Robert Kubica ist ein ehrlicher und sympathischer Zeitgenosse. Selbst nach einem langen Testtag sitzt er Journalisten noch mit einem Lächeln gegenüber und gibt im BMW Sauber-Motorhome den zuvorkommenden Gastgeber. "Wollt Ihr noch etwas zu trinken?", fragt er uns, bevor er selbst Platz nimmt.

Hinter ihm liegt ein arbeitsreicher Tag, der abermals von technischen Gebrechen behindert wurde. "Leider konnte ich bei den letzten Tests nicht so viel fahren", gesteht Robert ehrlich, "hoffentlich können wir diese Zuverlässigkeitsprobleme bald beheben."

Da waren sie also: die Zuverlässigkeitsprobleme. Ein Wort, welches Kubica an diesem Abend in Barcelona häufig in den Mund nimmt. Im ersten Teil unseres Gesprächs sind die "realiability issues" quasi allgegenwärtig. Als wir versuchen dem ganzen etwas Positives abzuringen und fragen, ob er nicht viel lieber jetzt bei den Tests als später beim ersten Rennen die Probleme hat, sagt er offen und ehrlich: "Es wäre natürlich besser, überhaupt keine Probleme zu haben." Allerdings seien die Probleme da, um behoben zu werden. "Das ist jetzt unsere Aufgabe - und zwar schnell."

Für einige Punkte auf der langen Problemliste der ersten Tests ist BMW Sauber das bis heute gelungen. Aber eine Fahrzeugkomponente will und will einfach nicht ihre Streiks beenden. Das neue stufenlose Getriebe, von manchen auch Schnellschaltgetriebe genannt. Offiziell zugeben wollte Robert die Getriebeprobleme vor einigen Wochen noch nicht. "Das weiß ich nicht", wehrte er lachend ab. "Wir haben noch ein paar Hydraulikprobleme."

Irgendwo steckt der Wurm drin., Foto: Sutton
Irgendwo steckt der Wurm drin., Foto: Sutton

Hydraulikprobleme. Das ist seit Jahren die Standardkrankheit fast aller Formel 1-Autos. Denn mit keiner Problemursache lässt sich schöner das wahre Problem umschiffen, mit keiner ehrlichen, aber nicht allumfassenden Antwort kann man besser die Benennung des wahren Übeltäters vermeiden.

Aber was ruft die Hydraulik-, nein, Getriebeprobleme hervor? Was ist das Problem an den neuen "seamless shift"-Getrieben, die scheinbar bei allen Teams noch gerne in Streik treten? "Das Entscheidende ist das exakte Timing", erklärt Mario Theissen in der Motorsport aktuell. Die Abfolge vom Gang rausnehmen und nächsten Gang einlegen müsse sehr präzise eingeteilt werden, und zwar unter allen Betriebsbedingungen. An diesem Vorgang seien eine Menge Komponenten und Systeme beteiligt, "nicht nur die Mechanik und die Elektronik, sondern auch die Hydraulik". Und das ganz im Ernst ohne jegliche Verschleierungsabsichten. "In dem Moment, wo dieses Timing nicht mehr passt, funktioniert im günstigsten Fall die Schaltung nicht mehr, im ungünstigsten Fall fliegt alles auseinander."

Davon kann Kubica ein polnisches Liedchen trällern. Aber auch Technikchef Willy Rampf gehen die andauernden Getriebeprobleme langsam aber sicher auf die Nerven. "Es liegt am Getriebe und wird mittlerweile nervig", gestand er unseren Kollegen von Autosport. "Wir wissen, dass wir den Speed haben, aber wir müssen unsere Zuverlässigkeit verbessern." Damit schließt sich der Kreis. Denn genau das forderte Robert Kubica bereits an jenem Testabend vor zwei Wochen. "Das Potenzial ist da", strotzte er vor Selbstbewusstsein - mit der Einschränkung: "Wenn wir unsere Zuverlässigkeitsprobleme beheben können."