Seit Oktober mussten wir ohne Freie Trainings, Qualifyings und Rennen auskommen. Und obwohl die rennfreie Zeit durchaus einige Lehre mit sich brachte, kann man an den Rennwochenenden doch noch am meisten lernen. Zum Beispiel über uralte Autos, neue Namen oder Dinge, die sich einfach niemals ändern...

Die Lehre vom Oldtimer

Der vier Jahre alte, modifizierte SA05, alias Arrows A23, wurde im Vorfeld seines GP-Comebacks gerne als Museumsstück, Oldtimer oder einfach nur antik bezeichnet. Da ist es schon in Ordnung, wenn das schneeweiße Auto im ersten Freien Training ohne Vorwarnung ein paar Teile verliert und diese auf der Strecke verstreut.

Die Lehre von den Namen

Nick musste verschiedene Namen in den Ergebnissen lesen., Foto: Sutton
Nick musste verschiedene Namen in den Ergebnissen lesen., Foto: Sutton

Viel wurde über das neue Qualifying-System und die V10-Drosselung bei der Scuderia Toro Rosso diskutiert. Doch es gab noch ein drittes heißes Thema im sandigen Paddock von Bahrain: Die Verwirrung um den offiziellen Namen des BMW Sauber F1.06 in den FIA-Startlisten. Auf der ersten, von der FIA herausgegebenen Ergebnisliste, war die Bezeichnung definitiv falsch. Denn da stand in nicht wirklich großen Lettern, aber dennoch deutlich geschrieben: Sauber BMW. Ein Sauber-Chassis hat der BMW nun aber definitiv nicht mehr.

In der zweiten Version hieß es dann nur noch BMW, wie etwa bei Ferrari, Renault oder Toyota auch. Das gefiel nun aber den Münchnern nicht unbedingt: "Wir heißen als Team BMW-Sauber", sagten sie, "und deshalb tragen sowohl unser Chassis als auch unser Motor den Namen BMW-Sauber. Aus diesem Grund sollte BMW-Sauber in den Listen stehen." So lange dieses Namenswirrwarr ihr einziges Problem bleibt...

Die Lehre vom Qualifying

Wie gesagt: Die komplexen Auf- und Abtank-Regeln des neuen Knock Out Qualifyings sowie deren mögliche Auswirkungen auf die Strategie und das Rennen sorgten im Fahrerlager für heftige Diskussionen und jede Menge Erklärungsbedarf. Nico Rosberg ließ sich davon nicht beeindrucken: "Ich fahr einfach raus und gebe Gas", ließ sich der junge Deutsche nicht vom Regelchaos um sich herum ablenken. Franz Beckenbauer hätte das gefallen. Nicht umsonst sagte er einst unvergesslich: "Geht's raus und spielt's Fußball." Dem deutschen Ballsport Nummer 1 könnte diese Erkenntnis dieser Tage sehr helfen...

Michael Schumacher gefiel nicht nur der Ausgang des neuen Qualifyings., Foto: Sutton
Michael Schumacher gefiel nicht nur der Ausgang des neuen Qualifyings., Foto: Sutton

Die Lehre von den überflüssigen Aussagen

Wir haben uns schon oft über das sinnlose "bla, bla" in den Team Press Releases ausgelassen. Genau genommen war es beim Bahrain GP des Vorjahres, dass McLaren Mercedes aus bislang noch immer nicht geklärten Gründen einen ganzen Absatz "blah, blah, blah, blah, blah..." in seine Pressemitteilung aufgenommen hat. In diesem Jahr sorgten die Neulinge von Super Aguri für spektakuläre Erkenntnisse.

"Ich bin froh, dass wir beide Autos in die Startaufstellung gebracht haben", freute sich Teamboss Aguri Suzuki. Und Takuma Sato pflichtete ihm bei: "Das war tolle Arbeit des Teams. Wir haben beide Autos für das Rennen qualifiziert, was unser Ziel für dieses Wochenende war." Vor ein paar Jahren, wäre das auch noch wirklich schwierig gewesen. Dann damals gab es die 107%-Regel noch. Heute hätte nur ein Grund Super Aguri die Teilnahme am Rennen kosten können: Beide Autos hätten nicht am Qualifying teilnehmen müssen. Das Kunststück im Qualifying zumindest einmal aus der Box zu rollen, hätte aber wohl auch ein fünf Jahre alter Arrows bewältigt. Oder hatte man nach den verlorenen Teilen vom Freitag Angst, dass die Ersatzteile nicht reichen würden?

