Die Silverstone-Tests in dieser Woche waren eine Art Blick in die Zukunft: In Abwesenheit der aktuellen Superstars Alonso, Räikkönen oder Schumacher standen die potenziellen Stars der kommenden Jahre im Mittelpunkt. Entsprechend gingen auch alle drei Tagesbestzeiten an den nächstjährigen Renault-Stammpiloten Heikki Kovalainen und dessen neuen Testteamkollegen Nelson Piquet jr, der nach gerade einmal drei F1-Testtagen für sein neues Team bereits zweimal die Zeitenliste anführte.

Genauso präsentierte sich die Ergebnisliste auch am Abschluss-Tag in Silverstone: Piquet landete hauchdünn vor Kovalainen. Dahinter kam schon der nächste Newcomer: Lewis Hamilton fuhr an seinem erst zweiten richtigen Testtag die drittschnellste Zeit - dabei war er schneller unterwegs als sein Teamkollege Pedro de la Rosa auf Platz 4. Allerdings wurde der junge Brite nicht müde zu betonen, dass die Tests in Silverstone kein Shoot-Out um das zweite McLaren-Cockpit seien - weder für den Rest dieser noch für die nächste Saison.

Kovalainen fuhr wichtige Reifentests., Foto: Sutton
Kovalainen fuhr wichtige Reifentests., Foto: Sutton

Hinter dem gelb-blauen und silbernen Quartett ging die Pärchenbildung weiter: Ralf Schumacher und Olivier Panis hielten die weiß-roten Fahnen von Toyota und jene der erfahrenen Piloten hoch. Für Panis stellen die Silverstone-Tests einen seiner letzten Auftritte in einem F1-Auto dar. Nach Saisonende verabschiedet sich der Franzose aus Köln-Marsdorf und der Königsklasse, um in einer anderen Rennserie noch einmal in ein Renncockpit zu klettern. Das Testfeld komplettierten Alex Wurz und Takuma Sato.

Bei Williams war es heute an Wurz den Interimswagen mit Toyota-Motor zu fahren. Mit 97 Runden gelang dies dem Österreicher länger als seinem Vorgänger Narain Karthikeyan an den vergangenen beiden Tagen zusammen. Nichtsdestotrotz musste Wurz am Nachmittag einen Motorschaden hinnehmen. "Angesichts der vielen neuen Komponenten war es ein positiver Test", bilanzierte Testteammanager Mike Condliffe. Sato probierte derweil an seinem Super Aguri einige neue Aerodynamikteile aus, darunter ein neuer Frontflügel. "Wir haben einige gute Reifen gefunden und das neue Aero-Paket ist gut", sagte der Japaner.

Was haben die anderen Fahrer heute so getrieben? Das Hauptaugenmerk lag selbstverständlich auf Reifentests. So auch bei Heikki Kovalainen, der zu diesem Zweck Short und Long Runs absolvierte, um die Reifenwahl für den Japan GP zu treffen. Nelsinho konzentrierte sich derweil am Morgen auf Setup-Arbeiten, um ein bisschen Feintuning an seinem R26 vorzunehmen. Angesichts seiner Bestzeit scheint ihm das gut gelungen zu sein. "Die wechselhaften Wetterbedingungen veranlassten uns dazu unser Programm zu ändern, aber wir konnten trotzdem exzellente Resultate bei Heikkis Reifentest erzielen", kommentierte Renault-Testingenieur Christian Silk.

Hamilton war heute der schnellste Chrompfeil., Foto: Sutton
Hamilton war heute der schnellste Chrompfeil., Foto: Sutton

Ähnlich gute Ergebnisse verzeichnete McLaren-CEO Martin Whitmarsh nach dem Ende der Testwoche. "Das Testteam hat einen arbeitsreichen Plan abgearbeitet, um die Performance unseres Autos für die letzten drei Rennen zu verbessern", erklärte er. Auf dem Programm standen deshalb auch am Donnerstag Reifentests und Setuparbeiten. Für Lewis Hamilton ging es nach dem Shakedown am Dienstag und der Eingewöhnungsphase am Mittwoch heute erstmals mit Reifentests los. "Ich verstehe das Auto jetzt besser und weiß, wo die Unterschiede zu den GP2-Autos liegen", sagte er rückblickend. "Ich hatte im Laufe der Woche einige Ausrutscher ins Kiesbett, aber das gehört zu meiner Lernkurve dazu - immerhin wurde dabei nichts beschädigt."

Toyota konnte nicht ganz so zufrieden sein: Zwar beschädigten Ralf und Olivier nichts, dafür gingen einige Teile an ihren Autos von alleine kaputt. "Ich verlor etwas Zeit wegen eines Wechsels der Benzinpumpe", verriet Ralf. "Wir hatten am Nachmittag einige Motorenprobleme", fügte Panis hinzu. "Aber ich konnte danach noch einmal raus und einige Runden fahren." Das war besonders wichtig, da Silverstone laut Testteammanager Gerd Pfeiffer eine ähnliche Streckencharakteristik wie Suzuka aufweist. "Deshalb war der Test sehr wichtig für unsere Reifenwahl." Neben den Reifen arbeiteten man noch am Setup und ließ ein Gruppenfoto mit Chris Rea anfertigen, der als großer Motorsport-Fan den Testfahrten einen Besuch abstattete.