Die letzte Woche in der Formel 1 war so etwas wie die Woche der Deutschen oder besser der Deutschsprachigen. Denn auch der Österreicher Christian Klien war einer ihrer Protagonisten. Dabei kreiste alles um die Frage, wer denn nun im zweiten Spyker beim als Europa GP getarnten Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring sitzt. Am Ende fiel die Wahl auf den Deutschen Markus Winkelhock und nicht auf Christian Klien. Dass die Lokalmatadoren aus Deutschland zum ersten Mal seit dem Abgang ihrer Lichtgestalt wieder die Hauptrolle spielen, würdigte auch die FIA auf ihrer Pressekonferenz - zumindest fast.
Denn ausgerechnet jener Markus Winkelhock, der Debütant, fehlte auf der Besetzungsliste. Man kann der FIA jetzt mangelnde Flexibilität unterstellen oder aber vermuten, dass dem Motorsportweltverband eine geballte germanische Ladung auch nicht ganz koscher gewesen ist. Schließlich sind ja auch ein paar ausländische Journalisten anwesend. So steckte man Lewis Hamilton mitten hinein in den Pulk von Krauts. Doch was als spannendes soziologisches Experiment begann, endete als ziemlich lahme Veranstaltung, aber der Reihe nach.
"Zuallererst ist es schön wieder hier zu sein. Hoffentlich kann einer von uns [Deutschen] etwas für die vielen Fans tun, die hierher gekommen sind", sagte Ralf Schumacher und meinte natürlich ein möglichst gutes Ergebnis. Ob er selbst derjenige sein könnte, ließ er jedoch offen. "Dieses Jahr könnte es ein bisschen schwierig werden, aber wir werden alles geben", versprach er. Die Priorität läge bei Toyota auch nach der starken Vorstellung von Silverstone weiterhin darin, mit beiden Autos unter die ersten Zehn der Startaufstellung zu fahren.
"Ich habe hier meine erste und einzige Pole Position bisher geholt", erinnert sich Nick Heidfeld. Davon wagt er dieses Mal allerdings nicht zu träumen, auch wenn er von allen Deutschen noch am ehesten dazu in der Lage wäre. "Natürlich wollen wir nach vorne kommen und Ferrari und Mclaren herausfordern, aber wie wir in Magny Cours gesehen haben, sind sie zu weit weg", gesteht Heidfeld ein. Wir sind das drittstärkste Team, also wäre Platz fünf gut", blieb der BMW Sauber-Pilot realistisch.
Auch für Adrian Sutil ist der Nürburgring etwas Besonderes, denn hier kam er im letzten Jahr zum ersten Mal als Freitagstestfahrer zum Einsatz, nun steht er vor seinem ersten Heim-Grand-Prix und wird doch von seinem nicht anwesenden neuen Teamkollegen in den Schatten gestellt - zumindest was die Aufmerksamtkeit angeht. "Ich konzentriere mich nur auf mich. Es ist schön, Markus dabei zu haben. Er ist ein wirklich sehr, sehr netter Typ und ich glaube, wir werden ein gutes Wochenende zusammen haben. Aber ich kümmere mich nicht um meinen Teamkollegen", sagte Sutil.
Das ist derzeit sicher die einzig wahre Einstellung als Spyker-Pilot. Denn von Christian Klien erfuhr man, dass er sich weiterhin große Hoffnungen auf das orangefarbene Cockpit macht. "Es war ein sehr interessanter Test und natürlich habe ich vielleicht die Chance für sie ein paar Rennen in diesem Jahr zu fahren sagte der Österreicher." Fürs nächste Jahr sei jedoch alles offen. "Ich habe den Spyker getestet, jetzt liegt es an ihnen", so Klien. Bei Honda müsse man sehen. Sie werden in einer Stunde mehr wissen", sagte er und behielt Recht. Denn mittlerweile wissen wir, dass Honda auch in der nächsten Saison mit Barrichello und Button geht. Damit hätten wir niemals gerechnet...
Lewis Hamilton berichtete derweil über seine Setup-Probleme, die dafür sorgten, dass er erstmals nicht die Pace von Teamkollege und Weltmeister Fernando Alonso mitgehen konnte. Man sei vor dem Q1 den falschen Weg gegangen und hätte es dann nicht mehr ändern können. "Doch jetzt wissen wir, wo wir falsch gegangen sind. Deswegen gehen wir gestärkt in dieses Wochenende", glaubt Hamilton. Als Mclaren Teammitglied wurde er natürlich auch zu Spionageaffäre befragt. Sorgen, dass sein Team bestraft werde, habe er allerdings nicht. "Ich habe totales Vertrauen ins Team", bekräftigte Hamilton.
Dass Nico Rosberg Lewis Hamilton in nichts nachsteht, nur eben nicht im McLaren, sondern nur im Williams sitzt, glauben viele Experten und natürlich auch Rosberg selbst. Jedenfalls fuhr er dem Briten in die Parade, als dieser über ein Kart-Event eines Sponsors, an dem er heute teilgenommen hatte, plauderte. "Du hast Glück gehabt, dass ich nicht mitgemacht habe", sagte Rosberg zu Hamilton. Das war auch gleichzeitig der heimliche Höhepunkt der Pressekonferenz. Und immer wenns am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören.
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