Gähnend leere Tribünen beim dritten freien Training für den Grand Prix der USA auf dem Indianapolis Speedway - wo sind sie nur, die Zuschauer, die den Skandal-GP des Vorjahrs längst verziehen haben? Umgekehrt dachten die wenigen Fans vor Ort die ersten 15 Trainingsminuten lang wohl: Wo sind sie nur, die weltbesten Automobillenker? Wieso fahren sie denn nicht? Warum gibt es noch keine Rundenzeiten zu sehen? Nach 15 Minuten wurde dann doch die erste Zeit markiert.

Am Ende lagen mit Michael Schumacher und Felipe Massa zwei Ferrari-Piloten einsam an der Spitze der Zeitenliste. Der Siebenfachweltmeister zauberte eine Zeit von 1:10.760 Minuten in den rauen Asphalt, Felipe Massa lag nur rund drei Zehntelsekunden hinter dem Deutschen zurück. Mit einem Rückstand von 1,18 Sekunden reihte sich Renault-Pilot Giancarlo Fisichella als Dritter ein, dahinter Nick Heidfeld im BMW Sauber, Honda-Pilot Rubens Barrichello und Weltmeister Fernando Alonso auf den Rängen 4 bis 6. Die Top 10 komplettierten Jenson Button, Jacques Villeneuve, Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya.

Der Rundengeiz Bester Wenigfahrer war mit Abstand Felipe Massa mit nur acht Runden. Dahinter Juan Pablo Montoya und Franck Montagny mit jeweils zehn Runden. Mit 21 Umläufen war Jarno Trulli der Mann, der am meisten fuhr. Der Durchschnitt lag in etwa bei 17 bis 18 Minuten effektiver Trainingszeit pro Pilot - ein normaler Wert also.

Die Zwischenfälle Giancarlo Fisichella und Jacques Villeneuve - die "alten Freunde" fuhren am Ende der langen Geraden nebeneinander, Fisichella bremste zu spät und verunreinigte sein Auto daher mit losem Kies, weil er aufgrund des Geschwindigkeitsüberschusses durch das gleichnamige Bett ratterte. Ein Quersteher von Montoya. Ein Dreher von Webber. Ein Dreher von Michael Schumacher. Ein bisschen verbremsen hier, ein bisschen verbremsen da.

Die Analyse Ferrari lieferte im letzten freien Training vor dem Qualifying einen starken Auftritt - was bei manchen die Befürchtung aufkommen lässt, dass Michelin womöglich doch zu konservative Reifen an die Stätte des Untergangs gebracht haben könnte. Oder war das Tiefstapeln von Renault doch nicht völlig unbegründet? Oder ist Renault einfach nur ein bisschen schwerer ins dritte Training gegangen? Eines kann man mit Sicherheit sagen: Nach dem Qualifying wird man mehr wissen.