Das 2. Freie Training, ja sogar das gesamte Brasilien-Wochenende, begann für die meisten Beobachter erst nach 21 Minuten in der zweiten Session. Denn dann ging mit Michael Schumacher der wichtigste Protagonist dieses Rennwochenendes zum ersten Mal auf die Strecke. Auch wenn Fernando Alonso mit 10 Punkten Vorsprung auf den Deutschen der große Titelfavorit ist, muss er bei der Abschiedsvorstellung des Multi-Champions natürlich mit der Gaststar-Rolle Vorlieb nehmen. Der Hauptdarsteller ist der Ferrari-Pilot.

Für ihn ging es gleich spannend los: Nach einer kniffligen Situation mit einem Toro Rosso setzte er in 1:14.161 Minuten die zwischenzeitliche Bestzeit. Danach gab es den nächsten Schock: Das Heck seines Ferrari brach auf dem Kerb aus und Schumacher drehte sich halb in die Wiese; er konnte jedoch unbeschadet weiterfahren. Alonso antwortete prompt: Er fuhr auf seiner ersten schnellen Runde nur 0,005 Sekunden langsamer als Schumacher. Das letzte Wort im ersten Schlagabtausch hatte allerdings ein anderer - immerhin auch ein Deutscher: Sebastian Vettel fuhr fast zwei Zehntel schneller als die beiden WM-Rivalen und sagte im wahrsten Sinne des Wortes - und nicht nur auf dem Heckflügel: "Danke Michael."

Das blieb der Stand der Dinge bis zum zweiten Schlagabtausch der Titelanwärter. 20 Minuten vor dem Ende gingen Michael Schumacher und Fernando Alonso erneut heraus - beide konnten ihre Zeiten aber nicht verbessern. Dafür legte Vettel nach: Er fuhr gute zweieinhalb Sekunden schneller als seine eigene Bestzeit und baute seinen Vorsprung auf Schumacher auf viereinhalb Zehntel aus. Freitagsfahrer haben es eben gut - mehr Reifen, mehr Drehzahlen und weniger Sprit. Aber wie heißt es so schön: Man muss diese Zeit erst einmal fahren, noch dazu auf einer völlig unbekannten Strecke, die bei vielen nur als Buckelpiste oder Waschbrett bekannt ist.

Sein Ziel verfehlte er aber: Die letzte Freitagsbestzeit der Saison ging an Alex Wurz und dessen Bridgestone-bereiften Williams. Ein Zehntel dahinter platzierte sich Anthony Davidson vor Sebastian Vettel - somit lagen drei Freitagstestfahrer in Front. Bester Stammpilot wurde Jarno Trulli auf Platz 4. Die gute Form von Honda bestätigte Jenson Button als Fünfter. Erst auf Rang 6 fand sich mit Michael Schumacher der erste Titelkandidat wieder. Schumacher beendete sein letztes Freitagstraining in der Formel 1 mit 1,1 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit. Fernando Alonso landete sogar nur auf Rang 10. Dazwischen reihten sich Ralf Schumacher, Franck Montagny im Super Aguri sowie Kimi Räikkönen ein. Die drei weiteren Deutschen landeten auf den Plätzen 14 für Ammermüller, 18 für Heidfeld und 23 für Rosberg.