Zwei Heimrennen auf deutschen Rennstrecken zu haben, ist für das BMW Sauber F1 Team ein schöner Luxus, der womöglich bald Vergangenheit sein wird. Der Große Preis von Deutschland, der am 30. Juli in Hockenheim als 12. von 18 Läufen zur Weltmeisterschaft ausgetragen wird, beendet einerseits das zweite Saisondrittel 2006 und bildet andererseits den Auftakt zu einem Grand-Prix-Doppelpack: Nur eine Woche später geht die Formel 1 im 1000 Kilometer entfernten Budapest bereits in die nächste Runde.

Das BMW Sauber F1 Team hat sich mit Testfahrten in Jerez und mit weiteren aerodynamischen Neuerungen auf den Hockenheimring vorbereitet. Ein WM-Zähler trennt die Mannschaft derzeit von Platz fünf im Zwischenklassement der Konstrukteurswertung.

Nick Heidfeld:
Als Heim-Grand-Prix ist der Große Preis von Deutschland natürlich immer etwas Besonderes für mich. Sicher kommen auch viele Fans aus der Schweiz, das war schon immer so. Insofern freue ich mich sehr auf das Publikum in Hockenheim. Der Stimmung kommt auch die einzigartige Stadionatmosphäre im Motodrom zugute. Mir hat der alte Hockenheimring im Prinzip besser gefallen. Man fuhr mit wenig Downforce für die langen Waldgeraden, und mit diesem Set-up war der hintere, kurvige Teil der Strecke dann sehr schwierig. Das hat mich gereizt. Aber es spricht natürlich viel für die neue Variante: Die Zuschauer sehen mehr, der Kurs ist sicherer, und in der Parabolika gibt es eine sehr gute Überholmöglichkeit. Von der Streckencharakteristik her ist Hockenheim physisch nicht sehr anstrengend. Aber das ändert sich, wenn es dort so heiß ist, wie es schon ein paar Mal der Fall war.

Jacques Villeneuve:
Ich habe vor allem an die frühere Strecke gute Erinnerungen. Die aktuelle Variante ist keine ‚Low-Downforce'-Strecke mehr und ähnelt einigen anderen modernen Rennstrecken, auf denen wir fahren. Es gibt ein paar gute Bremszonen und auch Überholmöglichkeiten, was für interessante Rennen sorgt. Es wird wohl sehr heiß sein in Hockenheim. In letzter Zeit waren weder Hitzerennen noch Strecken, die viel Abtrieb verlangen, unsere Stärke. Wir werden unser Bestes geben.

Robert Kubica:
Ich kenne diesen Kurs ziemlich gut, weil ich da in meinen Formel-3-Jahren häufig gefahren bin. Deshalb stellt sich die Aufgabe, erst einmal die Strecke kennen zu lernen, dort nicht für mich. Ich hoffe, wir haben produktive Trainings am Freitag. Es wäre auch schön, wenn es etwas kühler wäre. Anscheinend haben wir es dann leichter.

Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
Der Große Preis von Deutschland ist für BMW ein Saisonhöhepunkt. Nicht nur, weil wir als deutscher Hersteller mit einem deutschen Fahrer im Team besondere Aufmerksamkeit genießen. Die Atmosphäre in Hockenheim, vor allem im Motodrom, ist einfach beeindruckend. Zudem hat die aktuelle Streckenführung Überholvorgänge und damit spannende Rennverläufe begünstigt. Unsere sportlichen Ziele für Hockenheim sind dieselben wie für die zurückliegenden Rennen: Wir streben den Sprung ins Top-Ten-Qualifying an und wollen am Sonntag in die Punkte fahren. Im Ringen um Platz fünf der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft werden wir uns lang machen müssen. Toyota war in Frankreich offensichtlich stark. Wir werden unser Entwicklungstempo halten bzw. sogar noch in der laufenden Saison weiter steigern. Die beiden BMW P86 Motoren in den Fahrzeugen von Nick und Jacques haben das Hitzerennen von Magny-Cours ohne Probleme weggesteckt und werden in Hockenheim aller Voraussicht nach wieder hohen thermischen Belastungen ausgesetzt sein. Hinzu kommt, dass Hockenheim auch nach dem Umbau weiterhin eine Motorenstrecke ist.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Hockenheim ist eine Strecke mit zahlreichen langsamen und mittelschnellen Kurven, die hohen Abtrieb erfordern. Gleichzeitig gibt es mit der Parabolika einen langen Vollgasabschnitt, wo Höchstgeschwindigkeit gefragt ist. Denn beim Anbremsen der folgenden Spitzkehre bietet sich eine gute Chance zum Überholen. Das setzt neben hohem Topspeed auch eine gute Bremsstabilität voraus. Beim Herausbeschleunigen vor allem aus den langsamen Kurven benötigt man zudem eine gute Traktion. Oft ist es in Hockenheim sehr heiß, sodass eine effiziente Kühlung gefragt ist. Die Hitze setzt auch den Reifen zu: Blasenbildung ist die große Gefahr, der man mit entsprechenden Gummimischungen entgegenwirkt. Um unsere Performance weiter zu verbessern, treiben wir die Aerodynamik-Entwicklung aggressiv voran. Neben den in Magny-Cours erstmals eingesetzten ‚Nose Wings' gelangt in Hockenheim ein weiteres neues Aero-Paket zum Einsatz.