Die Formel 1 verkündete am Freitag des Grand-Prix-Wochenendes in Austin einen bahnbrechenden TV-Deal für die Vereinigten Staaten. Anstelle von linearem Fernsehen gehen die exklusiven Übertragungsrechte für die Königsklasse in den USA ab der kommenden Saison an Apple TV. Bis 2030 hält Apple nun die Rechte an der bedeutendsten Motorsport-Meisterschaft der Welt.

Das Ganze lässt sich Apple einiges kosten. Die Rede ist davon, dass die Rechte für 150 Millionen US-Dollar (ca. 129 Mio. Euro) pro Jahr an die Streaming-Sparte des Smartphone-Anbieters gehen. Bislang verfügte der reichweitenstarke Sportsender ESPN über die Formel-1-Rechte in den USA. In der Vergangenheit hatte Liberty Media die TV-Deals für die Staaten für Preise unter Marktwert veräußert, um in dem Markt, in dem sich die Formel 1 viele Jahrzehnte schwergetan hatte, heimisch zu werden.

Streaming statt TV: Zieht die Formel 1 nach den USA auch in anderen Märkten um?

Nun gibt es also nicht nur in dieser Hinsicht eine Richtungsänderung, sondern eben auch einen radikalen Umbruch von einer linearen TV-Übertragung hin zu Online-Streaming. Ein Konzept, das mit der jüngeren Zielgruppe und damit einhergehend dem neuen Nutzungsverhalten erklärt wird. Diese Entwicklung beschränkt sich selbstverständlich nicht nur auf die USA.

Weltweit kehren immer mehr Nutzer dem klassischen Fernsehen den Rücken und ersetzen diese Unterhaltungsform durch Streaming-Angebote. Das bringt natürlich die Frage auf, ob das Modell einer Formel-1-Übertragung auf Apple TV auf die USA beschränkt bleibt und nicht auch international Mode machen könnte – beispielsweise in Deutschland.

Dort liegen die Exklusiv-Rechte für die Königsklasse derzeit ja bei Sky, allerdings wurden in den letzten Jahren zunehmend wieder auch mehr Sessions im Free-TV auf RTL ausgestrahlt. 7 Rennen, ein Sprint und elf Qualifyings stehen beispielsweise in der laufenden Formel-1-Saison bei RTL im Programm. Durch die Übernahme von RTL durch Sky könnte sich dieser Trend in Zukunft noch weiter fortsetzen.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am Rande des USA-GPs ließ Eddy Cue, der als Vize-Präsident für Internet Software und Services der federführende Mann bei Apple hinter dem Deal ist, durchblicken, dass zumindest kurzfristig aus ihrer Sicht keine weiteren Ausstrahlungs-Deals geplant sind: "Die Medienlandschaft weltweit ist sehr komplex und jeder, der mit Medienrechten zu tun hat, versteht, dass keiner dieser Deals jemals zeitlich verbunden ist."

Mehr F1-Streaming statt TV - Stefano Domenicali: Warum nicht

"Um größere Deals zu strukturieren geht es immer noch Markt für Markt", so Cue. Langfristig will er nicht ausschließen, dass man international expandiert. Vorerst konzentriert man sich aber auf die USA und will nur langsam evaluieren, ob Apple in weiteren Staaten seinen Hut in den Ring um die hochdotierten TV-Rechte wirft. "Wir wollen sehen, ob wir den Reiz dessen, was wir in den USA tun werden, auch in anderen Märkten erkennen, oder nicht."

Eine klare Absage hört sich anders an, eine Zusage aber auch. Formel-1-Chef Stefano Domenicali warnt davor, dass ein Übertragungs-Konzept, das in einem Land erfolgsversprechend ist, auch anderswo genauso funktioniert. "Die Medienwelt ist ziemlich fragmentiert und sehr divers. Das müssen wir respektieren", so der Italiener.

"Falls sich Möglichkeiten in verschiedenen Märkten eröffnen, dann werden wir diese diskutieren – wieso nicht", so Domenicali. "Es ist der Start einer Reise, die uns in ein anderes Umfeld bringen könnte, aber jetzt müssen wir uns darauf fokussieren, dass die Entscheidungen, die wir in diesem Markt treffen, die richtigen sind", schwenkte er wieder auf die USA zurück.

Neben der Strecke gab es am Freitag des Sprint-Wochenendes in Austin nicht nur die neue TV-Rechtevergabe für die USA, die für Schlagzeilen sorgte. Auch das Rennen um die FIA-Präsidentschaftswahl bekam eine aufsehenerregende Wende - und zwar deshalb, weil es jetzt gar kein Rennen mehr ist.