Die Lehre vom Neuanfang
Die F1-Saison 2007 ist schon mehrmals gestartet. Einmal beim Saisonauftakt in Melbourne, einmal beim Europaauftakt in Barcelona und einmal beim ersten Nordamerikarennen in Montreal. Auf der Suche nach der richtigen Storyline zelebrieren manche Journalisten den mehrfachen Saisonstart, weil es anscheinend öfter als einmal beginnt, wirklich wichtig zu werden. Felipe Massa konnte zum neuerlichen Saisonstart nur den Kopf schütteln. "Man kann nicht sagen, hier ist der Start der Meisterschaft. Wir sind mitten in der Meisterschaft." Nach seiner Disqualifikation dürfte Felipe sich wahrscheinlich doch wünschen, dass in Indianapolis wieder alles von vorn beginnt; wie an einem echten Murmeltiertag.
Die Lehre vom Laufen
Vor jedem Wochenende gehen die Piloten die Rennstrecke mit ihren Ingenieuren ab. Unser Redakteur Juha Päätalo wollte von Adrian Sutil wissen: "Was bringt das?" Was kann ein Fahrer von der Streckenbesichtigung lernen? "Hm, was bringt das?", fragte sich Adrian Sutil mit einem Lächeln. "Das habe ich mich auch schon gefragt..."
Die Lehre von der Präzision
Man mag zu Kimi Räikkönen stehen wie man will, aber seine Aussagen sind immer präzise, auf den Punkt genau. Sie mögen nicht umfangreich oder mehrsilbig sein, aber sie sind exakt. Als Kimi am Donnerstag gefragt wurde, wie er die Tage vor dem Kanada GP in Montreal verbracht habe, erwiderte er ehrlich: "Ich kam am Dienstag hier an. Also war ich gestern hier." Absolut präzise.
Die Lehre vom Glückshelm
Mittlerweile ist es üblich, dass fast jeder Fahrer hier und da ein neues Helmdesign verwendet. In Montreal war Jarno Trulli an der Reihe. Er ließ seinen neuesten Helm den Farben seines Freundes und Radprofis Danilo De Luca nachempfinden. Nach dem Freien Training war der Helm mehr als nur ein Kopfschmuck - er war ein Hoffnungsträger. "Hoffentlich bringt er mir morgen mehr Glück." Im Qualifying hat der Glücksbringer funktioniert - Platz 10. Im Rennen schien das Glück dann aufgebraucht gewesen zu sein...
Die Lehre vom Krach
Lewis Hamilton sei zu aggressiv, kritisierten einige Experten die Starts des jüngsten GP-Siegers. "Ich finde es geil, so etwas fehlt in der F1 - das mal einer so richtig rein hält, jeder fährt nur noch auf Sicherheit", sagte Hamilton-Freund Adrian Sutil am Donnerstag. "Wenn ich da vorne rum fahren würde, würde es wahrscheinlich auch mehr krachen." Da er nicht vorne herum fährt, hat es eben mehrmals hinten gekracht.
Die Lehre von den Kritisierten
Auch Alexander Wurz und Heikki Kovalainen mussten bislang sehr viel Kritik einstecken. Wurz liegt im Qualifyingduell mit 0:6 zurück, Kovalainen hatte einen katastrophalen Saisonauftakt und demolierte in Montreal gleich mehrmals sein Auto. Im Rennen waren Wurz und Kovalainen aber der lachende Dritte respektive Vierte. "Man darf niemals aufgeben", betonte Kovalainen. Wurz war nach dem enttäuschenden Qualifying mächtig stinkig. "Aber ich bin ein Kämpfer." Das hat er mit seiner Fahrt von 19 auf 3 eindrucksvoll bewiesen.
Die Verkehrslehre
Eigentlich ist es ganz einfach: bei grün fahren, bei rot anhalten. Das lernt man schon lange vor der Verkehrserziehung. "Ich konzentrierte mich zu sehr auf Kubica, der neben mir war - ich habe die rote Ampel nicht gesehen", versuchte sich Rotsünder Giancarlo Fisichella zu verteidigen. Das gleiche Argument brachte auch Felipe Massa vor: "Leider habe ich beim Verlassen der Box noch nicht einmal auf die Ampel geachtet, unter anderem weil so viele Autos hinter mir waren." Dann hilft es natürlich auch nicht, wenn man weiß, dass man bei rot anhalten muss.
Die Lehre vom Murmeltier
Ein schlechtes Wochenende für Murmeltiere. Wenn Murmeltiere Geldscheine oder Kreditkarten benutzen könnten, hätten sie sich schon am Donnerstag im großen Stil mit Ohrstöpseln eingedeckt. Denn die Lärmbelästigung in ihrer Wahlheimat auf der Ile de Notre Dame war groß. Dazu der dichte Verkehr: schon am Freitag musste Ralf Schumacher einem Einheimischen auf der Strecke ausweichen. Als Belohnung für das Manöver werden sich die Tierchen am Sonntag mit Ralf über einen WM-Punkt gefreut haben. Sollte Ralf im Laufe des Sonntags noch ein Murmeltier über den Weg getrottet sein, dürfte es seine Nase gegen seine gedrückt haben. So begrüßen sich die putzigen Fellknäuel. Wenn Murmeltiere F1-Fanclubs gründen könnten, würden sie also Toyota unterstützen - und nicht Super Aguri. Denn Anthony Davidson konnte einem der ihren am Sonntag nicht so gut ausweichen wie Ralf. Es war eben ein schlechtes Wochenende für Murmeltiere. In Tirol wurde sogar ein ganzer Bau von einem österreichischen Landwirt ausgeräuchert. Hier wie dort dürften einige laufe Pfiffe zu hören gewesen sein, denn diese geben die Tiere von sich, wenn Gefahr im Verzug ist. Ach ja: es sind Murmeltiere! Keine langweiligen Biber, wie manche Fahrer, Teams und Journalisten sagten - es sind Murmeltiere!
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