Eigentlich war sie aus der Formel 1-Welt geschaffen, die Flügelaffäre. Drei Teams standen nach dem Malaysia-GP in dringendem Verdacht, flexible Flügelbauteile einzusetzen - vor allem die Scuderia Ferrari stand im Zentrum der Kritik, nachdem TV-Bilder den Frontwing eindeutig als flexibel entlarvt hatten. Allerdings konnte den Teams aufgrund der zurzeit angewandten FIA-Prüfverfahren keine Regelverstöße nachgewiesen werden. Nachdem man sich darauf geeinigt hatte, dass die betroffenen Teams Ferrari, BMW Sauber und McLaren-Mercedes für Melbourne ihre umstrittenen Flügel austauschen würden - und diese Teams das auch taten - wurde die Angelegenheit zu den Akten gelegt.

Letzte Woche beschloss die Technische Arbeitsgruppe der FIA, in der die Technikdirektoren der Rennställe involviert sind, dass man weder neue Regeln noch ein neues Prüfverfahren für flexible Flügelbauteile einführen werde. Für 2007 sei es nicht unwahrscheinlich, dass neue Verfahren hinzukommen könnten - in der aktuellen Saison jedoch sei dies nicht mehr notwendig, weil diese nach der erlangten Einigung nicht mehr gebraucht würden, dachte man.

Doch jetzt hat ein Schreiben von Honda, gerichtet an die Sportbehörde FIA respektive deren Technikdelegierten Charlie Whiting, die Flügelaffäre wieder zum Leben erweckt. Für Honda waren beziehungsweise sind die in Imola gemessenen Topspeedwerte ein Grund zum Verdacht, dass Ferrari immer noch flexible Flügel - konkret einen flexiblen Heckspoiler - zum Einsatz bringt. Im Qualifying beispielsweise wurden bei den Ferrari Topwerte von 295,1 km/h (Michael Schumacher) und 294 km/h (Felipe Massa) gemessen - den drittschnellsten Wert markierte McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya mit nur 291,8 km/h.

Gegenüber Autosport bestätigte Honda-Teamchef Nick Fry, dass man ein Schreiben an Whiting verfasst hat: "Ja, es stimmt, wir haben einfach unsere Besorgnis zum Ausdruck gebracht. An einem Punkt war Michael Schumacher um 6 km/h schneller als Fernando Alonso und an einem anderen Punkt war er um 6 km/h langsamer. Wir spielen alle nach den gleichen Spielregeln und wenn Ferrari Dinge anwendet, die wir nicht zur Verfügung haben, dann muss etwas getan werden." Fry fügte hinzu, dass Honda-Technikchef Geoff Willis einen konkreten Verdacht hege und dies auch beweisen möchte.

Willis erklärte gegenüber dem Autosprint-Magazin: "Ich habe bereits einen Brief an Charlie Whiting geschrieben, weil die Topspeed-Werte der Ferrari am Ende der Geraden einfach unglaublich sind. Ich habe das Gefühl, dass ich ausreichend Video-Beweismaterial vorlegen kann, um demonstrieren zu können, dass der Heckflügel von Ferrari immer noch flexibel ist."