"One step towards victory" - "Ein weiterer Schritt in Richtung Sieg"

So steht es auf den Schuhsohlen der McLaren-Teammitglieder geschrieben. Beschmutzt wird dieses Motto nicht: Denn die Boxen von Ron Dennis müssen praktisch klinisch rein gehalten werden. Entsprechend hoch ist das Anspruchsdenken im McLaren Technology Centre: "Wir wollen jedes Rennen gewinnen und den Titel holen." Kein geringeres Ziel setzen sich die Silbernen vor jedem Rennwochenende.

Geklappt hat es in dieser Saison noch nicht. Mehr als ein zweiter Platz für Kimi Räikkönen war bisher nicht drin.

Nachdem die Chrompfeile bei den ersten drei Saisonrennen in Übersee scheinbar nur von Problemen, Defekten und unglücklichen Umständen eingebremst wurden, schien sich beim Europa-Auftakt in Imola das Blatt zu wenden. McLaren Mercedes war nicht schnell genug, um das selbst erklärte Ziel, um den Sieg mitzufahren zu erreichen. Renault und Ferrari waren weit enteilt.

motorsport-magazin.com fragte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug deshalb, ob die Ränge 3 und 6 in Imola eine Art Schadensbegrenzung gewesen wären? Der Schwabe war entsetzt. "Was heißt Schadensbegrenzung? Wenn wir bei Podiumsplätzen von Schaden und dessen Begrenzung sprechen, habe ich irgendwie eine andere Veranstaltung erlebt."

In einem schier endlosen Monolog begründete er, warum der Speed von McLaren Mercedes in Imola "mit der Spitze vergleichbar" gewesen sei. Keke Rosberg sah dies am gleichen Tag übrigens - wie viele andere Experten ebenfalls - völlig anders: "McLaren war hier sehr langsam", urteilte der Ex-Weltmeister. Haug sah trotzdem eine "solide Basis" für die Zukunft.

Lustige Miene, zum langsamen Spiel., Foto: Sutton
Lustige Miene, zum langsamen Spiel., Foto: Sutton

Beim Heimspiel auf dem Nürburgring begann diese Zukunft für die Silberpfeile noch nicht. Auch dort war man nur die dritte Kraft hinter den beiden Sieganwärtern in Rot und Gelb-Blau. Dabei sei McLaren "nicht so weit weg" gewesen, wie es den Anschein hatte. Das zumindest behauptete der Mercedes-Motorsportchef. Allerdings musste Haug auch eingestehen, dass der Abstand am Ende zu Alonso schrumpfte, weil dieser nicht mehr voll attackierte. "Der Abstand war nicht mehr ganz ernst zu nehmen, aber wir hätten unter normalen Bedingungen nicht mehr als 10-12 Sekunden Rückstand gehabt. Das liegt im aufholbaren Bereich."

In den fünf Tagen bis zum Spanien GP, konnte man logischerweise nicht viel von diesem Rückstand wegraspeln. Im Gegenteil: Selbst Toyota und Honda konnten McLaren in Barcelona mit beiden Autos ausstechen. Nachdem die Silbernen im Vorfeld des Wochenendes 'nur' für ihre Strategie-Entscheidungen zugunsten eines schweren Autos kritisiert wurden, stand nun endgültig fest: McLaren Mercedes fehlt der Speed.

Und erstmals gestand dies das erfolgsverwöhnte Team auch ein. "Uns fehlte heute die Pace", musste Ron Dennis schmerzlich zugeben. "Sie sind eine große Enttäuschung", fügte TV-Experte Christian Danner hinzu. "Dass Montoya es nicht in die Top10 geschafft hat, ist ein Skandal. So etwas darf nicht passieren. Und auch Kimi ist weit vom Gipfel weg."

Aber woran liegt der Formeinbruch der Silbernen, die bei den letzten Wintertests noch mit Renault und Ferrari mithalten konnten? "Das Auto ist sicher nicht schlecht", sagt Danner, "aber auf jeden Fall auch nicht gut genug." Auf einer aerodynamisch so anspruchsvollen Strecke wie dem Circuit de Catalunya, der allgemein als Gradmesser für die Stärke eines Boliden angesehen wird, kommt das doppelt zum Tragen.

Den Silbernen steht also noch viel Arbeit ins Haus. Dass sie erfolgreiche Aufholjagden bestreiten können, hat Kimi Räikkönen im letzten Jahr mehrmals bewiesen - und auch auf der technischen Seite zeigte McLaren in der Saison 2005 und im Winter 2005/2006 Aufholqualitäten.

Nicht umsonst betonte Norbert Haug in den letzten Wochen am laufenden Band, dass sich von Januar bis Bahrain "keiner so stark verbessert" hat wie McLaren Mercedes. Nur leider scheint man auf diesem Stand stehen geblieben zu sein und sich seitdem als einziges nicht besonders weiter verbessert zu haben. Entsprechend froh dürften die Silbernen sein, wenn sie am Sonntag in Barcelona etwas Schadensbegrenzung betreiben können...