Egal wie: Rookie Yuji Ide hatte noch eine weitere sensationelle Erkenntnis parat. "Alles ging so schnell im Qualifying: Es fühlte sich so an, als ob alles innerhalb weniger Minuten vorbei gewesen wäre." Da hat er nicht Unrecht. Bereits nach 15 Minuten war die erste Session vorüber und Ide unwiderruflich ausgeschieden.

Ob seine Rekorde je gebrochen werden?, Foto: Sutton
Ob seine Rekorde je gebrochen werden?, Foto: Sutton

Die Lehre von der Ewigkeit

Ayrton Sennas Pole-Rekord von 65 Pole Positions wurde einst als Rekord für die Ewigkeit angesehen. Die Ewigkeit ist aber ein langer Zeitraum. Und da bekanntlich nichts ewig hält, war es an dem Mann, der ohnehin schon alle anderen einst als ewig titulierten Rekorde gebrochen hat, auch diese Bestmarke zu egalisieren. Selbst wenn Michael Schumacher am Saisonende seinen Helm an den Nagel hängen sollte, dürften die Chancen gut stehen, dass er die noch fehlende Pole zum alleinigen Rekord in den verbleibenden 17 Qualifyings erzielen kann.

Die Lehre vom Phoenix

Wie Phoenix aus der Asche sei Ferrari aus dem Wüstensand auferstanden. So oder so ähnlich sagte es Michael Schumacher nach seiner ersten Pole Position seit Ungarn 2005. Doch kaum war der Erfolg zu den Roten zurückgekehrt, beäugten die Konkurrenten den 248 F1 wieder ganz genau. Angeblich soll der Heckflügel des Ferrari "illegal", sprich beweglich, sein. Was lernen wir daraus? Geschichte wiederholt sich immer wieder - sowohl bei den 'Phoenixen' (die es ja offiziell eh nur im Singular gibt) als auch bei den Italienern (von denen es wissenschaftlich bewiesen durchaus mehrere Exemplare gibt)...

Sie sorgten für einen spannenden Saisonauftakt., Foto: Sutton
Sie sorgten für einen spannenden Saisonauftakt., Foto: Sutton

Die Lehre vom Schimpfen

Als sich Fernando Alonso im letzten Jahr in Kanada darüber ärgerte, dass er hinter seinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella viel Zeit verlor, setzte er seinen R26 mit dem einzigen Fehler des Jahres in die Mauer. Seinem Ärger lässt der heißblütige Südeuropäer auch als Weltmeister noch freien Lauf: In den letzten Runden vor seinem letzten Boxenstopp gestikulierte und winkte er wild in Richtung der zu überrundenden Kollegen. Und das schon weit bevor er überhaupt in deren Windschatten geriet. Wie wichtig die schnellen Überrundungsmanöver waren, zeigte sich, als Alonso beinahe zeitgleich mit Schumacher in der ersten Kurve ankam und nur hauchdünn die Führung behielt. Was lernen wir daraus? Winken, Gestikulieren und Schimpfen macht nicht unbedingt langsamer. Allerdings hat sich noch kein Renault-Ingenieur dazu geäußert, ob ein aus dem Cockpit gestreckter Arm auf der Geraden nicht negative Auswirkungen auf die aerodynamische Effizienz hat...

Die Lehre von der Kontinuität

Vieles hat sich über den Winter geändert: Es gibt neue Fahrer, neue Teams und neue Regeln. Doch manche Dinge verändern sich nie: Wenn bei Renault ein Fahrer ein technisches Problem hat, dann ist es Giancarlo Fisichella. Wenn bei Renault ein Fahrer im Qualifying eine zweite Chance erhält sich zu verbessern, dann ist es Fernando Alonso. Wenn ein Chrompfeil im Training stehen bleibt oder gar die Aufhängung bricht, dann ist es Kimi Räikkönen. Wenn bei Ferrari ein Boxenstopp schief geht, dann ist es nicht Michael Schumacher. Und wenn Rubens Barrichello ein Duell gegen seinen Teamkollegen auskämpft, dann gewinnt es dieser. Manches scheint sich wirklich niemals zu ändern...