Was bewegt die Formel 1? Die Antwort ist ganz einfach: Die Reifen. Und zwar nicht nur sprichwörtlich als Verbindung zwischen Fahrzeug und Strecke, sondern als höchstintensives Gesprächsthema im Fahrerlager.

Über kaum ein anderes Thema wurde seit Saisonbeginn so viel diskutiert, wie über das schwarze Gold an den vier Ecken der Boliden. Besonders die Aufwärmphase spielte bei beiden Reifenherstellern eine entscheidende Rolle. Zuletzt klagten die Fahrer sowohl im Bridgestone- als auch im Michelin-Lager über zu langsam erhitzende Pneus.

"Wir haben uns ein bisschen damit beschäftigt. Aber wir haben keine gravierende Verbesserung gefunden", verriet Nick Heidfeld gegenüber motorsport-magazin.com. "Wir arbeiten derzeit mit Michelin daran. Die Temperaturen sind in Imola etwas wärmer als in Australien, das sollte uns helfen."

Heimspiel für Ferrari

Imola galt in der Vergangenheit als eine Art Bridgestone-Strecke. "Der Kurs ist eine von den Heimstrecken für Ferrari", sagt Bridgestone-Motorsportdirektor Hiroshi Yasukawa, "also erwarten wir, dass sie hier vor ihren heimischen Fans besonders hart angreifen. Wir besitzen das Potenzial für ein großartiges Wochenende." Eine Einschätzung, der Bridgestone und Ferrari im letzten Jahr alle Ehre machten: Obwohl das italienisch-japanische Duo eine katastrophale Saison erlebte, zeigte es beim ersten Heimspiel der Scuderia auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari ihre beste Leistung der Saison.

"Im letzten Jahr hat es mich extrem überrascht, wie schnell Ferrari hier war", erinnert sich Nick Heidfeld. "Michael ist am Ende fast zwei Sekunden schneller gefahren als alle anderen. Da haben alle schon die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt: Der Rest der Saison wird jetzt langweilig, Ferrari wird alle dominieren." Heute wissen wir: Es sollte ganz anders kommen. Damals schien es jedoch noch so, als ob Imola eine "Bridgestone-Strecke" war. "Erklären kann ich das nicht", fügt Nick hinzu. "Ich glaube allerdings, dass es in diesem Jahr anders sein wird."

Bridgestone sei bei seiner Reifenentwicklung in diesem Jahr deutlich mehr in Richtung Michelin gegangen. "Das sieht man daran, dass auch sie Probleme hatten die Reifen auf Temperatur zu bringen. Früher war Michelin im Heißen gut und Bridgestone nicht. Jetzt heißt es aber auch bei den Japanern: Wir brauchen Temperatur."

Hausaufgaben gemacht

Trotzdem sehen viele die Italiener bei ihrem Heimrennen als heißen Favoriten auf den Sieg an. "Das Rennen wird für uns sehr schwierig. Imola ist normalerweise eine Bridgestone-Strecke", prophezeit beispielsweise Weltmeister Fernando Alonso. Andererseits sagt er aber auch: "Das lag daran, dass Bridgestone letztes Jahr sehr gute Reifen für Ferrari hatte, während wir mit den Michelin Probleme hatten. Diesmal hoffe ich, dass wir mit den Reifen einen Schritt weiter sind."

Sein Teamkollege Giancarlo Fisichella sieht das ähnlich: Dass Ferrari hier einen ähnlichen Reifenvorteil haben könnte wie im letzten Jahr, hält der Malaysia-Sieger für fast unmöglich. "Ich bin überzeugt, dass Michelin da jetzt seine Hausaufgaben gemacht hat", sagte er gegenüber motorsport-magazin.com.

Aber auch Bridgestone wähnt sich gut vorbereitet. "Die Asphaltoberfläche ist relativ rau, aber wir können trotzdem weiche Reifenmischungen verwenden", betonte der Technische Manager Hisao Suganuma. "Dadurch können wir den Grip-Level auch bei schwankenden Temperaturen maximieren." Der Schlüssel zum Erfolg sei diesmal der Grip und nicht die Abnutzung oder die Hitzebeständigkeit.

Michael Schumacher bleibt trotz der großen Erwartungen gelassen. "Ich kann nicht sagen, dass ich zufrieden in dieses Wochenende gehe", sagt er offen und ehrlich. "Aber ich gehe mit vielen Erwartungen hinein. Allen voran jener, dass wir konkurrenzfähig sind."