Die Ankündigung von Michael Schumacher, die mögliche Fortsetzung seiner Karriere erst nach dem letzten Rennen in Saõ Paulo kundzutun, schlug auch noch am Freitag hohe Wellen im Fahrerlager von Barcelona. Vor allem ging es darum, was das für Konsequenzen für Kimi Räikkönen hat.

Räikkönens Manager Steve Robertson ahnte am Freitagmorgen schon die Flutwelle der Fragen. "Wir haben immer gesagt, dass Schumachers Pläne unsere Entscheidung nicht beeinflussen", sagte er, bevor man ihm überhaupt eine Frage stellen konnte.

Die logischste Konsequenz von Schumachers Ankündigung wäre, dass Räikkönen bereits einen festen Vertrag hat. Denn wenn Ferrari sich erlauben kann, dass sich Schumacher erst nach der Saison entscheidet, muss die Mannschaft aus Maranello einen Plan B haben. Und der müsste Räikkönen heißen. Denn sollte Schumacher aufhören, stünde Ferrari sonst ohne einen Top-Piloten da.

"Aber wer weiß, ob Schumacher nicht ein Spiel mit der Presse treibt", sagte Robertson. "Wir haben uns auf jeden Fall noch nicht entschieden."

Diese Theorie hat vor allem im Lager von Renault seine festen Anhänger. "Ich habe den Eindruck, dass Schumacher Räikkönen bei Ferrari blockieren will", sagt Renaults Chefingenieur Pat Symonds. Seine Logik ist: Räikkönen müsste sich noch vor Saisonende entscheiden, und möchte nicht mit Schumacher in einem Team fahren.

Auch der Renault-Teamchef Flavio Briatore, der dringend Ersatz braucht für den Weltmeister Alonso und auch zur Sicherung der Zukunft von Renault in der Formel 1, bläst in das selbe Horn. Warum sollte Schumacher sich einen Räikkönen noch antun", fragt er.

Natürlich sagt Briatore das auch, um seinen eigenen Plan voranzutreiben: Räikkönen doch noch ins hellblaue Team zu locken. Laut auto, motor und sport, hat Briatore Räikkönen am Nürburgring getroffen und laut Bild dem Finnen 112 Millionen Dollar für einen Vierjahresvertrag angeboten.

Steve Robertson bestätigt dieses Gespräch. "Es ist wahr, dass wir am Nürburgring mit Briatore gesprochen haben", sagt er.

Steigt Kimi von Silber auf Rot um?, Foto: Sutton
Steigt Kimi von Silber auf Rot um?, Foto: Sutton

McLaren-Teamchef Ron Dennis dagegen scheint seine Hoffnung auf Räikkönens Verbleib im Team verworfen zu haben. Als er heute gefragt wurde, was für Gründe er in Räikkönens Stelle sähe, im Team zu bleiben, fielen dem Briten keine überzeugenden Argumente ein.

"Es gibt nur ganz wenige Leute, die Kimi verstehen, und ich glaube, dass er manchmal sich selbst nicht versteht", fing Dennis seinen väterlichen Vortrag an. "Aber eines weiß ich: Er will Weltmeister werden. Er hat dieses Ziel zweimal in unserem Auto knapp verpasst, und das hinterlässt sicher gewissen Frust. Ich meine, dass es für den Fahrer besser wäre, in einem Team zu bleiben, aber ich weiß, dass unsere Fahrer damit nicht unbedingt einverstanden sind."

Räikkönen selber ging, so gut es möglich war, den bohrenden Fragen aus dem Weg. "Ich verstehe gar nicht, warum Leute immer denken, dass ich meine Entscheidung von Schumachers Plänen abhängig mache", sagte er. "Die haben keinen Einfluss, und interessieren mich nicht mal. Es geht um mich, nicht um Michael. Ich möchte nur das beste Auto haben."

Damit bleibt Ferrari wohl die wahrscheinlichste Variante. Der Finne macht tatsächlich den Eindruck, dass es ihm egal ist, ob er mit Schumacher fährt oder nicht. Im ersten Jahr hätte er sicher seine liebe Mühe im roten Reich von Schumacher. Doch er strebt sowieso einen mehrjährigen Vertrag an. Am Ende könnte es hinter den Kulissen weniger darum gehen, ob er mit Schumacher fahren will als vielmehr darum, ob Schumacher mit ihm will.