterkopf, gut im Geschäft, viel gebucht und ausgestattet mit einem Exklusiv-Vertrag mit einem Münchner-Nobelhaus. Somit steht er beim finalen Blitzlichtgewitter zwar nicht ganz vorne im Rampenlicht, aber dennoch sichert ihm das ein mehr als veritables Auskommen im Schatten der ganz Großen. So war es auch wieder in Mailand. "Wir haben schon auf ein Podium spekuliert", sagt Nick, "aber P4 war das Maximum. Die Top3 waren heute weiter weg. Zu ihnen hat uns noch einiges gefehlt, da wir auch davon profitiert haben, dass Felipe [Massa] nicht angekommen ist." Genau so eine routinierte Show will Nick nun auch in Spa abliefern. Denn wenn dort vorne einer patzt, dann kann er auch jeder Zeit aus deren Schatten heraustreten. Für einen Walk-off aufs Titelblatt war er sich jedenfalls noch nie zu schade...