Nahtlos setzten Michael Schumacher und Fernando Alonso an das letzte Rennen an. Nur die Reihenfolge hatten die zwei Hauptdarsteller des Europa GP auf dem Nürburgring in der zweiwöchigen Pause seit Imola getauscht: Diesmal lag der gelb-blaue Renner mit der Startnummer 1 vor dem roten Boliden mit der Nummer 5. Aber Nummer 5 gibt bekanntlich nicht auf: Mit einer taktischen Meisterleistung sicherte sich Michael Schumacher bei seinem Heimrennen den zweiten Saisonsieg. Alonso begnügte sich eine Woche vor seinem Heimrennen in Barcelona mit Platz 2 und 8 WM-Zählern.

Der Start Bevor die Autos in die Einführungsrunde starteten, gab es die erste Schrecksekunde: Fernando Alonso kam nicht sofort los und Michael Schumacher schoss in Führung. Danach verlief der eigentliche Start aber glatt: Alonso führte das Feld an, nur Felipe Massa setzte seinem Teamkollegen in der ersten Kurve etwas zu. Einen Bombenstart legte Mark Webber hin: Der Australier kam von P19 auf P12 nach vorne. Schlechter erging es Tonio Liuzzi. Der Italiener wurde von Ralf Schumacher angeschoben, der seinerseits von David Coulthard angestubst worden war. Am Ende dieser Kettenreaktion pendelte Liuzzi gegen den Red Bull von Coulthard zurück. Dieser musste deshalb einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen. Liuzzi kam hingegen mit beschädigtem Frontflügel und einem Platten hinten rechts nicht mehr an die Box zurück. Stattdessen drehte sich der Toro Rosso Pilot und blieb mitten auf der Strecke stehen.

Der Re-Start Die Bergung des Liuzzi-Autos erforderte somit schon nach einer Runde den Einsatz von Bernd Mayländers Safety-Car. Kurz darauf ging es schon wieder weiter: Beim Re-Start kam es allerdings zu keinerlei Positionswechseln.

Die Überholmanöver Nachdem es in Imola keine Überholmanöver zu bestaunen gab, sorgte zumindest die Anfangsphase des Europa GP auf dem Nürburgring für einige Action. Zunächst passierte Kimi Räikkönen den Honda von Jenson Button. Danach ging auch Juan Pablo Montoya an einem Konkurrenten vorbei: Der McLaren-Pilot ließ Giancarlo Fisichella stehen. Die nächsten spannenden Kämpfe gab es nach der 1. Runde der Boxenstopps: Ausgerechnet die beiden Streithähne aus dem Qualifying lieferten sich einen packenden Kampf. Neben Villeneuve und Fisichella mischte in dieser Dreier-Gruppe auch noch der heißblütige Juan Pablo Montoya mit. Zu einem Manöver kam es jedoch nicht.

Die Strategien Alle Piloten setzten auf eine Zweistoppstrategie - nur die Tankzeitpunkte variierten. Kimi Räikkönen brachten seine späteren Stopps allerdings nichts ein. Der Finne zog im Duell gegen Felipe Massa den Kürzeren, obwohl er jeweils deutlich länger fahren konnte.

Die Boxenstopps In der 1. Runde der Boxenstopps kam es zu keiner Veränderung an der Spitze: Fernando Alonso konnte seinen Vorsprung knapp gegen Michael Schumacher verteidigen. Beim zweiten und entscheidenden Stopp sollte es genau andersherum sein: Der Deutsche blieb diesmal nicht nur eine, sondern ganze drei Runden länger draußen als der Weltmeister und setzte sich somit deutlich gegen den Renault-Star durch.

Die Ausfälle Mit Tonio Liuzzi und David Coulthard mussten gleich zwei Fahrer der Red Bull Familie ihre Autos nach nur wenigen Runden abstellen. Als nächstes erwischte es nach 13 Runden Mark Webber. Der Australier musste seinen FW28 mit Getriebe-Problemen am Streckenrand abstellen. Zur Rennmitte ging es dann Schlag auf Schlag: Zuerst rollte Jenson Button Ende der Start und Zielgeraden aus. Danach musste auch Christian Klien das Rennen vorzeitig aufgeben und den Doppelausfall für Red Bull Racing komplettieren. Der nächste Ausfall betraf Super Aguri Debütant Franck Montagny, der seinen Honda-getriebenen SA05 mit rauchendem Heck abstellen musste. Sein Teampartner Takuma Sato war nur einige Runden länger unterwegs; dann musste auch er seinen Ex-Arrows in der Box parken. Sieben Runden vor Schluss schlug der Defektteufel gleich im Doppelpack zu: Montoya und Ralf Schumacher rollten mit technischen Problemen aus.

Das Mittelfeld Nur 13 Piloten sahen die Zielflagge. Als Letzter überquerte Christijan Albers knapp hinter seinem MF1-Teampartner Tiago Monteiro die Ziellinie. Davor wurden Scott Speed und Nick Heidfeld Elfter respektive Zehnter. Der undankbare neunte und damit erste punktelose Platz ging an Jarno Trulli im einzig verbliebenen Toyota.

Die Punkteränge Besser als es seine Qualifying-Performance vermuten ließ, war Kimi Räikkönen im Rennen unterwegs. Am Ende kam er Felipe Massa und Fernando Alonso sogar noch einmal sehr nahe. Eine Chance auf einen Podestplatz hatte er während des Rennverlaufs aber nicht. Hinter ihm sicherten sich Rubens Barrichello und Giancarlo Fisichella die Folgeplätze. Nico Rosberg fuhr mit einer starken Leistung vom 22. und letzten Platz auf P7 vor und verwies damit Jacques Villeneuve auf den letzten Punkteplatz.

Das Podium Mit einer fehlerfreien Vorstellung sicherte sich Felipe Massa sein Wunschresultat: Einen Podestplatz. Sein Teamkollege und Team hätten sich natürlich einen Doppelsieg gewünscht. Denn dann hätte man auf Alonso und Renault mehr Punkte gutmachen können. Der Spanier fuhr hingegen ein taktisch geprägtes Rennen und versuchte am Ende nicht den Sieg mit der Brechstange zu erzwingen. Schließlich weiß er bereits aus dem Vorjahr: Wenn er immer ankommt, punktet und bestenfalls auf dem Podium steht, kann er sehr lange von seinem Vorsprung aus den ersten Rennen zehren.

Der Sieger Dank dreier freier und vor allem schneller Runden, sicherte sich Michael Schumacher vor seinem zweiten Boxenstopp einen komfortablen Vorsprung auf den bis dahin Führenden Fernando Alonso. Kaum hatte der Ex-Champion die Spitze übernommen, fuhr er seinen zweiten Saisonsieg locker nach hause. Nachdem Alonso in Imola schneller als der Ferrari-Star war, diesen aber aufgrund der Streckencharakteristik nicht überholen konnte, war es diesmal der Deutsche, der das schnellere Auto besaß.

Die WM-Wertung Zwei Pünktchen knabberte Michael Schumacher vom großen Vorsprung des WM-Leaders Fernando Alonso ab. So lange der Spanier immer Zweiter wird oder seine anvisierten Podestplätze einfährt, wird es für Schumacher aber ähnlich schwer den Renault-Star einzuholen wie für Kimi Räikkönen im Vorjahr. In der Teamwertung kletterte Ferrari durch die doppelte Podestankunft an McLaren Mercedes auf Rang 2 vorbei. Im Kampf gegen Renault liegen die Italiener aber weiter deutlich im Rückstand.