Vor einem Jahr war der Begriff "Reifen" das Unwort der Formel 1-Szene. Nach dem Indy-Desaster schlugen die Wellen nicht nur auf den Tribünen hoch. In dieser Saison gingen deshalb viele Experten davon aus, dass Michelin auf Nummer sicher gehen und besonders konservative Reifen mitbringen würde. Nach den eher dürftigen Leistungen der Michelin-Partnerteams sah man sich darin bestätigt, besonders da auch Teamverantwortliche wie Norbert Haug einräumten, dass die Franzosen verständlicherweise einen sicheren Weg gewählt hätten.

Laut unbestätigten Informationen unserer Kollegen der Auto, Motor und Sport sah dies zumindest am Freitag aber noch ganz anders aus. Da sollen sich bei je einem Renault, Honda und Red Bull Fahrzeug bei der härteren Reifenmischung Laufflächen abgelöst haben. Aus diesem Grund soll Michelin allen Partnerteams außer McLaren (die seit Kanada eine andere Karkasse verwenden) befohlen haben, die weichere Reifenmischung zu nutzen. Dies soll angeblich für den Performance-Nachteil verantwortlich gewesen sein.

Aber auch bei Bridgestone soll man angeblich Angst vor einem Debakel gehabt haben. Als Notlösung sollen die langlebigen Vorjahresreifen im Gepäck gewesen sein. Selbst bei der FIA hatte man vorgesorgt. Man hatte einen der vielen im Vorjahr zum Scheitern verurteilten Lösungsversuche neu aufgelegt: "Bei einer Wiederholung des Reifendramas vom Vorjahr wäre die überhöhte Zielkurve in zwei Fahrspuren unterteilt worden", so die Kollegen der ams in ihrer neuesten Ausgabe. "Auf der oberen Linie wäre Vollgas erlaubt gewesen, auf der Innenbahn hätte für alle Autos mit gefährdeten Reifen ein Tempolimit von 250 km/h gegolten."