Monaco ist teuer, überholfeindlich und nur etwas für die Schönen und Reichen dieses kleinen blauen Planeten. Zumindest einige dieser Vorurteile konnten wir am letzten Wochenende widerlegen - dafür kamen andere, längst in Vergessenheit geratene Vorurteile wieder auf...

Die Lehre vom Feiern

Vor 131.000 begeisterten Zuschauern holte sich Fernando Alonso vor zwei Wochen seinen ersten Heimsieg in Barcelona. Eine Woche später wurde er von 280.000 Menschen in Sevilla gefeiert. Da drängt sich schnell die Frage auf, mit welchen Partys der Champion seinen Triumph in den Tagen nach dem Rennen noch gefeiert hat? "Ich bin am Dienstag 143 und am Mittwoch 123 Runden in Le Castellet gefahren."

Ein hervorragender, kostenloser Parkplatz..., Foto: Sutton
Ein hervorragender, kostenloser Parkplatz..., Foto: Sutton

Die Lehre vom Chaos

Schon Tage vor dem Qualifying wurden die Fahrer nur mit einer Frage bombardiert: Wie chaotisch und gefährlich wird das KO-Qualifying im engen Fürstentum? Wie werden sich die gelben und roten Flaggen auswirken? Wie kann man dem Verkehr am besten entgehen? Ralf Schumacher versuchte stattdessen lieber diesen Fragen zu entfliehen. "Darüber haben sich schon einige Fahrer beklagt, deshalb werde ich mich da nicht anschließen. Da wurde schon genug drüber geklagt." 'Und was wurde denn beklagt?', blieben die Kollegen hartnäckig. "Da hätte ich auch die Frage beantworten können..." Wie wahr - und doch hätten viele im F1-Paddock am Samstag lieber über den ganz normalen Monaco-Verkehr als über die Parkplätze in der Rascasse gesprochen...

Die Lehre vom Bären

Manchmal können Pressegespräche schon tierisch abschweifen: Beispielsweise wenn Ralf Schumacher vor dem Monaco GP nicht über das Qualifying oder seinen neuen TF106B, sondern über Bären sprechen muss. Dabei entpuppte sich der Hobby-Jäger als guter Bärenkenner. "Ein Bär ist extrem ängstlich und wachsam - es passiert nur ganz selten, dass ein Bär jemanden angreift. Da muss man schon direkt in seine Höhle laufen. Aber es gibt in Mitteleuropa noch Bären: In Kroatien, Bulgarien und auch in Österreich." Er würde aber niemals Jagd auf andere als Gummibären machen: "Das wäre keine Jagd für mich. Da müsste man die ganze Nacht auf dem Hochstand sitzen und da habe ich etwas Besseres zu tun."

Der Toyota-Bär: Kennt sich Ralf deshalb so gut aus?, Foto: Sutton
Der Toyota-Bär: Kennt sich Ralf deshalb so gut aus?, Foto: Sutton

Die Lehre vom ABC

Mit dem TF106B debütierte in Monaco mal wieder ein neuer Toyota - so richtig neu ist der Wagen aber nicht, das zumindest beteuerten die Piloten am laufenden Band. Bei BMW-Sauber spart man sich deshalb die Typenbezeichnungen und setzt auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung. "Ansonsten wären wir schon bei der C-Version", scherzte Mario Theissen.

Die Lehre vom Shopping

Monaco gilt nicht ohne Grund als teures Pflaster. Was also kann man mit 20 Euro in Monaco anstellen? "Das gleiche wie woanders auch - man kann sie ausgeben", gab sich Ralf als Nicht-Monegasse ratlos. Michael Schumacher wusste da als Ex-Einwohner mehr: "Damit kommt man nicht sehr weit. Normalerweise gibts nicht mehr als ein Eis und einen Kaffee dafür." Nico Rosberg kann sich dieser Meinung als Einheimischer nicht anschließen. "Die meisten Menschen kennen Monaco nur vom F1-Wochenende oder aus dem Fernsehen - wenn irgendwelche Promis gezeigt werden", sagte er. "Aber das ist ein anderes Monaco, als ich es kenne. Ich bin hier zur Schule gegangen und ganz normal mit dem Bus gefahren. Es gibt hier Strandbuden und Bars - alles ist ganz normal. Und wenn man an die richtigen Orte geht, ist es hier auch gar nicht so teuer; selbst am GP-Wochenende."

Die Lehre von der Unabhängigkeit

"Es ist ja Ferrari", mit diesem unspektakulären Sätzchen drückten nicht nur Flavio Briatore und Jacques Villeneuve am Samstag nach dem Qualifying ihre Zweifel darüber aus, dass Michael Schumacher eine Strafe erhalten würde. "Er wird wieder davon kommen. Da bin ich mir sicher", sagte uns Jarno Trulli voller Überzeugung. Der Italiener lag falsch: Die erste große Entscheidung des neuen permanenten Rennsteward Tony Scott Andrews sorgte für viel Wirbel - wurde aber von allen, außer dem Schumacher/Ferrari-Lager mit Beifall versehen. Vielleicht auch nur, weil sie das Gefühl hatten, dass damit das Märchen von der FIA-Ferrari-Achse einmal durchbrochen wurde...

Red Bull sorgte endlich auch einmal auf der Strecke für Aufsehen..., Foto: Sutton
Red Bull sorgte endlich auch einmal auf der Strecke für Aufsehen..., Foto: Sutton

Die Lehre von Fehlern

Michael Schumacher kam sich am Samstagabend wie auf der Anklagebank vor. "Stehe ich hier vor Gericht?", fragte er in die Mikrofone und Kameras der Weltpresse hinein. "Wenn ich schuldig sein soll, dann dessen, dass ich zu schnell gefahren bin und einen Fehler gemacht habe." Eine überwältigende Mehrheit des Paddock sah dies aber genau andersherum: Sie glaubte nicht den Unschuldsbeteuerungen des siebenfachen Weltmeisters, sondern warf ihm Lügen und Absicht vor. Manche Schatten aus der Vergangenheit holen einen anscheinend tatsächlich immer wieder ein - egal ob gerechtfertigt oder nicht...

Die Lehre vom Supermann

Am Samstag flogen Christian Klien, David Coulthard und Robert Doornbos in ihren neuen Superman-Rennanzügen durch das Fahrerlager. Auf der Strecke war aber nur der Österreicher als Superman unterwegs - David Coulthard passte der Superman-Anzug nicht, weswegen er in seinem üblichen Rennanzug ins Cockpit kletterte. Ausgerechnet der Schotte war es dann, der am Sonntag den ersten Podestplatz für Red Bull Racing einfuhr - ein schwerer Schlag für den Marketingeffekt; aber ein Gewinn für DC - den wahren Supermann.

Die Lehre vom Rennen

In Monaco ist alles anders, pflegten wir an diesem Wochenende zu schreiben. Den letzten Beweis dafür, trat das Rennen an, in dem Überholen bekanntlich unmöglich sein soll. Nachdem in Imola, am Nürburgring und in Barcelona Überholmanöver so häufig anzutreffen waren wie VIPs ohne Yacht im Hafen, ging es im Fürstentum mächtig zur Sache: Michael Schumacher und vor allem Giancarlo Fisichella vollführten einige spektakuläre Manöver. Manchmal kann die F1-Welt so verdreht sein...