Wie lustig Ron Dennis und Nick Fry sein können, erlebte die Formel 1-Welt heute im spanischen Montmelo, bei der FIA-Pressekonferenz. "Ich habe kürzlich in einem Gespräch mit einem Journalisten 'off the records' vorgeschlagen, dass die Fahrer am Freitag gemeinsam die Strecke abgehen könnten", erzählt Dennis. Und dabei könnte man ja, so habe er in dem Gespräch mit dem "undichten" Journalisten "im Spaß" vorgeschlagen, den Piloten Wasserspritzpistolen mitgeben. Sagt Dennis und blickt auf jene Wasserspritzpistolen, die man ihm und Nick Fry an den Platz gelegt hat.

"Nicht alle dieser Ideen waren so albern - das war ein amüsantes Gespräch, welches definitiv 'off the records' war", erklärt Dennis. Fry, aus dessen Spritzpistole plötzlich Wasser spritzt, unterbricht den McLaren-Teamchef: "Diese hier hat eine vorzeitige Ejakulation, Ron." Dennis antwortet: "Du solltest dich da auskennen. Da ist ein Reserve-Tank eingebaut." Großes Gelächter im Saal.

Ron Dennis möchte mehr Spaß in der Formel 1., Foto: Sutton
Ron Dennis möchte mehr Spaß in der Formel 1., Foto: Sutton

Die Lustigkeit verflüchtigt sich schnell, wenn Fragen auftauchen wie: "Sowohl Honda als auch McLaren gehörten vor Saisonbeginn zu den Favoriten. Woran mangelt es?" Der Honda-Technikchef bringt die Lage seines Teams auf den Punkt: "Wir sollten besser sein, wir können besser sein und wir werden auch besser sein." Eine der noch zu erledigenden Aufgaben sei es, "die Reifen im Zusammenspiel mit dem Auto zum Arbeiten zu bringen", soll heißen, sie auf die nötige Betriebstemperatur zu bringen. Fry fügt hinzu: "Unsere Traktionskontrolle ist noch nicht so gut, wie sie es sein sollte. Wir haben, wie viele andere auch, noch am Motor zu arbeiten. Und wir haben auch an der Aerodynamik noch einige Arbeiten zu erledigen."

Ron Dennis rät davon ab, McLaren abzuschreiben. "Wir haben noch nicht die Performancestärke erreicht, die wir zu dieser Zeit im letzten Jahr hatten, aber wir lagen damals auch bereits in der WM viel mehr im Rückstand als in diesem Jahr. Wir haben eine gute Motorenstandfestigkeit, wir verbessern ständig unser Auto", sagt Dennis. Der Brite spricht seinen Fahrern ein großes Lob aus, sie würden "gut mit den Schwierigkeiten, die sich aus den aktuellen Regeln heraus ergeben, klarkommen", sagt Dennis. "Es ist nicht gut, dass man am Freitag mit rund 1.000 Umdrehungen weniger und mit größeren Spritmengen fährt - und dann langsam erscheint und man das dann den ganzen Tag mit sich herumschleppt. Und es ist nur der Samstagnachmittag, der das wahre Potential anzeigt", sagt der McLaren-Boss offen. Dies würde sich auf die Mentalität auswirken, die "wahre Konkurrenzfähigkeit" würde man nur noch im Rennen erfahren, fügt er hinzu.

Kimi Räikkönen trifft seine eigenen Entscheidungen., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen trifft seine eigenen Entscheidungen., Foto: Sutton

Kimi Räikkönen wird auf seine Zukunftsentscheidung angesprochen - dass Michael Schumacher seinerseits diese Entscheidung auf Saisonende aufgeschoben hat, habe keinen Einfluss auf seinen eigenen Entschluss, versichert der "Iceman". Wie er, Ron Dennis, sich selbst davon überzeugen würde, bei McLaren noch zwei oder drei Jahre anzuhängen, wenn er Kimi Räikkönen wäre, wird Dennis gefragt. Er antwortet: "Wenn ich Kimi wäre? Wäre ich dann auch mit seiner Frau verheiratet? Das hat schon eine gewisse Relevanz. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Kimi wirklich verstehen - ich bin mir nicht sicher, ob Kimi sich selbst immer verstehen kann. Aber eines möchte Kimi ganz bestimmt tun: Die Weltmeisterschaft gewinnen." McLaren habe dieses Ziel dreimal verfehlt, was zu einer "verständlichen Frustration" geführt hätte, merkt Dennis an. Und er fügt einmal mehr hinzu, dass man derzeit nicht in der Situation sei, "eine Entscheidung treffen zu müssen". Er habe Räikkönen und seinem Management "alles gesagt, was man von mir erwarten würde, aber das haben auch alle anderen Teams getan, die ein Interesse an Kimi haben".

Ob es schwierig sei, wegen der Motorenregeln die eigene Performance mit limitierten Runden und Drehzahlen beschneiden zu müssen, werden die Fahrer gefragt. Räikkönen antwortet: "Ich denke, das ist normal in diesen Tagen. Es ist, wie es ist und wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Es ist nicht nett, aber man kennt seine Rolle im Team, wir wissen was wir tun - und das ist die Hauptsache." Jenson Button sagt dazu: "Als Team ist es für uns nicht allzu schlimm, denn wir haben ja ein drittes Auto, wir haben Anthony Davidson, der viele Runden dreht. Für uns Fahrer jedoch, für Rubens und mich, ist es hart, so wenige Runden zu drehen."

Jenson Button würde gern mehr Runden drehen., Foto: Sutton
Jenson Button würde gern mehr Runden drehen., Foto: Sutton

Das Thema Qualifying wird kurz angeschnitten. Sowohl Ron Dennis als auch Nick Fry wollen keine voreilige Entscheidung treffen - man überlegt ja zurzeit, das Quali erneut zu ändern. Im Brennpunkt der Kritik stehen jene 20 Minuten, in welchen die Piloten am Beginn nur Sprit verbrennen. Bernie Ecclestone hat vorgeschlagen, in den letzten 20 Minuten mit den Top 10-Piloten wieder den Einzelrundenmodus zu fahren. Dennis macht einen konstruktiven Vorschlag: "Wir sollten die Änderungen auf eine zur Saisonmitte limitieren."

Die Fahrer haben unlängst erklärt, dass sie mit der Sicherheit respektive der ärztlichen Betreuung bei Testfahrten unzufrieden sind. Ron Dennis erklärt dazu: "Man darf dabei nicht vergessen, dass es einen großen Unterschied zwischen Rennen und Test gibt. Beim Rennen besteht nach einem Unfall das Interesse, dass das Rennen weitergeht. Ein Test wird bei einem Unfall abgebrochen. Natürlich dauert es bei einem Test länger, bis das medizinische Team vor Ort ist. Wie man sich wohl vorstellen kann, liegt die große Anzahl an Ärzten auch daran, dass ein Grand Prix eine Attraktion darstellt - es ist sicher nicht unmöglich, aber sicher sehr schwierig, bei einem Test ebenfalls so viele Ärzte vor Ort zu haben. Nur müssen diese bei einem Test den ganzen Tag anwesend sein, bei einem Rennen nur zwei Stunden. Es ist sicher eine Herausforderung, aber man kann nie genug Sicherheit einbringen."

Was die aktuellen Kräfteverhältnisse anbelangt, so sehen alle Beteiligten immer noch Renault als die Messlatte an. Kimi Räikkönen sagt: "Ferrari hat in den beiden letzten Rennen einen tollen Job abgeliefert - aber Renault ist immer vorn dabei."